Günter Nagel wurde am 2. Februar 1936 in Dresden geboren. Sein Abitur legte er an der dortigen Kreuzschule ab.[2] Von 1954 bis 1956 absolvierte er eine Gärtnerlehre. Weiterhin in Dresden, sammelte er im Anschluss bis 1957 Berufspraxis als Landschaftsgärtner.[3][4] Von 1957 bis 1961 studierte er Garten- und Landschaftsgestaltung an der im sowjetischen Sektor gelegenen Humboldt-Universität zu Berlin bei Georg Pniower und Willy Kurth.[5] Als er im Sommer 1961 an der HU alle Prüfungen abgelegt hatte, siedelte er – einer Vorahnung einschneidender Veränderungen politischer Natur folgend – umgehend nach West-Berlin über. Die Aushändigung der Diplom-Urkunde wurde ihm daraufhin von der HU verweigert. Nagel konnte der Technischen Universität im Westen mittels vorliegenden Studienbuches und ergänzender Prüfungsgespräche seinen abgeschlossenen Ausbildungsstand darlegen und erhielt ein Diplom von der TU und wurde Wissenschaftlicher Mitarbeiter bei Hermann Mattern am Institut für Gartenkunst und Landschaftsbau.[6] Im Rahmen dieser von 1962 bis 1970 dauernden Beschäftigung entwickelte Nagel in seiner Anfangszeit mit verschiedenen Diplomanden sowohl eine Landschaftsbauplanung für Marl/Westfalen als auch für Ratzeburg.[3]
Von 1974 bis 1977 war Nagel Professor für Landschaftsarchitektur und ökologische Planungsgrundlagen an der Hochschule der Künste Berlin. Nach seinen Plänen wurden von 1975 bis in die 1980er Jahre hinein die Innenhöfe und Außenanlagen – Wege, Pflanzen, Terrassen, Sitzstufen, Fahrradplätze usw. – der Institute für Mathematik, Physik und Elektrotechnik der Technischen Universität Berlin gestaltet. Auch für die Fachhochschule Hildesheim und die Universität Hannover hatte er über längere Zeiträume laufende Außengestaltungsaufträge.[3][4] 1977 folgte er dem Ruf für eine ordentliche Professur für Grünplanung und Gartenarchitektur an die Universität Hannover. Seine Forschungsschwerpunkte waren: Grundlagen der Entwicklung von allgemeinen und speziellen Grünräumen, Stadtentwicklung und Stadterneuerung. Von 1986 bis 1988 war er Universitäts-Vizepräsident. Er übte innerhalb der Universität weitere verschiedene Funktionen aus, darunter im Fachbereichsrat des FB Landespflege/Landschaftsarchitektur und Umweltentwicklung, in der Bibliothekskommission und der Kommission für internationale Hochschulangelegenheiten. Im März 2001 wurde er emeritiert.[2] Seine Nachfolge an der Leibniz Universität Hannover trat 2002 der Landschaftsarchitekt Udo Weilacher an.
Für die Vielfältigkeit seiner Einsatzbereiche sprechen folgende Beispiele: An der Konzeption für eine Bewerbung für die Ausrichtung der Olympischen Sommerspiele 2004 in Hamburg beteiligte er sich 1988/89 in Form von Kartenmaterial, Skizzen, Luftaufnahmen und Ähnlichem. Ein Planungsgutachten zur Bären- und zur Elefantenanlage im Zoo Hannover 1989/90 betreute er als Co-Projektleiter.[2] 1997/98 entwickelte er ein umfassendes Konzept für die Bundesgartenschau 2009 in Schwerin.
1995 bildete er zusammen mit Christoph Schonhoff eine Bürogemeinschaft.[3][7][8] Das Archiv der Akademie der Künste hält über 8000 Architekturpläne zur Einsichtnahme bereit. Günter Nagels Schriftgut wird im Archiv der TIB/Universitätsarchiv Hannover aufbewahrt.
Maxime
In seinen Positionen zeitgenössischer Landschaftsarchitektur, einem Vortrag, gehalten beim Symposion „Das künstliche Paradies – Gartenkunst im Spannungsfeld von Natur und Gesellschaft“ (1996, gedruckt 1997), legte er dar, welchen drei Aspekten jedes Werk der Gartenkunst und Landschaftsarchitektur zu genügen habe. Als erstes wäre da der Nutzungsaspekt, das heißt die soziale Funktion, darunter fallen einerseits Obstbäume, Gemüsebeete und Zierpflanzen, andererseits Spiel- und Erholungsmöglichkeiten, Naturerleben oder auch Gartentherapie. Der zweite Aspekt lautet Ökologieaspekt, das heißt die Beziehungen zur Biosphäre, welcher das Zusammenspiel von Boden, Klima, Pflanzen, Tieren, Mikroorganismen und Menschen berücksichtigt. Aspekt Nummer drei ist die Gestalt. Hier geht es um Form, Stil, Schönheit, Ästhetik, Gartenkunst.[9] Die Aufgabe bestehe darin, „den Nutzungsaspekt und den ökologischen Aspekt zu einer prägnanten Gestalt zu führen“.[6]
Werke (Auswahl)
Sofern nur die Gebäude aufgeführt sind, handelt es sich tatsächlich um deren funktionales und ästhetisches Umfeld (Begrünungen, Sitzgelegenheiten usw.).
