Freya Krummreich verbrachte aufgrund der Inhaftierung ihres Vaters ihr drittes Lebensjahr in einem Kinderheim.[1] 1968 legte sie an der EOS Romain Rolland das Abitur ab. Noch im gleichen Jahr versuchte sie erfolglos die Flucht aus der DDR über die Ostsee nach Schweden.[2] Sie wurde zu 16 Monaten Gefängnis verurteilt, jedoch vorzeitig entlassen. Danach arbeitete sie u. a. als Postangestellte und Kellnerin.
Seit 1982 war Freya Klier Regisseurin am Theater Schwedt. Für die Uraufführung von Ulrich PlenzdorfsLegende vom Glück ohne Ende erhielt sie 1984 den DDR-Regiepreis.
Seit Anfang der 1980er Jahre war Klier Mitglied im Friedenskreis Pankow und in der DDR-Friedensbewegung aktiv. Dies führte 1985 zu einem Berufsverbot. Sie trat seitdem gemeinsam mit Stephan Krawczyk, mit dem sie von 1986 bis 1992 verheiratet war, in kirchlichen Räumen auf.
Anfang November 1987 kritisierten Klier und Stephan Krawczyk gemeinsam in einem offenen Brief an Kurt Hager den gesellschaftlichen Zustand der DDR und forderten Reformen ein. Beide beschlossen, an dem alljährlich im Januar abgehaltenen offiziellen Massenaufmarsch zu Ehren von Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht mit eigenen Spruchbändern teilzunehmen. Ihr Ziel war es, sowohl kritisch auf gesellschaftliche Missstände hinzuweisen als auch auf die eigenen Berufsverbote aufmerksam zu machen. Da an der Demonstration am 17. Januar 1988 aber auch eine Reihe von Ausreisewilligen protestierend teilnehmen wollten, verzichtete Klier schließlich auf die Teilnahme, um ihr eigenes Anliegen nicht mit dem der Ausreisewilligen zu vermengen.
Am 8. November 1987 wurde nach vorangegangenem Durchtrennen der Bremsleitungen ein Mordversuch der Staatssicherheit durch im Auto aufgebrachtes Nervengift auf sie und Krawczyk verübt.[3][4]
Das Ministerium für Staatssicherheit (MfS) hatte die Aktion „Störenfried“ bereits Wochen zuvor genau geplant: Zunächst wurden am Rande der Liebknecht-Luxemburg-Demonstration 105 Personen, darunter auch Stephan Krawczyk, Vera Wollenberger und Herbert Mißlitz, verhaftet. Freya Klier wandte sich daraufhin mit einem Appell an die Künstler der Bundesrepublik und forderte diese auf, nicht mehr in der DDR aufzutreten. Nur wenige Tage später nahm das MfS einige führende Bürgerrechtler fest, darunter neben Klier auch Lotte (Regina) und Wolfgang Templin, Werner Fischer, Bärbel Bohley und Ralf Hirsch. Ihre Untersuchungshaft verbrachte Klier in der Untersuchungshaftanstalt der Staatssicherheit Berlin-Hohenschönhausen. Ihr Anwalt Wolfgang Schnur stellte sich später als Inoffizieller Mitarbeiter des MfS heraus.[5] Vor dem Hintergrund seiner gezielten Desinformationen, es gebe keine Solidarisierung durch Opposition und Bevölkerung und sowieso keine andere Alternative, stellten Klier und Krawczyk am 2. Februar 1988 einen Antrag auf Ausreise aus der DDR. Nur Stunden später wurden sie abgeschoben. Sofort nach ihrer Ankunft im Westen forderten sie auf einer Pressekonferenz ihre sofortige Wiedereinreise in die DDR.[6] Unter anderen der damalige Südwestfunk (SWF) sowie das Polit-Magazin Kontraste stellten klar dar, dass Klier und Krawczyk die DDR unfreiwillig verlassen hatten.
Auf der offiziellen Liebknecht-Luxemburg-Demonstration der SED am 17. Januar 1988 hatten die Bürgerrechtler das Zitat Rosa Luxemburgs „Freiheit ist immer die Freiheit der Andersdenkenden“ auf Plakaten gezeigt.[7]
Klier lebt heute als freischaffende Autorin und Filmregisseurin in Berlin. Neben der DDR-Vergangenheit und ihrer Bewältigung gehören auch die Nationalsozialistische Diktatur in Deutschland und der stalinistische Sozialismus in Deutschland und Russland zu ihren bevorzugten Themen. Besondere Verdienste hat sie sich in der Aufklärung von Schülern über die nahe Vergangenheit der DDR erworben.
Die Kaninchen von Ravensbrück. Medizinische Versuche an Frauen in der NS-Zeit. 2. Auflage. Droemer Knaur, München 1995, ISBN 3-426-77162-4. – über den Nazi-Verbrecher Karl Gebhardt.
Penetrante Verwandte. Ullstein, Frankfurt am Main/Berlin 1996, ISBN 3-548-33212-9.
Verschleppt ans Ende der Welt. Ullstein, Berlin 1998, ISBN 3-548-33236-6.
Wir Brüder und Schwestern. Ullstein, Frankfurt am Main 2000, ISBN 3-548-36338-5.
Gelobtes Neuseeland. Flucht deutscher Juden ans Ende der Welt. Aufbau, Berlin 2006, ISBN 3-7466-8145-6.
erste Medaille Sachsen – Land der Friedlichen Revolution aus Meissner Porzellan, verliehen durch Bundespräsident Steinmeier und Ministerpräsident Kretschmer im Gewandhaus (Leipzig) (9. Oktober 2019)[21]
Karl-Wilhelm-Fricke-Preis (2020) „für ihr bis heute herausragendes Engagement für die Demokratie und ihr Lebenswerk“[22]
Torsten Sasse (Buch und Regie): Rebellion hinter der Mauer. Kampf um Meinungsfreiheit. Dokumentarfilm. Prod.: ARD, 2005.
Ilko-Sascha Kowalczuk & Tom Sello (Hrsg.): Für ein freies Land mit freien Menschen. Opposition und Widerstand in Biographien und Fotos. Robert-Havemann-Gesellschaft, Berlin 2006, ISBN 3-938857-02-1, S. 181–184.
↑Petra Völzing: „Zeitzeugen lassen sich nicht ersetzen. Die DDR-Bürgerrechtlerin und Schriftstellerin Freya Klier erzählte am Theodor-Heuss-Gymnasium von ihrem Leben im Widerstand. In: Badische Zeitung. 7. März 2012, abgerufen am 21. März 2023.
↑Johanna Krause: Zweimal verfolgt – Eine Dresdner Jüdin erzählt. Aufgezeichnet von Carolyn Gammon und Christiane Hemker (= Bibliothek der Erinnerung. Band 13). Metropol, 2004, ISBN 3-936411-42-5 (Buchvorstellung. In: bruecke-most-stiftung.de).
↑Freya Klier und Andreas Kuno Richter berichten über vier Flüchtlingsschicksale via Bulgarien und deren bisher ausgebliebene Aufarbeitung. (Provobis GmbH und RTL, gefördert durch die Bundesstiftung Aufarbeitung).