Für Georg Meggle stellt analytische Philosophie ein Werkzeug dar, mit dem man sich Klarheit auch über alltägliche Sachverhalte verschaffen kann. Dementsprechend beurteilt er Philosophen nicht nur anhand dessen, was sie sagen, „sondern in beträchtlichem Maße danach, was sie tun – oder unterlassen“[2]. Zu Beginn seines Studiums in München, Ende der 1960er Jahre, reihte er sich in die Demonstrationen gegen die Notstandsgesetze ein. Wiederholt machte er sich für freie Diskurse stark. So lud er 1989 trotz massiver Proteste den besonders in Deutschland umstrittenen australischen Ethiker Peter Singer zu einem Vortrag ein, wodurch die Singer-Affäre ausgelöst wurde.[3]
Im Jahr 2000 verfasste er zwei ethische Kommentare zum Kosovo-Krieg, in denen er die „NATO-Moral“ mit Mitteln der Logik untersuchte[4]. Ab 2002 beschäftigte sich Meggle in Seminaren, Vorträgen und Vortragsreihen an der Universität Leipzig mit den ethischen Dimensionen von „Terror & Der Krieg gegen ihn“[5], explizit auch mit dem Palästina-Konflikt. Wie schon bei der Singer-Affäre kam es auch hier zu Protesten u. a. gegen die Vorträge von Noam Chomsky[6] und Ted Honderich, die unter Polizeischutz stattfanden.
2004 initiierte Meggle in Leipzig das Sonntagsgespräch[7]. Es stellt einen Versuch dar, Universität für alle anzubieten. Im Gegensatz zu Bat Ye'or[8] sieht er das von ihr beschworene Szenario Eurabien als „eine Vision“ zur Stärkung arabischer und europäischer Identität und als Ausweg aus der gegenwärtigen Krise dieser Räume.[9] Er gilt als Unterstützer der israel-kritischen BDS-Bewegung.[10]
Seit seiner Leipziger Emeritierung (2009) gibt er Philosophische-Interventions-Kurse; im Sommer an der Uni Salzburg und im Winter an der American University in Cairo (AUC). Bis 2011 hatte er eine Honorary-Associate-Professur an der Universität Melbourne (Australien) inne. Seit November 2011 ist er Gastprofessor an der Al-Azhar-Universität in Kairo.
Georg Meggle ist seit 2018 Ehrenpräsident der Gesellschaft für Analytische Philosophie (GAP).
Meggle bekennt sich als ‚Querdenker‘, denn jedes Selbstdenken beginnt seiner Auffassung nach mit dem Infragestellen dessen, was „von einer Mehrheit, von einer Tradition, von irgendeiner (staatlichen, kirchlichen oder akademischen) Institution, von irgendeinem Expertengremium“ behauptet wird.[11]
Literatur
Monographien
mit Manfred Beetz: Interpretationstheorie und Interpretationspraxis. (Reihe: Wissenschaftstheorie und Grundlagenforschung), Kronberg Ts. 1976.
Grundbegriffe der Kommunikation, Berlin/New York 1981.
Handlungstheoretische Semantik, Habilitationsschrift, de Gruyter, Berlin/New York 1984.
Sammelbände/Handbücher/Almanache
mit Günther Grewendorf: Linguistik und Philosophie. Athenäum Verlag, Frankfurt 1974.
mit Günther Grewendorf: Sprache und Ethik. Suhrkamp, Frankfurt 1974.
mit Marcelo Dascal, Dietfried Gerhardus, Kuno Lorenz: Sprachphilosophie – Philosophy of Language – La philosophie du langage, Teilband I, de Gruyter, Berlin/New York 1992.
mit Ulla Wessels: Analyomen 1 – Proceedings of the 1st Conference on „Perspectives in Analytical Philosophy“. de Gruyter, Berlin/New York 1994.
mit Christoph Fehige: Zum moralischen Denken. 2 Bd., Suhrkamp, Frankfurt 1994.
mit Marcelo Dascal, Dietfried Gerhardus, Kuno Lorenz: Sprachphilosophie. Philosophy of Language. La philosophie du langage: Ein internationales Handbuch zeitgenössischer Forschung: An International Handbook of Contemporary Research: Manuel international des recherches contemporaines. Part 2; 2. Halbband; Tome 2. de Gruyter, Berlin/New York 1995, ISBN 978-3-11-020329-5.
Analyomen 2 – Proceedings of the 2nd Conference on "Perspectives in Analytical Philosophy". 3 Bände, de Gruyter, Berlin/New York 1997.
Actions, Norms, Values: Discussions with Georg Henrik von Wright. Berlin/New York 1998.
als Hrsg. mit Christoph Fehige und Ulla Wessels: Der Sinn des Lebens. Deutscher Taschenbuch Verlag, München 2000.
als Hrsg. mit Günther Grewendorf: Speech Acts, Mind, and Social Reality. Kluwer, Dordrecht 2002.
Social Facts & Collective Intentionality, in the series Philosophical Research, German Library of Sciences, Frankfurt/M. 2002.
als Hrsg. mit Christian Plunze: Saying, Meaning, Implicating, Universitätsverlag, Leipzig 2003.
Terror & Der Krieg gegen ihn. Öffentliche Reflexionen, Mentis-Verlag, Paderborn 2003.
↑Vgl. Rainer Hegselmann, Reinhard Merkel (Hrsg.): Zur Debatte über Euthanasie. Beiträge und Stellungnahmen, Suhrkamp, Frankfurt am Main, 2. Aufl. 1992, ISBN 3-518-28543-2 (Im Anhang S. 327–330 die Erklärung deutscher Philosophen zur sog. „Singer-Affäre“ vom 29. September 1989, deren Entwurf in der AGPD von Georg Meggle vorgelegt worden war).