Zum Ortsteil Groß Garz gehört neben dem Dorf Groß Garz der südlich gelegene Wohnplatz Haverland. Nördlich liegt das frühere Vorwerk Zur Burg52.94762511.58865120 und die heutige Wüstung Dreistücken52.95013611.58585720.[5]
Geschichte
Mittelalter bis 20. Jahrhundert
Die erste sichere Nennung des Ortes stammt aus dem Jahre 1475 als zu Garcz.[6] Weitere Nennungen sind 1496 zu Gartzk,[7] 1518 de hoff to Gartze mit den dorppern Groten Gartze, 1687 Gartze[3] und 1804 Dorf und Gut Groß Gartz.[8] 1842 ist Groß Garz ein Pfarrdorf und ein landtagsfähiges Rittergut mit den Grundsitzerhöfen Pickenhagen und Dreistücken.[9]
Herkunft des Ortsnamens
Der Name ist slawischen Ursprungs und bedeutet im Allgemeinen „befestigter Platz“,[10] konkret steht im Slawischen „grad“ bzw. „grod“ für Burg.[11]
Wasserburg Groß Garz
In der Südwestecke der alten Dorflage im Niederungsgebiet der „Pfingstwiese“ an der Stelle des früheren Rittergutes waren um das ehemalige Gut der Familie Schmidt die Gräben einer abgerundet rechteckigen Wasserburg mit 100 mal 150 Meter Durchmesser erhalten. Dort wurden blau-graue deutsche Scherben aus dem 13. und 14. Jahrhundert gefunden.[11][12][13]
Burg Gartizke
Auf der Gemarkung Groß Garz liegt zwei Kilometer nordwestlich vom Dorf auf einer niedrigen Wiese, 700 Meter südlich des Zehrengrabens, ein Terrain, das noch 1906 „Die Burg“ genannt wurde.[5] Nördlich davon lag das das Vorwerk „Dreistücken“, südlich des Terrains das Vorwerk „Zur Burg“. Der Überlieferung nach hat hier eine Burg Gartizke gelegen. Christoph Entzelt berichtet 1579 unter den sieben Häusern, welche nun verwüstet liegen, sei auch „die alte Gartitzke hinter Gartz“.[14][15]
Die Anlage ist eine ovale, stark eingeebnete 200 mal 300 Meter große mittelalterliche Wasserburg mit dem Rest eines Burgwalls. Es wurden altslawische Scherben aus dem 9. bis 10. Jahrhundert gefunden.[16][17]
Klein Garz
Die Wüstung Klein Garz liegt etwa 1,6 Kilometer südöstlich von Groß Garz und 800 Meter nördlich von Jeggel auf dem westlichen Ufer des Zehrengrabens.[18] Die erste Erwähnung stammt aus dem Jahre 1431 als to Lutken Gartzee.[19] Weitere Nennungen sind 1518 vnd dem wusten dorppe lutken Ghartzer und 1598 Lutken Garz.[18]
Ersterwähnung 1290
Der Historiker Peter P. Rohrlach weist darauf hin,[3] dass die älteren Belege von 1290 bis 1364, die Wilhelm Zahn Groß Garz zuordnet,[20] dort verkehrt stehen. Sie betreffen sämtlich Klein Gartz bei Salzwedel, dass früher auch Groß Gartz hieß.
Eingemeindungen
Groß Garz gehörte bis 1807 zum Seehausenschen Kreis, danach bis 1813 zum Kanton Pollitz im Königreich Westphalen, ab 1816 kam es in den Kreis Osterburg, den späteren Landkreis Osterburg in der preußischen Provinz Sachsen.[3]
Am 30. September 1928 wurde der bewohnte Teil vom Gutsbezirk Groß Garz aus dem Landkreis Osterburg mit der Landgemeinde Groß Garz vereinigt. Die unbewohnte Teile wurden mit der Landgemeinde Pollitz bzw. mit der Landgemeinde Haverland vereinigt.[21] Das Gut lag im Südwesten des Ortes. Am 1. April 1939 erfolgte der Zusammenschluss der Gemeinden Groß Garz und Haverland zu einer Gemeinde mit dem Namen Groß Garz.[22]
In die Gemeinde Groß Garz wurden die folgenden Gemeinden eingemeindet:[23][24]
Jeggel am 20. Juli 1950
Deutsch am 1. Januar 1973
Lindenberg am 1. Februar 1974
1986 hatte die Gemeinde Groß Garz sechs Ortsteile – die Ausbauten Dorfstr. waren zusätzlich als Ortsteil ausgewiesen.[25]
Bis zum 31. Dezember 2009 war Groß Garz eine selbständige Gemeinde mit den zugehörigen Ortsteilen Deutsch, Haverland, Jeggel und Lindenberg und gehörte der jetzt aufgelösten Verwaltungsgemeinschaft Seehausen (Altmark) an.