Landschaftsplanungen
1962/63: Landschaftsaufbauplanung, Marl/Westfalen
1964/65: Landschaftsaufbauplanung, Ratzeburg
1972/73: Landschaftsrahmenplan Gießen-Wetzlar (mit Jürgen Dirk Zilling)
1986 wurde er zum Stellvertretenden Direktor der Sektion Baukunst der Akademie der Künste gewählt und übte diese Funktion auch nach der Vereinigung der West- mit der Ost-Akademie aus. Schließlich bekleidete er von 1997 bis 2006 das Ehrenamt des Direktors der Sektion.[2][3][4]
Von 1992 bis 2000 wirkte Nagel als Fachgutachter der Deutschen Forschungsgemeinschaft.[2] Gutachten wie Baumgutachten gehörten auch zu seinem üblichen Arbeitsfeld.
2001 war er Mitbegründer des Zentrums für Gartenkunst und Landschaftsarchitektur (CGL) der Universität Hannover.[4]
Er saß in Jurys von städtebaulichen Wettbewerben, aber auch zum Beispiel in der Jury des Ausstellungswettbewerbs „da! Architektur in und aus Berlin 2005“ der Architektenkammer Berlin.[10] Darüber hinaus war er Teil des Jury-Findungsgremiums für den Lenné-Preis[5] und diesbezüglich selbst Juror.[11]
Schriften
Bücher und Buchbeiträge (Auswahl)
als Projektleiter beteiligt an: Landschaftsbauplanung Marl. Aufgabe, Bestandsaufnahme, Planung. Anhang: Grünbebauungspläne und Auszüge aus Diplom- und Studienarbeiten. Institut für Landschaftsbau und Gartenkunst der Technischen Universität Berlin (Hrsg.). Patzer Verlag, Hannover/Berlin/Sarstedt 1967.
Gärten in Cornwall. Ein Beitrag zur Typologie des Landschaftsgartens. In: Beiträge zur Problematik der Beziehungen zwischen Freiraum und Bauwerk. Festschrift Herta Hammerbacher, der Garten- und Landschaftsarchitektin und Hochschullehrerin zum 75. Geburtstag. Herausgegeben von Axel Jacobshagen, Karin Sommer-Kempf. Universitätsbibliothek der Technischen Universität Berlin, Berlin 1975, ISBN 3-7983-0543-9.
zusammen mit Jürgen Dirk Zilling: Freiräume in Berlin-Kreuzberg. Bestand, Analyse, Konzept. Der Senator für Bau- und Wohnungswesen, Berlin, in Zusammenarbeit mit dem Bezirksamt Kreuzberg von Berlin, Abt. Bauwesen, Stadtplanungsamt (Hrsg.). Bau- und Wohnungswesen, Berlin 1979.
zusammen mit Hermann Kokenge: Grünfunktionen im Hamburger Hafen. Veröffentlichung des Instituts für Grünplanung und Gartenarchitektur und der Freien und Hansestadt Hamburg – Behörde für Wirtschaft, Verkehr und Landwirtschaft, Strom- und Hafenbau. Universität Hannover, Hannover 1982.
Band 1: Ordnung der Freiraumfunktionen. Konzepte zur Freiraumplanung.
Band 2: Analyse und Eignungsbewertung der Freiraumfunktionen.
zusammen mit Ursula Kellner: Auswirkungen von Wohnbereichsstraßen auf die Freiflächenversorgung (= Beiträge zur räumlichen Planung; Band 2). Institut für Grünplanung und Gartenarchitektur, Hannover 1982, ISBN 3-923517-00-9.
zusammen mit Friedrich Spengelin, Hans Luz: Wohnen in den Städten? (Bauen in der Landschaft.) Stadtgestalt, Stadtstruktur, Bauform, Wohnform, Wohnumfeld. (Landzerstörung, Landeskultur.) Druckhaus E. A. Quensen, Lamspringe 1984, ISBN 3-922805-11-6.
zusammen mit Ursula Kellner: Qualitätskriterien für die Nutzung öffentlicher Freiräume (= Beiträge zur räumlichen Planung; Band 16). Institut für Grünplanung und Gartenarchitektur, Hannover 1982, ISBN 3-923517-08-4.
Natur als Kunst. Landschaftsbau und Gartenarchitektur. In: Von Laves bis heute. Über staatliche Baukultur. 1814–1988. Herausgegeben von der Stiftung Niedersachsen unter Leitung von Günter Krawinkel. Vieweg, Braunschweig/Wiesbaden 1988, ISBN 3-528-08736-6.
Grünsystem und Spielraum Stadt (= Beiträge zur räumlichen Planung; Band 29). Institut für Grünplanung und Gartenarchitektur, Hannover 1982, ISBN 3-923285-24-8.
