Strukturformel
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Allgemeines
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Freiname
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Granisetron
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Andere Namen
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1-Methyl-N-((1R,3r,5S)-9-methyl-9-azabicyclo[3.3.1]nonan-3-yl)-1H-indazol-3-carboxamid (IUPAC)
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Summenformel
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C18H24N4O
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Kurzbeschreibung
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farbloser Feststoff (Hydrochlorid)[1]
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Externe Identifikatoren/Datenbanken
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Arzneistoffangaben
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ATC-Code
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A04AA02
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Wirkstoffklasse
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Antiemetikum
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Wirkmechanismus
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selektive Blockade zentraler 5-HT3-Rezeptoren
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Eigenschaften
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Molare Masse
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312,41 g·mol−1
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Schmelzpunkt
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- 152–154 °C[2]
- 284–290 °C (Hydrochlorid)[1]
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pKS-Wert
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9,4[3]
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Löslichkeit
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löslich in Wasser (>10 g·l−1, Hydrochlorid)[1] schwer löslich in Methanol, wenig löslich in Dichlormethan[3]
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Sicherheitshinweise
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Toxikologische Daten
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> 2000 mg·kg−1 (LD50, Ratte, oral)[4]
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Soweit möglich und gebräuchlich, werden SI-Einheiten verwendet. Wenn nicht anders vermerkt, gelten die angegebenen Daten bei Standardbedingungen (0 °C, 1000 hPa).
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Granisetron ist ein Wirkstoff aus der Gruppe der 5-HT3-Antagonisten, der als Antiemetikum zur Behandlung von Übelkeit und Erbrechen in Verbindung mit einer Zytostatika-Therapie oder bei postoperativer Übelkeit und Erbrechen eingesetzt wird. Granisetron ist unter verschiedenen Handelsnamen als Filmtablette und als Infusionslösung im Handel, in den USA sind auch transdermale Pflaster auf dem Markt.[5]
Klinische Angaben
Anwendungsgebiete (Indikationen)
Die Gabe von Zytostatika im Rahmen einer Chemotherapie führt oft zu Übelkeit und Erbrechen (chemotherapy-induced nausea and Vomiting, CINV) und kann therapielimitierend sein. 5-HT3-Antagonisten haben hier, auch in Verbindung mit weiteren Antiemetika, in zahlreichen Studien eine effektive Wirksamkeit gezeigt und sind in aktuellen Richtlinien aufgeführt. Sie sind dabei sowohl bei schnell auftretender als auch bei verzögert einsetzender Übelkeit effektiv.[6]
Postoperative Übelkeit und Erbrechen (postoperative nausea and vomiting, PONV) treten als Nebenwirkungen von Anästhesieverfahren, insbesondere der Allgemeinanästhesie (Narkose) auf. PONV entsteht durch verschiedene Faktoren (Medikamenteneinfluss, persönliche Veranlagung, äußere Einwirkungen), der Entstehungsmechanismus ist nicht im Detail verstanden. Die Häufigkeit von Übelkeit und Erbrechen liegt bei einer Allgemeinanästhesie ohne prophylaktische Maßnahmen bei 20–30 %. Durch ein multimodales Behandlungskonzept kann das Auftreten zumindest verringert werden. Dabei spielen 5-HT3-Antagonisten eine zentrale Rolle, sie sind die am besten untersuchte Stoffgruppe zur Behandlung der postoperativen Übelkeit, für deren Wirksamkeit, auch für Granisetron, eine hohe Evidenz vorliegt.[7][8]
