Gustav von Jagow war Sohn des preußischen Majors und Rittergutsbesitzers Friedrich Wilhelm August von Jagow (1783–1863) und dessen Ehefrau Agnes Luise Ernestine Karoline von der Schulenburg-Heßler (1789–1853). Der Landrat von Westprignitz Julius von Jagow war sein jüngerer Bruder.
Außerdem gehörte Jagow zwischen 1842 und 1852 dem rheinischenProvinziallandtag an. Zwischen 1848 und 1852 war er Mitglied der zweiten Kammer des preußischen Landtages und zwischen 1855 und 1858 des preußischen Abgeordnetenhauses für den Wahlbezirk Kreuznach. Er gehörte der Centrumsfraktion und der Fraktion Arnim an.
Ab 1861 war er für kurze Zeit Polizeipräsident in Breslau. Er kritisierte die liberale Neue Ära und war Gegner der Fortschrittspartei. Nach dem Rücktritt der liberalen Minister des Kabinetts der neuen Ära wurde Jagow neben anderen eher konservativen Ministern im März 1862 zum preußischen Innenminister ernannt. In dieser Funktion versuchte er im Auftrag von Wilhelm I. die durch den preußischen Verfassungskonflikt nötig gewordenen Neuwahlen im Sinne der Regierung zu beeinflussen. Die Fortschrittspartei, gegen die sich die Anweisungen Jagows in erster Linie richteten, protestierte entschieden gegen diese von ihr als unzulässig beurteilte Wahlbeeinflussung. Dies führte dazu, dass die liberale Mehrheit des Abgeordnetenhauses gegenüber Jagow ihr Misstrauen aussprach. König Wilhelm hielt allerdings an seinem Minister fest.
↑Wolfgang Bartels: Nur wie er aussah, weiß niemand. In: Allgemeine Zeitung. Ausg. Bad Kreuznach, 16. April 2016, S. 20.
↑Bernd Haunfelder, Klaus Erich Pollmann: Reichstag des Norddeutschen Bundes 1867–1870. Historische Photographien und biographisches Handbuch (= Photodokumente zur Geschichte des Parlamentarismus und der politischen Parteien. Band 2). Droste, Düsseldorf 1989, ISBN 3-7700-5151-3, Foto S. 181, Kurzbiographie S. 421–422.
↑Fritz Specht, Paul Schwabe: Die Reichstagswahlen von 1867 bis 1903. Eine Statistik der Reichstagswahlen nebst den Programmen der Parteien und einem Verzeichnis der gewählten Abgeordneten. 2. Auflage. Verlag Carl Heymann, Berlin 1904, S. 29 und 34; vgl. auch A. Phillips (Hrsg.): Die Reichstagswahlen von 1867 bis 1883. Statistik der Wahlen zum Konstituierenden und Norddeutschen Reichstage, zum Zollparlament, sowie zu den fünf ersten Legislatur-Perioden des Deutschen Reichstages. Verlag Louis Gerschel, Berlin 1883, S, S. 19 und 22.