Das nördliche Tunnelportal bei Moutier liegt auf 535 m ü. M. und das Südportal bei Grenchen auf 484 m ü. M. Die Tunnelachse ist abgesehen von 55 Metern am Nordeingang, wo die Achse einen Bogen macht, schnurgerade, steigt ab Moutier für fast 4 km mit 2,5 ‰ leicht an und neigt sich dann in ein Gefälle von 13 ‰. Wegen des verhältnismässig schmalen Lichtraumprofils sind während der Fahrt durch den Grenchenbergtunnel die Tunnelgeräusche ausserordentlich laut.
Am 26. Oktober 1911 wurde der Bauvertrag mit dem Bauunternehmen Société franco-suisse de construction du chemin de fer Moutier-Longeau, F. Allard, L. Chagnaud, A. Couvreux, J. Dollfuss, V. Prudhomme, L. Wiriot et F. Rothpletz abgeschlossen.
Am 6. November (Südseite) und 7. November (Nordseite) begannen die Bauarbeiten.
Anfänglich erfolgte der Stollenvortrieb mit Handbohrung und später mit Maschinenbohrung. Im Jahr 1913 erschwerte die Geologie den weiteren Ausbruch. Im Februar stiess man auf Grundwasser, von dem sich 250 l/s Wasser in den Tunnel ergossen. Noch schlimmer war es im März 1913 mit 370 l/s Wasser, so dass der Vortrieb ganz eingestellt werden musste. Dem ganzen Dorf Grenchen wurde dadurch das Trink- und Betriebswasser entzogen.
Auch der Ausbruch des Weltkrieges am 1. August 1914 beeinträchtigte die Bauarbeiten. Am 27. Oktober 1914 erfolgte der Durchschlag des Tunnels, am 1. Oktober 1915 konnten er und die ganze Strecke der MLB dem Verkehr übergeben werden.
Daten
Bauablauf
Beginn der Bauarbeiten in Moutier: Montag, 6. November 1911
Beginn der Bauarbeiten in Grenchen: Dienstag, 7. November 1911
Durchstich des Sohlstollens am 24. Oktober 1914, 16.30 Uhr
Schlusssteinlegung am 24. Juli 1915
Abnahme des Baus und erster Zug durch den Tunnel am 16. September 1915
Durchschnittlich 1'057 Arbeiter waren im Einsatz und leisteten 531'671 Arbeitertagschichten
Der Gesamtausbruch betrug rund 350'000 m³
Es wurden rund 359'000 kg Sprengstoff verbraucht
Unfälle
Total 1'108 Unfälle mit einer Arbeitsunfähigkeit von sechs und mehr Tagen
Total 12 tödliche Unfälle
Betrieb
Die Münster-Lengnau-Bahn gehörte von Anfang an der Bern-Lötschberg-Simplon-Bahn (BLS). Sowohl die Anlagen wie auch der Tunnel wurden von ihr betrieben und unterhalten. Der Zugbetrieb hingegen erfolgte immer durch die SBB.
Eine Besonderheit war die bis zur Elektrifizierung (15. Mai 1928) genutzte Tunnelbelüftung. Wegen der giftigen Gase, welche durch den Dampfbetrieb hängen blieben, waren schon bei Eröffnung der Röhre Lösungen erforderlich. Um über ein vom Wetter gänzlich unabhängiges System zu verfügen, wurde am Südportal ein spezielles Ventilationsgebäude errichtet. Dort waren zwei imposante Ventilatoren mit einem Durchmesser von 3,5 Metern untergebracht, welche, von einem 200 PS starken Elektromotor angetrieben, Frischluft ansogen und ins Tunnelinnere bliesen. Dadurch wurde ein Luftstrom von 3 m/s erzeugt, und der Tunnel erhielt alle 50 Minuten vollständig Frischbelüftung. Damit diese Anlage auch bei widrigsten Luftverhältnissen richtig arbeitete, musste das Südportal mit einem Segeltuch-Vorhang verschlossen werden. Dieses System erforderte eine ständige Wartung, musste der Vorhang doch bei der Annäherung eines Zuges rechtzeitig gehoben und wieder gesenkt werden. Später übernahm eine Signalanlage, welche mit dem Vorhangmechanismus gekoppelt war, die Absicherung.
1940 wurden der Vorhang und die Signalabsicherung entfernt und die Ventilation stillgelegt. Das ehemalige Ventilationsgebäude in Grenchen steht auch heute noch bei der Tunneleinfahrt linkerhand vor dem Südportal.
Sanierung
In den Jahren 2005 bis 2007 wurde der Tunnel und seine Infrastruktur einer umfassenden Sanierung unterzogen. Neben der Erneuerung der bahntechnischen Anlagen wurden Tunnelgewölbe, Tunnelsohle und die Entwässerung saniert sowie Einrichtungen für Notfälle eingebaut.