Bei Leber- oder Niereninsuffizienz ist keine Dosisanpassung erforderlich. In Schwangerschaft und Stillzeit wird die Anwendung aufgrund fehlender Daten nicht empfohlen, es gibt jedoch keine Hinweise für eine Schädlichkeit.[5]
Gegenanzeigen (Kontraindikationen) und Wechselwirkungen
Eine Gegenanzeige besteht nur in einer Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff. Klinisch relevante Wechselwirkungen bestehen nicht.[5]
Unerwünschte Wirkungen (Nebenwirkungen)
Als Nebenwirkungen können häufig Kopfschmerzen, Obstipation, grippeartige Symptome mit Fieber und Schüttelfrost, gelegentlich auch Überempfindlichkeitsreaktionen oder ein vorübergehender Anstieg
der Leber-Transaminasen auftreten. Bei Setronen werden gelegentlich EKG-Veränderungen beobachtet, einschließlich QT-Verlängerung. Diese werden als klinisch irrelevant betrachtet, bei kardialen Risikopatienten ist jedoch besondere Aufmerksamkeit notwendig.[5]
Pharmakologische Eigenschaften
Granisetron hemmt als potenter Antagonist am 5-HT3-Rezeptor die Wirkung von Serotonin an Strukturen im zentralen Nervensystem, insbesondere in der Chemorezeptoren-Triggerzone der Area postrema und am Nucleus tractus solitarii, die an der Entstehung von Übelkeit und Erbrechen beteiligt sind. Granisetron wirkt fast ausschließlich an diesem einen Rezeptor, im Gegensatz zu anderen 5-HT3-Antagonisten wie etwa Ondansetron, die nachweislich auch an anderen Rezeptoren wirken.[6] Dennoch sind auch Ondansetron und Tropisetron hochselektiv für den 5-HT3-Rezeptor. Kaum selektiv sind dagegen solche Wirkstoffe wie Metoclopramid, Renzaprid and Zacoprid.[9]
Die Bioverfügbarkeit nach oraler Einnahme beträgt etwa 60 %. Granisetron wird hepatisch metabolisiert, die Abbauprodukte werden je etwa zur Hälfte hepatisch und renal ausgeschieden. Die mittlere Plasmahalbwertszeit beträgt etwa neun Stunden, kann aber individuell sehr unterschiedlich sein.[5]
Handelsnamen
Kevatril, axigran, Ribosetron, Kytril, Sancuso (transdermales Pflaster, USA), diverse Generika
Einzelnachweise
- ↑ a b c d e Datenblatt Granisetron hydrochloride, ≥ 98 % (HPLC), solid bei Sigma-Aldrich, abgerufen am 8. Januar 2012 (PDF).
- ↑ Patent US2008242696: Crystalline Granistron base and production process therefor. Veröffentlicht am 2. Oktober 2008, Anmelder: Chemagis Ltd., Erfinder: Yael Gafni, Alex Weisman, Itai Adin.
- ↑ a b Eintrag zu Granisetron. In: Römpp Online. Georg Thieme Verlag, abgerufen am 10. Juli 2019.
- ↑ Eintrag zu Granisetron in der DrugBank der University of Alberta, abgerufen am 18. November 2019.
- ↑ a b c d e Fachinformation Granisetron (verschiedene Hersteller), abgerufen 01/2012.
- ↑ a b M. Aapro: Granisetron: an update on its clinical use in the management of nausea and vomiting. Review. In: Oncologist. 9(6), 2004, S. 673–686. PMID 15561811.
- ↑ F. Kazemi-Kjellberg, I. Henzi, M. R. Tramèr: Treatment of established postoperative nausea and vomiting: a quantitative systematic review. In: BMC anesthesiology. Band 1, Nummer 1, 2001, S. 2. PMID 11734064. PMC 60651 (freier Volltext).
- ↑ D. Rüsch, L. H. Eberhart, J. Wallenborn, P. Kranke: Übelkeit und Erbrechen nach Operationen in Allgemeinanästhesie: Eine evidenzbasierte Übersicht über Risikoeinschätzung, Prophylaxe und Therapie. In: Dtsch Arztebl Int. 107(42), Okt 2010, S. 733–741. PMID 21079721.
- ↑ A. J. Freeman, K. T. Cunningham, M. B. Tyers: Selectivity of 5-HT3 receptor antagonists and anti-emetic mechanisms of action. Review. In: Anti-Cancer Drugs. Band 3, Nummer 2, April 1992, S. 79–85. PMID 1525396
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