Dieser Artikel behandelt Gutenachtgeschichten allgemein. Zur Gutenachtgeschichte von Ulrich Plenzdorf siehe dort.
Gutenachtgeschichten (regional umgangssprachlich auch Betthupferl) sind kurze Erzählungen, die Kindern bis zu einem Alter von etwa 12 Jahren vor dem Einschlafen erzählt werden. In der Regel lesen die Eltern ihren Kindern diese Geschichten vor, mittlerweile findet man auch ein breites Angebot in anderen Medien, insbesondere Hörfunk und Fernsehen.
Das Lesen einer Geschichte vor dem Einschlafen ist ein festes Abendritual in vielen jungen Familien. 90 % der Eltern lesen ihren Kindern im Alter zwischen vier und sechs Jahren am Abend etwas vor. Bereits vor dem vierten Lebensjahr kommen 71 % der Kinder in den Genuss einer Gutenachtgeschichte. Auch bei älteren Kindern bis 12 Jahre, die selbst bereits lesen können, liegt der Anteil noch bei 60 %.[1] Auch Kinder können nicht „auf Knopfdruck“ abschalten und einschlafen. Feste, vertraute Rituale am Abend helfen ihnen, sich zu entspannen und besser einzuschlafen.
Der Begriff „Gutenachtgeschichte“ wurde durch Jella Lepman geprägt, die solche Geschichten sammelte, und ist etwa seit 1950 gebräuchlich.[2] Im Rahmen einer Studie wurde festgestellt, dass abendliches Vorlesen den Grundstein zur optimalen Förderung eines Kindes legt und der entscheidende Beitrag zur Lesesozialisation ist.[3]
Sandmann (Radio DDR, 1956–1991)
Ab dem 19. Mai 1956[24] wurde auf Radio DDR (1958 Radio DDR I, 1990 Radio aktuell) ein Abendgruß für Kinder gesendet. Titel war zuerst Der Sandmann kommt,[25] dann Wenn der Sandmann kommt[26] und etwa ab 1961 Der Sandmann ist da.[27]
Ohrenbär (RBB, seit 1987)
Seit dem 1. Oktober 1987[28] gibt es den Ohrenbär, eine Produktion von SFB bzw. RBB in Kooperation zuletzt noch mit dem NDR, als klassische Gutenachtgeschichte seit 2021 allerdings nur noch auf NDR Info Spezial (auf rbbKultur läuft sonntagmorgens eine einstündige Kompaktausgabe).[29]
Zappelduster (RBB, seit 1992)
Die am 1. Januar 1992 begonnene Sendereihe Zappelduster, eine Produktion von ORB bzw. RBB, wird seit Oktober 1997 täglich auf Antenne Brandenburg ausgestrahlt.
Fernsehen
Als Klassiker der Gutenachtgeschichte im Fernsehen gelten die beiden Sandmännchen-Sendungen im geteilten Deutschland zwischen 1959 und 1990 (Unser Sandmännchen vom DFF, Sandmännchen vom SFB). Seit 1991 gibt es Unser Sandmännchen in neuer Aufmachung in MDR, RBB und KiKA.
In Österreich sendete ORF FS1 etwa von Mitte der 1960er Jahre bis zumindest 1988 das Betthupferl, beispielsweise mit Familie Petz (bei der DVD-Edition umbenannt in Gute-Nacht-Geschichten).
Im Schweizer Fernsehen wurde von 1986 bis 2006 das zehnminütige Guetnachtgschichtli ausgestrahlt. Seit Ende Februar 2012 wird es wieder ausgestrahlt.[30] Das rätoromanische Pendant Istorgia da buna notg wurde 2009 nach fast 40 Jahren eingestellt.[31]
Literatur
Betthupferl. Band 1. Ausgewählt und bearbeitet von Heinz Görz. Mit Illustrationen von Hannes Limmer. Graz-Stuttgart: Leopold Stocker Verlag 1962 [8 weitere Auflagen bis 1977].
Betthupferl. Band 2. Ausgewählt und bearbeitet von Heinz Görz. Mit Illustrationen von Hannes Limmer. Graz-Stuttgart: Leopold Stocker Verlag 1965 [3 weitere Auflagen bis 1975].
↑Quelle: eine repräsentative Umfrage bei 668 Männern und Frauen mit eigenen Kindern im Haushalt, darunter 298 Eltern mit Kindern im Alter bis 12 Jahre, durchgeführt im Auftrag des Apothekenmagazins Baby und Familie von der GfK Nürnberg.
↑Christiane Schurian-Bremecker: Kindliche Einschlafrituale im Kontext sozialer und kultureller Heterogenität. 2008, S. 71.
↑Christiane Schurian-Bremecker: Kindliche Einschlafrituale im Kontext sozialer und kultureller Heterogenität. 2008, S. 236.
↑Schauspieler Urs Harnik-Lauris reisepanorama.at, Unterwegs mit Reinhard A. Sudy, Print in: KunstKulturTipp in Gsund. Menschen helfen Menschen. Nr. 57, März 2008. S. 63, upgedatet 22. Oktober 2012, abgerufen am 16. März 2017.