Landschaftsraum Stadt. In: Städtebau. Jahrbuch 1992/93. Deutsche Akademie für Städtebau und Landesplanung (Hrsg.). Edition StadtBauKunst, Berlin/Hamburg 1992.
Stadt in der Landschaft – Häuser in den Gärten und Die Landschaft – Naturraum und Kulturlandschaft. In: Werder an der Havel. Vor-Ort-Seminar in Werder an der Havel. 6.–12. Juni 1995. Dokumentation. Redaktion: Günter Nagel, Detlef Karg, Michael Kraus. Akademie der Künste, Abteilung Baukunst, Berlin 1995, ISBN 3-88331-999-6, S. 6 f und 8 f.
zusammen mit Sigrid Pietzsch, Dirk Scholz, U. Wolf: Das Kloster St. Marienthal und die Stadt Ostritz. Konzept zur Entwicklung der Kulturlandschaft (= Schriften des Internationalen Begegnungszentrums St. Marienthal; Band 3). Im Auftrag der Stiftung Internationales Begegnungszentrum St. Marienthal herausgegeben von Clemens Geißler, Hannover. Stiftung Internationales Begegnungszentrum St. Marienthal, Ostritz 1997, ISBN 3-933057-02-7.
mehrere Textbeiträge in: Perspektiven der Baukunst. Form und Deformationen. Treffen der Baukunstabteilungen der Akademien der Künste in Deutschland. 29. Oktober – 1. November 2005, Akademie der Künste, Berlin, Pariser Platz 4 (= Anmerkungen zur Zeit; 38). Herausgegeben von der Akademie der Künste, Berlin. Akademie der Künste, Berlin 2006, ISBN 978-3-88331-106-7.
Zeitschriftenbeiträge (Auswahl)
zusammen mit Jürgen Dirk Zilling: Erholung in Berlin. In: Garten + Landschaft, Heft 3/1973.
Die Bedeutung des Grüns für die Lebensqualität des Menschen im städtischen Bereich – Park, Platz, Straße. In: Gemeinde – Stadt – Land, Heft 4/1979.
Ein Generalgrünplan für Neustadt am Rübenberge. In. Garten + Landschaft, Heft 9/1988.
Neue Wohnlandschaften – wohnungsnahes Grün. In: Landschaftsarchitektur, Heft 1/1993.
zusammen mit J. Bauer: Pflege- und Entwicklungskonzept Äußerer Grüngürtel Köln (Süd). In: Das Gartenamt, Heft 4/1993.
Positionen zeitgenössischer Landschaftsarchitektur. Zuerst in: Die Gartenkunst, Heft 1/1997, S. 119–129. (Auch Sonderdruck, Wernersche Verlagsgesellschaft Worms 1997.)
↑ abcdefGünter Nagel: Biographie und ausgewähltes Werk- und Schriftenverzeichnis. In: Gilbert Lösken, Norbert R. Schittek, Joachim Wolschke-Bulmahn (Hrsg.): Festschrift anlässlich der Emeritierung von Prof. Günter Nagel (= Beiträge zur räumlichen Planung. Schriftenreihe des Fachbereichs Landschaftsarchitektur und Umweltentwicklung der Universität Hannover. Heft 65). Universität Hannover, Hannover 2001, ISBN 3-923517-52-1, S.253–268 (Titel aus dem Inhaltsverzeichnis; abweichende Beitragsüberschrift: Biographische Angaben zu Prof. Dipl.-Ing. Günter Nagel).
↑ abcdefgEva-Maria Barkhofen (Hrsg.): Baukunst im Archiv. Die Sammlung der Akademie der Künste. DOM Publishers, Berlin 2016, ISBN 978-3-86922-492-3, Günter Nagel, S.276f.
↑ abJan Gehlsen: „Die Ahnen des CGL“ – Ein Gespräch mit Prof. em. Dipl. Ing. Günter Nagel. In: Irmela von der Lühe, Joachim Wolschke-Bulmahn (Hrsg.): Landschaften – Gärten – Literaturen. Festschrift für Hubertus Fischer (= CGL-Studies. Band19). AVM Edition, München 2013, ISBN 978-3-95477-017-5, S.111–119.
↑ abBüro. In: nsp-la.de. Christoph Schonhoff, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 28. August 2018; abgerufen am 22. April 2020.Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.nsp-la.de
↑Günter Nagel-Archiv. Kurzbiografie/Geschichte der Institution. In: adk.de. Akademie der Künste, abgerufen am 22. April 2020.
↑Susanne Weisser: Wohnen im Alter – Garten im Alter. In: Harald Blonski (Hrsg.): Die Vielfalt des Wohnens im Alter. Modelle, Erfahrungen, Entscheidungshilfen. Mabuse-Verlag, Frankfurt am Main 2009, ISBN 978-3-940529-05-3, Garten zwischen Natur, Nutzung und Gestaltung, S.57–84.
↑Manuela Damianakis: Verleihung des Peter-Joseph-Lenné-Preis 2004. Pressemitteilung vom 22.10.2004. In: berlin.de. Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, 22. Oktober 2004, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 28. Oktober 2021; abgerufen am 22. April 2020.Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.berlin.de