Die Gemeinde Hégenheim liegt am Südostrand des Sundgau an der Grenze zur Schweiz, etwa vier Kilometer westlich des Basler Stadtzentrums. Durch die Gemeinde fließt der Lertzbach (auf Schweizer Gebiet Lörzbach genannt).
Nach der Troll-Paffen-Klassifikation ist das Klima in Hégenheim gemäßigt-kühl mit ziemlich kalten, trockenen Wintern (nur 45 mm durchschnittlicher Niederschlag im Februar in Binningen) und warmen, stürmischen Sommern, mit maximalem Niederschlag im Mai. Kaltluftseen sind im Winter häufig.
Monatliche Durchschnittstemperaturen und -niederschläge für Basel / Binningen
Der Name des Dorfes stammt wahrscheinlich aus der fränkischen Zeit und bedeutete „Herrschaft des Hagino“, ein germanischer Name.
Das Gebiet in der Römerzeit prägten wichtige Straßen von Pruntrut nach Augst und von Binningen nach Rixheim. Das Dorf stand unter der Kontrolle des Bistums Basel. Die Bischöfe vergaben es an Vasallen, darunter die Familie Bärenfels (1482), die es bis 1700 behielt. Infolge der Verwüstungen, die der Pfälzische Erbfolgekrieg (1688–1697) anrichtete, flüchteten die Schwestern Elisabeth und Anna von Bärenfels, die Besitzerinnen der alten Burg, nach Burgfelden. Das Landgut bestand damals aus der Burg, dem Hof und dem Obstgarten.
Nach der Schlacht von Friedlingen (1702) wurde das Schloss in ein Krankenhaus umgewandelt und verwüstet. Fast verlassen wurde es von einem Basler widerrechtlich besetzt. Ludwig XIV. übergab die Domäne an Laurent de Barbier, einen Offizier aus der Picardie, als Belohnung für die vielen Jahre, die er im Dienste Frankreichs verbracht hatte, und als Entschädigung für die verschiedenen Verwundungen, die er erlitten hatte. De Barbier musste sich an den Souveränen Rat des Elsass wenden, um den Nutznießer zu vertreiben und sein Eigentum im März 1703 in Besitz zu nehmen.
Zu dieser Zeit befehligte er das Fort Saint-Pierre in Freiburg im Breisgau und leitete später den Bau der Festung von Huningue. Er beendete sein Leben in Oleron als Kommandant der Festung. Seine Söhne Laurent-Amable und Pierre übernahmen den Bau des heutigen Schlosses, das 1737 fertiggestellt wurde.
Das 17. Jahrhundert war geprägt von der Entstehung einer starken jüdischen Gemeinde vor den Toren Basels, wo sie nicht geduldet wurde.
Im Jahr 1673 verkaufte Hannibal von Bärenfels der jüdischen Gemeinschaft ein Grundstück, das für eine Synagoge genutzt werden sollte, aber stattdessen als Friedhof verwendet wurde. Aufgrund der restriktiven Gesetze in der Region (insbesondere in vielen Schweizer Kantonen) hatten Jüdinnen und Juden Mühe, einen Platz für die Beisetzung ihrer Toten zu finden, so dass der Jüdische Friedhof von Hegenheim erhebliche Bedeutung erlangte. Bis August 1903, als der Jüdische Friedhof Basel eröffnet wurde, wurden die Mitglieder der Israelitischen Gemeinde Basel beispielsweise in Hégenheim bestattet. Er umfasst etwa 8000 Gräber. Im Jahr 1723 wurde die Hegenheimer Synagoge gebaut, die jedoch im Juni 1815 von einfallenden Truppen niedergebrannt wurde. Sie wurde 1821 wiederaufgebaut und diente ab 1874 als jüdisches Altersheim. 1925 wurde sie profaniert. 1961 erwarb der Steinbildhauer Walter Gürtler das Gebäude und bewohnte es bis 2012. Das baufällig gewordene Haus wird demnächst renoviert und zu einem Kulturzentrum ausgebaut.[2]
Im Jahr 1838 lebten 845 Juden in Hegenheim. Zu der Zeit war Moïse Nordmann zuständig für das Rabbinat Hegenheims, ein Amt, das er bis zu seinem Tod im Jahr 1884 behielt. Er bediente überdies zahlreiche Schweizer Gemeinden.[2]
Eine zunehmende antijüdische Stimmung spitzte sich im Revolutionsjahr 1848 zu. Am 23. April 1848 brach ein Streit aus, weil Hagenthaler Bauern antijüdische Lieder sangen. Bei einem Handgemenge wurde einem Nicht-Juden ein Finger abgeschnitten. Daraufhin wurde die jüdische Nationalgarde vom wütenden Mob entwaffnet. Juden wurden angegriffen und mehrere jüdische Häuser gestürmt und verwüstet. Ein Kind wurde getötet. Erst der Einsatz von Truppen konnte die Unruhen am 25. April beenden.[3]
Vor dem Ersten Weltkrieg war Hegenheim ein wichtiges Zentrum der Uhrenproduktion. Die Uhrenfabrik Lévy beschäftigte etwa 100 Arbeiter, von denen die Hälfte aus der Schweiz kam. Sie wurde durch die Société anonyme Manufacture d’horlogerie du Haut-Rhin ersetzt, die bis 1963 tätig war.
Bevölkerungsentwicklung
Jahr
1962
1968
1975
1982
1990
1999
2007
2019
Einwohner
2007
2059
2226
2162
2310
2576
3005
3369
Kirche Saint-Rémi
Grundschule
Ehemalige Synagoge
Kapelle Saint-Remi
Literatur
Le Patrimoine des Communes du Haut-Rhin. Flohic Editions, Band 1, Paris 1998, ISBN 2-84234-036-1, S. 614–615.