Durch einen Gebietsänderungsvertrag haben die Gemeinderäte der Gemeinden Gollensdorf (am 27. Januar 2009) und Groß Garz (am 19. Januar 2009) beschlossen, dass ihre Gemeinden aufgelöst und zu einer neuen Gemeinde mit dem Namen Zehrental vereinigt werden. Dieser Vertrag wurde vom Landkreis als unterer Kommunalaufsichtsbehörde genehmigt und trat am 1. Januar 2010 in Kraft.[26]
Deutsch, Jeggel, Groß Garz und Lindenberg wurden Ortsteile von Zehrental. Haverland ist im Verzeichnis Gemeinden und Gemeindeteile von 2013 nicht mehr aufgeführt.[27][28]
Die evangelische Kirchengemeinde Groß Garz gehörte früher zur Pfarrei Groß Garz bei Krüden in der Altmark.[32] Die Kirchengemeinde gehört seit 2002 zum Kirchspiel Groß Garz und Umgebung[3] und wird betreut vom Pfarrbereich Beuster im Kirchenkreis Stendal im Bischofssprengel Magdeburg der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland.[33]
Die ältesten überlieferten Kirchenbücher für Groß Garz stammen aus dem Jahre 1805. Die älteren Kirchenbücher sind 1894 verbrannt.[34] Das Pfarrhaus brannte 1718, 1833 und 1894 ab.
Politik
Der letzte Bürgermeister der Gemeinde Groß Garz war Karl-Jürgen Bach.
Die evangelische Dorfkirche Groß Garz ist ein im Kern mittelalterlicher Feldsteinbau, entstanden gegen Anfang des 13. Jahrhunderts.[35] Sie soll früher eine Missionskirche gewesen sein, also eine der ältesten christlichen Kultstätten der Altmark gewesen sein.[36]
Jodocus Temme berichtet in der Sage Die beiden Frauen zu Aulosen über einen Herrn von Jagow zu Aulosen, der an einem Türkenkrieg teilnahm. In der Kirche von Groß Garz gab es „zwei Leichensteine, auf welchem zwei weibliche Figuren ausgehauen waren, welches die beiden Frauen dieses Ritters sein sollen“.[37]
Alwin Bielefeldt (1857–1942), Jurist, Ministerialbeamter im Reichsversicherungsamt und Pionier des Kleingartenwesens
Literatur
Peter P. Rohrlach: Historisches Ortslexikon für die Altmark (= Historisches Ortslexikon für Brandenburg. Teil XII). Berliner Wissenschafts-Verlag, Berlin 2018, ISBN 978-3-8305-2235-5, S.741–745, doi:10.35998/9783830522355 (E-Book zur zweibändigen Druckausgabe).
Wilhelm Zahn: Heimatkunde der Altmark. Nach Hinterlassenschaften des Verfassers bearbeitet von Martin Ehlies. 2. Auflage. Verlag Salzwedeler Wochenblatt, Graphische Anstalt, Salzwedel 1928, OCLC614308966, S.176 (Reprint 2018, SelbstVerlag Eugen & Constanze Gliege).
J[ohann] A[ugust] F[riedrich] Hermes: Historisch-geographisch-statistisch-topographisches Handbuch vom Regierungsbezirke Magdeburg. Hrsg.: J[ohann] A[ugust] F[riedrich] Hermes, M[ichael] J[ulius] Weigelt. Zweiter, oder topographischer Teil. Selbstverlag und W. Heinrichshofen in Kommission, Magdeburg 1842, OCLC1071081004, S.369–370, 42. Groß-Garz (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
↑ abcKarina Hoppe: Seehausen lässt weiter Federn. In: Osterburger Volksstimme, Biese-Aland-Kurier. 26. Januar 2024, DNB1047269554, S.17.
↑ abHauptsatzung der Gemeinde Zehrental. 4. Juli 2019 (seehausen-altmark.de [PDF; 2,6MB; abgerufen am 17. Juli 2022]).
↑ abcdefgPeter P. Rohrlach: Historisches Ortslexikon für die Altmark (= Historisches Ortslexikon für Brandenburg. Teil XII). Berliner Wissenschafts-Verlag, Berlin 2018, ISBN 978-3-8305-2235-5, S.741–745, doi:10.35998/9783830522355 (E-Book zur zweibändigen Druckausgabe).
↑George Adalbert von Mülverstedt: Codex diplomaticus Alvenslebianus: Urkunden-Sammlung zur Geschichte des Geschlechts von Alvensleben und seiner Besitzungen. Band2. Baensch, Magdeburg 1882, S.540.
