Die Geschichte der Juden in Fürth ist seit dem 15. Jahrhundert bezeugt. Fiorda (Hebräisch: פיורדא oder פירדא; Jiddisch: Firta) ist der alte, traditionsreiche, hebräische Name für Fürth. Mit „Kehillah Keduscha Fiorda“ (קהילה קדושה פיורדא – dt. „Heilige Gemeinde Fürth“) wird die Jüdische Gemeinde Fürth bezeichnet.[1]
Jüdische Geldverleiher werden um 1440 erwähnt. Sie wurden später aus der Stadt verbannt, doch 1528 durften sich wieder Juden in der Stadt niederlassen. 1582 wurden 200 jüdische Bewohner gezählt. Im Jahre 1607 wird ein Rabbiner erwähnt. Im Stadtrat waren die Fürther Juden durch zwei Gemeindevorsteher vertreten. Im Dreißigjährigen Krieg wurde die Gemeinde reduziert, jedoch 1670 durch Neuankömmlinge, die aus Wienvertrieben worden waren, wiederum vergrößert. Zu jener Zeit befand sich das Zentrum in der Geleitsgasse, und es wurden mehrere Synagogen errichtet: 1617 die Alte Synagoge bei der Königstraße, 1697 eine Neue Synagoge und 1707 eine Familiensynagoge der Familie Fränkel. Der erste Friedhof wurde 1607 errichtet, und ein Armen- und Krankenhaus (Hekdesch) 1653.
Der hebräische Buchdruck wurde in Fürth im Jahre 1691 durch die Familie Schneur und Hirsch Frankfurter aufgenommen, die insgesamt 44 Bücher herausgaben, darunter ein Sifra mit Kommentaren. Nach einer Beschlagnahme hebräischer Bücher 1702 konnte dieser Geschäftszweig 1722 wieder aufgenommen werden und blühte bis tief ins 19. Jahrhundert.
1720 wurden in Fürth 1500 Juden gezählt, 1816 2434 (19 % der Gesamtbevölkerung), 1880 3336 und 1933 2000 (2,6 % der Gesamtbevölkerung). 1904 stiftete der Fürther Unternehmer Heinrich Berolzheimer das Berolzheimerianum, Sitz der heutigen Comödie Fürth.[3] 1906 wurde der Neue Jüdische Friedhof eingeweiht, auf dem nach dem Ersten Weltkrieg ein Denkmal für die jüdischen Gefallenen errichtet wurde. 1933–1941 gelang es 1400 Juden, Fürth zu verlassen. Die meisten, darunter Henry Kissinger, gelangten in die USA, einige nach Shanghai. Bei der „Polenaktion“ am 28. Oktober 1938 wurden 54 polnische Juden aus Fürth nach Polen abgeschoben.[4] Am 10. November 1938 wurde die Hauptsynagoge niedergebrannt, weitere sechs Synagogen und unzählige jüdische Geschäfte und Häuser wurden verwüstet. Fürther Juden wurden in der Sahlmannvilla festgehalten, und 150 Männer wurden nach Dachau deportiert. Bis zum 17. Mai 1939 verblieben noch 785 Juden in Fürth. Die weitere Vernichtung der Gemeinde erfolgte in drei Phasen: am 28. November 1941 wurden 28 Juden ins Ghetto Riga verbracht, am 24. März 1942 224 nach Izbica, eine Durchgangsstation nach Belzec, und am 10. September 1942 wurden 153 meist ältere Juden und Kinder nach Theresienstadtdeportiert.
Nach dem Zweiten Weltkrieg kehrten etwa 40 Juden nach Fürth zurück. Eine Synagoge wurde restauriert und neu eingeweiht. 1970 lebten 200 Juden in der Stadt, 1989 179. Mit dem Zerfall der Sowjetunion gelangten einige Hundert Emigranten aus GUS-Staaten nach Fürth, 2003 belief sich die Mitgliedschaft der Gemeinde auf 587. Fürth ist der Hauptstandort des 1997 eröffneten Jüdischen Museums Franken, mit Filialen in Schnaittach und Schwabach.
↑Fiorda. In: FürthWiki Online-Enzyklopädie. FürthWiki e. V. – Verein für freies Wissen und Stadtgeschichte, Fürth, abgerufen am 30. November 2023. Im FürthWiki ist eine Liste der Autoren verfügbar.
↑Christine Bartholomäus: Dr. Fischel Arnheim. In: Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit Bayreuth (Hrsg.): Jüdisches Bayreuth. Ellwanger, Bayreuth 2010, ISBN 978-3-925361-81-4, S.106.
↑Berolzheimerianum. In: Internetportal der Tourist-Information Fürth. Stadt Fürth, Amt für Tourismus / Tourist-Information Fürth, abgerufen am 30. November 2023.
↑Komitee zum Gedenken der Fürther Shoah-Opfer (Bearbeitung Gisela Naomi Blume): Memorbuch zum Gedenken an die von den Nazis Ermordeten Fürther Juden. Fürth 1997. S. 14.
Gisela Naomi Blume: Die israelitische Waisenanstalt Fürth. In: Fürther Geschichtsblätter, Ausgabe 3/2010, S. 59–86.
Weblinks
Fürth – das fränkische Jerusalem. In: Internetportal der Tourist-Information Fürth. Stadt Fürth, Amt für Tourismus / Tourist-Information Fürth, abgerufen am 30. November 2023.
Hugo Barbeck, Verlag Friedrich Heerdegen (Barbeck): Geschichte der Juden in Nürnberg und Fürth. (PDF) In: Internetpräsenz. Musikverlag Ulrich Greve, Nürnberg, 1878, abgerufen am 30. November 2023.
Geschichte der jüdischen Gemeinde Fürth. In: FürthWiki Online-Enzyklopädie. FürthWiki e. V. – Verein für freies Wissen und Stadtgeschichte, Fürth, abgerufen am 30. November 2023. Im FürthWiki ist eine Liste der Autoren verfügbar.