Franziska Spangenthal wurde als älteste von drei Töchtern des jüdischen Kaufmanns Robert Spangenthal und seiner Frau Henriette Klein in Frankfurt am Main geboren.[1] Der Vater war der Inhaber einer Großhandlung für chemische Produkte und Maschinenöle.[2]
Kurz nach dem Tod ihres Vaters lernte sie den Maler, Marionettenbauer und KarikaturistenAlbert Schlopsnies kennen. Der Sohn eines evangelischen Gutsbesitzers aus Ostpreußen studierte seit 1903 an der Münchner Kunstakademie bei Gabriel von Hackl.[3] Am 15. September 1910 heiratete Franziska Spangenthal in Frankfurt den Maler Albert Schlopsnies, der als freier Mitarbeiter bei der Firma Steiff angestellt war.[4] Für Steiff gestaltete er Kataloge und entwarf zahlreiche Puppen und Stofftiere. 1913 zog das Ehepaar Schlopsnies nach München und ließ sich im Stadtteil Schwabing nieder. Im Mai 1915 wurde die gemeinsame Tochter Irmgard Erika geboren.[1]
Nach dem Ersten Weltkrieg begann Franziska Schlopsnies Plakate für Modeschauen, Kaufhäuser und Ausstellungen zu entwerfen. Einer ihrer ersten überlieferten Entwürfe fertigte sie 1920 für das Warenhaus Tietz an. Nach der Scheidung von Albert Schlopsnies am 18. Dezember 1922 signierte sie häufig ihre Entwürfe mit dem Namen Slopsnies. Ab Mitte der 1920er Jahre zeichnete sie bevorzugt Figurinen und Kostüme. Neben Doris Buscher, Liliane und Margarete von Suttner galt sie als eine der bedeutendsten Vertreterinnen der Modegrafik.[5] Ihre eleganten Modezeichnungen und Karikaturen im Art-déco-Stil wurden regelmäßig in Zeitschriften, wie der Jugend, dem Simplicissimus,[6] der Eleganten Welt,[7] der Illustrirten Zeitung, Sport im Bild[8] oder in Velhagen & Klasings Monatsheften[9] veröffentlicht. Für die Satirezeitschriften Fliegende Blätter und die Meggendorfer-Blätter gestaltete sie in der zweiten Hälfte der 1920er Jahre zahlreiche Titelseiten.[1]
Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten sind keine publizierten Zeichnungen mehr von ihr bekannt. Um ihren Lebensunterhalt und den ihrer Tochter zu sichern, vermietete sie einige Zimmer ihrer Wohnung an Studenten. Ihren beiden Schwestern und ihrer Mutter gelang die Emigration, während Franziska Schlopsnies zunächst von den Deportationen verschont wurde, weil sie Mutter einer Tochter war, die im Sinne der nationalsozialistischen Rassentheorie als „jüdischer Mischling ersten Grades“ galt. Über den Zeitpunkt ihrer Deportation gibt es widersprüchliche Angaben. Sie wurde 1943 oder im Januar 1944 mit einem unbekannten Ziel deportiert.[10] Am 30. Dezember 1944 starb Franziska Schlopsnies im Konzentrationslager Auschwitz.[1][11] Ihre Tochter Erika überlebte den Zweiten Weltkrieg und wanderte 1946 in die Vereinigten Staaten aus.
Die Grafiken und Drucke von Franziska Schlopsnies erzielen heute auf internationalen Auktionen Preise von bis zu mehreren tausend Euro.[12]
Würdigung
In der Tengstraße 26 gedenkt seit Juli 2021 ein Erinnerungszeichen der Stadt München an Franziska Schlopsnies[13].
Werke (Auswahl)
Werbeanzeige für eine Modenschau im Hause Tietz, 1920
Werbeanzeigen für Schirm Schönherr, Theatinerstraße; München 1923
Werbeplakat für die Ausstellung Der gedeckte Tisch, München 1926
↑ abcdBiographisches Gedenkbuch der Münchner Juden, 1933–1945: M–Z. In: Stadtarchiv München (Hrsg.): Biographisches Gedenkbuch der Münchner Juden, 1933–1945. Band2. München 2003, ISBN 978-3-8306-7280-7, S.433.
↑Georg Friedrich Krug: Adressbuch für Frankfurt am Main 1890. Waldschmidt und Mahlau, Frankfurt am Main 1890, S.601.
↑Isabella Belting: Die 20er Jahre: Mode, Graphik, Kunstgewerbe aus den Sammlungen des Münchner Stadtmuseums. Hrsg.: Münchner Stadtmuseum. München 2005, S.137.
↑Isabella Belting: Die 20er Jahre: Mode, Graphik, Kunstgewerbe aus den Sammlungen des Münchner Stadtmuseums. Hrsg.: Münchner Stadtmuseum. München 2005, S.128.