↑Paul Grimm: Handbuch der vor- und frühgeschichtlichen Wall- und Wehranlagen. Die vor- und frühgeschichtlichen Burgwälle der Bezirke Halle und Magdeburg (= Schriften der Sektion für Vor- und Frühgeschichte. Band6). 1958, ZDB-ID 1410760-0, S.390–391, Nr. 1077.
↑Wilhelm Zahn: Die Wüstungen der Altmark. In: Geschichtsquellen der Provinz Sachsen und angrenzender Gebiete. Band43. Hendel, Halle a.S. 1909, S.323–324, Nr. 182 Burg (Gartizke) bei Gross-Garz (uni-jena.de).
↑Peter P. Rohrlach: Historisches Ortslexikon für die Altmark (= Historisches Ortslexikon für Brandenburg. Teil XII). Berliner Wissenschafts-Verlag, Berlin 2018, ISBN 978-3-8305-2235-5, S.735, doi:10.35998/9783830522355 (E-Book zur zweibändigen Druckausgabe).
↑Paul Grimm: Handbuch der vor- und frühgeschichtlichen Wall- und Wehranlagen. Die vor- und frühgeschichtlichen Burgwälle der Bezirke Halle und Magdeburg (= Schriften der Sektion für Vor- und Frühgeschichte. Band6). 1958, ZDB-ID 1410760-0, S.390–391, Nr. 1076.
↑ abPeter P. Rohrlach: Historisches Ortslexikon für die Altmark (= Historisches Ortslexikon für Brandenburg. Teil XII). Berliner Wissenschafts-Verlag, Berlin 2018, ISBN 978-3-8305-2235-5, S.745, doi:10.35998/9783830522355 (E-Book zur zweibändigen Druckausgabe).
↑Zweite Verordnung zum Gesetz zur Änderung der Kreis- und Gemeindegrenzen zum 27. April 1950 (GuABl. S. 161). In: Landesregierung Sachsen-Anhalt (Hrsg.): Gesetz- und Amtsblatt des Landes Sachsen-Anhalt. Nr.18, 5. August 1950, ZDB-ID 511105-5, S.277 (PDF).
↑Karla Balkow, Werner Christ: Ortslexikon der Deutschen Demokratischen Republik. Staatsverlag der DDR, 1986, ISBN 3-7685-2185-0, S.24, 64, 125, 142, 184.
↑Landkreis Stendal: Öffentliche Bekanntmachung Gebietsänderungsvertrag. In: Landkreis Stendal (Hrsg.): Amtsblatt für den Landkreis Stendal. 19. Jahrgang, Nr.17, 12. August 2009, ZDB-ID 2665593-7, S.213–216 (landkreis-stendal.de [PDF; 7,0MB; abgerufen am 19. April 2020]).
↑Verzeichnis Gemeinden und Gemeindeteile. Gebietsstand: 1. April 2013 (= Statistisches Landesamt Sachsen-Anhalt [Hrsg.]: Verzeichnisse / 003. Nr.2013). Halle (Saale) Mai 2013, S.120 (destatis.de [PDF; 1,6MB; abgerufen am 24. August 2019]).
↑Haverland ist heute ein Wohnplatz von Groß Garz. Er wurde nicht in das Verzeichnis aufgenommen.
↑Bevölkerung der Gemeinden nach Landkreisen (= Statistisches Landesamt Sachsen-Anhalt [Hrsg.]: Statistische Berichte / A / I / A / II / A / III / 102. Nr.2008,02). 2009, ZDB-ID 2921509-2, S.51 (destatis.de [PDF]).
↑ abRalf Franke: Seehausen hat mehr Zuzügler. In: Osterburger Volksstimme, Biese-Aland-Kurier. 14. Januar 2022, DNB1047269554, S.17.
↑Pfarr-Almanach oder die evangelischen Geistlichen und Kirchen der Provinz Sachsen der Grafschaften Wernigerode, Rossla und Stolberg. 19. Jahrgang, 1903, ZDB-ID 551010-7, S.107 (genealogy.net [Volltext und Scan]).
↑Ernst Machholz: Die Kirchenbücher der evangelischen Kirchen in der Provinz Sachsen. In: Mitteilungen der Zentralstelle für Deutsche Personen- und Familiengeschichte. 30. Heft, 1925, ZDB-ID 504809-6, S.16 (genealogy.net [Volltext und Scan]).
↑Dieter Wöhe: Das „Schachdorf“ Groß Garz und sein Schachvater „Wilhelm Dahmes“. Hrsg.: Helmut Kurt Block und Kulturförderverein Östliche Altmark (= Das Wissen der Region. Band3). 1. Auflage. Edition Kulturförderverein Östliche Altmark, Kremkau 2008, DNB994253249, S.162.