Gerhard Meier wuchs in seiner Heimatgemeinde Niederbipp im bernischen Oberaargau auf, dort verbrachte er fast sein ganzes Leben. Da sich sein Berufswunsch – Architekt – nicht verwirklichen liess, begann er ein Hochbau-Studium am Technikum in Burgdorf. Nach dem Abbruch dieses Studiums trat er 1938 in die Lampenfabrik AKA in Niederbipp ein. Dort arbeitete er – nur unterbrochen von seinem Militärdienst während des Zweiten Weltkriegs – die folgenden 33 Jahre als Designer und schliesslich als technischer Leiter.
Meier, Leser von Leo Tolstoi, Claude Simon und Robert Walser,[2] hatte bereits während seiner Studienzeit erste schriftstellerische Versuche unternommen, die er jedoch mit dem Eintritt ins Berufsleben gänzlich aufgab. Er nahm die Beschäftigung mit der Literatur und das Schreiben 1957 wieder auf, als er wegen einer Tuberkulose-Erkrankung einige Zeit im Sanatorium in Heiligenschwendi verbrachte. 1964 erschien sein erster Gedichtband, dem weitere Veröffentlichungen folgten. 1971, als er nach eigener Aussage seine «Bürgerlichkeit quasi abgestottert» hatte,[3] gab Meier seine Tätigkeit in der Industrie auf; er lebte seitdem als freier Schriftsteller in Niederbipp.
Einer breiteren Öffentlichkeit wurde er 1979 bekannt, als Peter Handke die Hälfte des ihm verliehenen Franz-Kafka-Preises Gerhard Meier zukommen liess. Auch nach dem Erscheinen seiner Hauptwerke in den Siebziger- und Achtzigerjahren und trotz einer stetig wachsenden Anerkennung durch die Literaturkritik verweigerte sich Meier weitgehend dem Literaturbetrieb und führte ein zurückgezogenes Leben. 1997 verstarb seine Frau Dorli (Dora), mit der er seit 1937 verheiratet war.[3] Das Paar hatte drei Kinder: Die Töchter Susanne Stöcklin-Meier und Ruth Scheidegger-Meier sowie einen Sohn, Pedro Meier.
Gerhard Meier hat Gedichte, Kurzprosa und Romane verfasst, in denen er auf Plots verzichtet.[3] «Zwischen der Welt der Lebenden und der Welt der Toten ebenso wie zwischen Vergangenheit und Gegenwart [...] zwischen Erfundenem und Realem» besteht jeweils nur eine «dünne Membran».[3] In seinen Akzentuierungen des Lokalen, Kleinräumigen und im besten Sinn «Provinziellen» gelangen ihm poetische Betrachtungen, die an Robert Walser oder Adalbert Stifter erinnern.
Das Archiv von Gerhard Meier, wovon der literarische Teil sowie die Sammlung von Rezensionen betreffend Gerhard Meiers Werk im Sommer 1998 dem Schweizerischen Literaturarchiv übergeben wurden, dokumentiert durch Werktyposkripte, Reden und Aufsätze, Briefe, Zeitungsartikel, Bücher, Fotos und Videokassetten das schriftstellerische Wirken und kulturelle Engagement des Autors.
Gerhard Meier starb am 22. Juni 2008, zwei Tage nach seinem 91. Geburtstag, im Spital in Langenthal.
Auszeichnungen
1964, 1968, 1971 und 1975: Förderpreise des Kantons Bern
Band 4: Ob die Granatbäume blühen. Verstreute Texte. Reden und Materialien. Hg. v. Werner Morlang. ISBN 978-3-7296-0774-3.
Sonderausgabe
Baur und Bindschädler. Amrainer Tetralogie. Vier Bände in Kassette: Toteninsel, Borodino, Die Ballade vom Schneien, Land der Winde. Suhrkamp (Bibliothek Suhrkamp 6882), Frankfurt am Main 2007, ISBN 978-3-518-06882-3.
Künstlerbuch
Gedichte. Künstlerbuch / artist's book, hrsg. und illustriert mit 12 Lithographien (Paraphrasen) von Pedro Meier (Sohn von Gerhard Meier) zum 70. Geburtstag von Gerhard Meier. Elephant Press, Bangkok 1987.
Bildband
Ein Spaziergang durch Olten mit Gerhard Meier. Zusammen mit Peter André Bloch. Dietschi, Olten 1997.
Werner Morlang: Genügsamkeit und Weite. In: Schweizer Monatshefte. Zeitschrift für Politik Wirtschaft Kultur. Heft 07/08, Juli/August 2007, S. 40 f.
Richard Kölliker (Hrsg.): «Ich mag das Haschen nach Wind». Spiritualität im Werk von Gerhard Meier (1917–2008). TVZ, Zürich 2016, ISBN 978-3-290-17873-4.