Die Anlage befindet sich kurz hinter dem südlichen Ortsausgang von Stöckheim, östlich der Straße nach Lüdelsen auf einem Feld. Sie ist von einer kleinen Baumgruppe umgeben und über einen Feldweg erreichbar.
Die Anlage gehört zum Typ der Großdolmen. Sie liegt auf einem flachen meridional orientierten Hügel und bestand ursprünglich aus 16 Trag- und vier Decksteinen, die eine nord-südlich orientierte Kammer bildeten, die bis auf zwei Tragsteine vollständig erhalten ist. Die Einfassungssteine des Hügels sind nicht mehr vorhanden. Zwei Tragsteine sind umgefallen, die drei südlichen Decksteine sind verstürzt. Der nördliche Deckstein, bei dem es sich um den größten erhaltenen Deckstein aller Großsteingräber in der Altmark handelt, befindet sich noch in situ. Er ist 4,5 m lang, 2,9 m breit, 0,8 m dick und wiegt etwa 22 Tonnen. An seiner Südwestecke weist er eine tiefe Rinne auf (von Laien als Blutrinne bezeichnet). In seine Oberfläche wurden über 80 Schälchen eingearbeitet.
Die Kammer hat einen trapezoiden Grundriss und misst in Nord-Süd-Richtung 9,2 m sowie in Ost-West-Richtung zwischen 1,8 und 2,2 m. Ihre Höhe beträgt rund einen Meter. Sie nimmt nach Norden hin zu. Die Kammer ist her über einen Gang erreichbar. Dieser besteht aus zwei kleinen Trag- und einem heute abgerutschten Deckstein. Der Gang ist 0,8 m breit und 0,4 m hoch.[4]
Der nördliche Teil der Grabkammer, Blick von Westen
Der Zugang zur Grabkammer, Blick von Westen
Der südliche Teil der Grabkammer, Blick von Westen
Das Großsteingrab Stöckheim in regionalen Sagen
Um das Großsteingrab Stöckheim ranken sich einige volkstümliche Sagen. Eine sieht es als Grab des biblischen Riesen Goliat an. Dieser habe es im heiligen Land nicht mehr ausgehalten, da er dort aufgrund seiner Niederlage gegen den Hirtenjungen David verspottet wurde. Er beschloss, sich eine neue Ruhestätte zu suchen und fand den geeigneten Platz in Stöckheim. Dort stellte er zunächst einige Steine auf und kehrte dann noch einmal um, um seinen goldenen Sarg und seinen Grabstein zu holen. Den Sarg nahm er unter den Arm und den Grabstein band er sich mit einer goldenen Kette auf den Rücken. Diese scheuerte aber beim Laufen und bildete somit die markante Rinne auf dem nördlichen Deckstein. Auch für die Schälchen findet die Sage eine Erklärung: Diese entstünden, da Goliath in jeder Neujahrsnacht aus seinem Grab steige und drei Löcher in den Stein schabe, die so groß seien wie die Wunde, die Davids Steinschleuder ihm einst geschlagen habe.[5]
Eine andere Sage berichtet von Unterirdischen, die sich häufig in der Grabkammer aufhalten und Kinder entführen. Die Sage erzählt von einem Verwalter des Rittergutes von Ahlum, der auf diese Dinge nichts gab und seine Tochter nicht zur Vorsicht ermahnte. Die gutaussehende und gesunde Tochter wurde daraufhin von den Unterirdischen gegen ein hässliches, geisteskrankes Mädchen vertauscht, welches bereits mit 18 Jahren starb. Die Unterirdischen sollen die Grabkammer aber auch häufiger verlassen, um bei der Ahlumer Mühle auf dem sogenannten Mühlenstein Kegeln zu gehen. Dieser Stein wurde aber bereits 1901 entfernt und als Baumaterial verwendet.[6]
Hans-Jürgen Beier: Die megalithischen, submegalithischen und pseudomegalithischen Bauten sowie die Menhire zwischen Ostsee und Thüringer Wald (= Beiträge zur Ur- und Frühgeschichte Mitteleuropas. Band 1). Wilkau-Haßlau 1991, S. 53.
Wilhelm Blasius: Die megalithischen Grabdenkmäler im westlichen Theile des Kreises Salzwedel in der Altmark. In: 13. Jahresbericht des Vereins für Naturwissenschaft zu Braunschweig für die Vereinsjahre 1901/1902 und 1902/1903. 1904, S. 57–58 (Online).
Wilhelm Blasius: Führer zu den megalithischen Grabdenkmälern im westlichen Teile des Kreises Salzwedel. In: Einunddreißigster Jahresbericht des Altmärkischen Vereins für vaterländische Geschichte und Industrie. Heft 2, 1904, S. 103–104 (PDF; 8,1 MB).
Hartmut Bock, Barbara Fritsch, Lothar Mittag: Großsteingräber der Altmark. Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt und Landesmuseum für Vorgeschichte, Halle (Saale) 2006, ISBN 3-939414-03-4, S. 152–158, 192–199.
Johann Friedrich Danneil: Specielle Nachweisung der Hünengräber in der Altmark. In: Sechster Jahresbericht des Altmärkischen Vereins für vaterländische Geschichte und Industrie. 1843, S. 110 (PDF; 5,5 MB).
Barbara Fritsch: Stöckheim, Ldkr. Altmarkkreis Salzwedel. In: Siegfried Fröhlich (Hrsg.): Aus der Vorgeschichte Sachsen-Anhalts. Landesmuseum für Vorgeschichte Halle (Saale), Halle (Saale) 1995, ISBN 3-910010-13-X, Nr. 14.
Hans-Ulrich Kelch: Geheimnisvolle Näpfchen. In: Hartmut Bock (Hrsg.): Städte – Dörfer – Friedhöfe. Archäologie in der Altmark 2: Vom Hochmittelalter bis zur Neuzeit (= Beiträge zur Kulturgeschichte der Altmark und ihrer Randgebiete Band 8). Oschersleben 2002, ISBN 3-935358-36-9, S. 458–469.
Eduard Krause, Otto Schoetensack: Die megalithischen Gräber (Steinkammergräber) Deutschlands. I.: Altmark. In: Zeitschrift für Ethnologie. Bd. 25, 1893, S. 152/Nr. 130, Taf. VI/130, VII/130, IX/130 (PDF; 39,0 MB).
Lehrerverband der Altmark (Hrsg.): Altmärkischer Sagenschatz. Leipzig/Berlin 1908, S. 144–145.
Lothar Mittag: Hünengräber, besondere Steine und Steinkreuze in der altmärkischen Sagenwelt. Johann-Friedrich-Danneil-Museum Salzwedel, Salzwedel 2005, S. 25–27.
Detlef W. Müller: Stöckheim. In: Joachim Herrmann (Hrsg.): Archäologie in der Deutschen Demokratischen Republik. Denkmale und Funde. Band 2, Urania, Leipzig/Jena/Berlin 1989, ISBN 3-332-00308-9, S. 406.
Alfred Pohlmann: Sagen aus der Wiege Preußens und des Deutschen Reiches, der Altmark. Franzen & Große, Stendal 1901, S. 87–88.
↑Hartmut Bock: Schülerarbeitsgemeinschaften und Bodendenkmalpflege in der nordwestlichen Altmark. In: Jahresschrift für mitteldeutsche Vorgeschichte. Band 69, 1986, S. 285 (Online).