Bekannt wurde der DDR-Autor auch in der Bundesrepublik Deutschland durch seine 1972 in der Zeitschrift Sinn und Form veröffentlichte gesellschaftskritische Erzählung Die neuen Leiden des jungen W. Ursprünglich 1969 als Filmszenarium für die DEFA geschrieben, erschien die Erzählung 1973 in Buchform und wurde seitdem in mehr als 30 Sprachen übersetzt.[3] Die 1972 in Halle uraufgeführte Bühnenfassung war in der Spielzeit 1974/75 das meistgespielte Gegenwartsstück auf den Bühnen der Bundesrepublik Deutschland und wurde dort auch verfilmt.[4] Im Jargon der DDR-Jugend der 1970er Jahre erzählt Plenzdorf die tragische Geschichte eines Jugendlichen, der aus seiner kleinbürgerlichen Umwelt auszubrechen versucht und beim Lesen von Goethes Werk Die Leiden des jungen Werthers (1774) immer wieder Parallelen zu seinem eigenen Leben findet.
Für die in der Legende von Paul und Paula verwendeten Lieder der Puhdys, etwa Geh zu ihr, schrieb er die Texte, teilweise unter Verwendung von Bibelzitaten.
Ulrich Plenzdorf war ab 1955 verheiratet und hatte drei Kinder. Seine Frau Helga Plenzdorf (geb. Lieske)[5][6] war Redakteurin im Verlag Volk und Wissen. Seinen Berliner Wohnsitz hatte Plenzdorf lange Jahre in der Wilhelm-Pieck-Straße (seit 1990: Torstraße) 5 im Stadtbezirk Mitte.
Im Dezember 1971 verpflichtete sich Plenzdorf bei der DDR-Staatssicherheit, seine Wohnung als Deckadresse „Ewald Richards“ für Postsendungen aus der Bundesrepublik zur Verfügung zu stellen.[7] Unter diesem Decknamen wurde er als Inoffizieller Mitarbeiter zur Sicherung der Konspiration und des Verbindungswesens geführt.[8] Im Januar 1973 wurde der „magere IM-Vorgang“ geschlossen und der operative VorgangDramatiker eröffnet, mit dem er selbst überwacht wurde.[9] Im Beschluss der Staatssicherheit über das Anlegen von Dramatiker heißt es zur Begründung: „Durch feindliche Äußerungen und literarische Arbeiten mit einer negativen und feindlichen politisch-ideologischen Aussage und Interviews in der Westpresse tritt die Person ständig in Erscheinung.“[10]
Ulrich Plenzdorf starb im Alter von 72 Jahren nach längerer Krankheit in einer Klinik bei Berlin. Beigesetzt wurde er am 23. August 2007 an seinem letzten Wohnort, in Alt Rosenthal bei Seelow, Landkreis Märkisch-Oderland.[11] Sein Nachlass befindet sich im Archiv der Akademie der Künste in Berlin.[12]
Im Dezember 2020 wurde eine neue Straße in Berlin-Rummelsburg nach Ulrich Plenzdorf benannt.[13] Sie liegt im Bereich des schon länger existierenden Paul-und-Paula-Ufer, das auf den Drehort Bezug nimmt. Am 20. September 2021 wurden provisorische Straßenschilder zu sieben Straßen enthüllt, die in einem Neubaugebiet auf den Film anspielen.
Mark-Oliver Carl: (Un-)Stimmigkeiten bei Ulrich Plenzdorf. Analyse intertextueller Wiederaufnahmen in „kein runter kein fern“, „Die Legende von Paul und Paula“, „Zeit der Wölfe“, „Karla“ und „Die neuen Leiden des jungen W.“ Lang, Frankfurt am Main 2008.
Edwin Kratschmer: Die neuen Leiden des jungen W, in Interpretationen, Erzählungen des 20. Jahrhunderts. Stuttgart 1996
Wolfgang Trampe: Gespräch mit Ulrich Plenzdorf: „Und wenn dann die Aufregung einsetzte, war ich eigentlich immer sehr zufrieden.“ In: Wolfgang Trampe: Erzählen für den Film. Schriftenreihe der DEFA-Stiftung. Berlin: 2004, ISBN 3-00-013941-9, S. 52–79.