Haacken wächst in bürgerlichen Verhältnissen in Aachen auf. Sein Vater ist Prokurist, die Mutter Hausfrau. Früh entdeckt er das Zeichnen für sich. Am Realgymnasium fördert der Maler Engelbert Mainzer sein Talent und ermutigt ihn 1931 zu einem Studium an der Kunstgewerbeschule Aachen.[1] Haacken studiert hier bis 1933 beim Architekten Hans Schwippert und ist Werkstattschüler des führenden Kirchenglaskünstlers Anton Wendling. Bekannte Kommilitonen dieser Ära sind die Maler Bert Heller, Karl Fred Dahmen und Karl Otto Götz.
Haacken schlägt eine Karriere als Gebrauchsgrafiker ein, lebt zeitweilig auf dem Inselhof, einer landwirtschaftlichen und kunstgewerblichen Werkgemeinschaft in Zempin auf der Insel Usedom.[2] 1936 zieht er nach Berlin. Hier kommt er durch Aufträge für Werbeateliers und die Reichsanstalt für Bild und Film in Wissenschaft und Unterricht (RWU) erstmals mit dem Trickfilm in Berührung. 1940 wird er zum Kriegsdienst herangezogen. In der Sowjetunion schwer verletzt, überlebt er den Zweiten Weltkrieg in Berlin, weil er nach langem Lazarettaufenthalt von der RWU als „unabkömmlich“ eingestuft wird.[3] Unmittelbar nach Kriegsende beginnt eine intensive, künstlerische Arbeit für Verlage, Theater und Film. Sein Dachatelier im Westteil Berlins wird zum Treffpunkt bekannter Künstler wie Heinz Trökes, Jan Bontjes van Beek, Lotte Reiniger, Edwin Redslob, Friedrich Luft, oder Hilde Körber.[4] Er reüssiert mit Holzschnitten und ab 1946 mit ersten Kinderbuchillustrationen für den progressiven Felguth-Verlag. Schnell folgen Bücher für den Gebrüder Weiss Verlag, den Kinderbuchverlag, Zeitschriftenbeiträge für Horizont, Aufbau, Ulenspiegel, Tagesspiegel. Ausstellungen in Berlin und Aachen folgen. Parallel verfolgt er weiter filmische Experimente (u. a. mit dem Schauspieler Paul Bildt und dem Komponisten Boris Blacher)[5]. Während der Berliner Blockade fertigt er einen der ersten Langtrickfilme nach dem Krieg (Das Spatzenfest, 1948)[6], die Presse macht ihn zum „Walt Disney in der Bodenkammer“.[7]
1960 zieht er sich aus der Buchgestaltung zurück und wird Atelierleiter des Markenfilm-Trickfilmstudios in Wedel bei Hamburg. Von der Werbung unterfordert kehrt er 1967 zum Buch zurück: Er illustriert erfolgreich Lewis CarrollsAlice im Wunderland für den Alfred Holz Verlag. Es beginnt die Phase eigener Bild- und Nonsensgeschichten: Die turnende Tante und andere Pinneberger Geschichten (1968), Eine Kuh aus Pinneberg (1972), Pflaumenmus tut's auch (1972), Der violette Studienrat (1972), Ein Narr, ein Weiser und viele Tiere (1973). Einige dieser Geschichten verfilmt er später selbst fürs Fernsehen (Sendung mit der Maus). 1972 Übersiedlung nach Uitwellingerga (Niederlande), von wo aus er weiterhin für bekannte Kinderbuchverlage wie Otto Maier Ravensburg, Cecilie Dressler oder Friedrich Oetinger illustriert. Das Erscheinen seines letzten eigenen Buchs erlebt er nicht mehr: Django, eine Bilderbuch-Biographie über den Jazzgitarristen Django Reinhardt, sieht das Licht der Öffentlichkeit im Sommer 1979, ein halbes Jahr nach Haackens plötzlichem Tod.
Haacken arbeitet mit verschiedenen Techniken: dem Holzschnitt und dem Schabblatt, orientiert an Expressionismus und Neuer Sachlichkeit; der Federzeichnung, ironisch karikierend und der ligne claire des Comics anverwandt; der Papierplastik, mit verblüffend räumlichem Effekt; und dem Trickfilm, bei dem alle drei Techniken in wechselnden Anteilen Anwendung fanden. Der „asketisch, ausgemagerte Zeichenstil“[11] und die gedämpfte Kolorierung gaben seinem Werk eine unverwechselbare Identität.
Werk (Auswahl)
Als Autor
Das Loch in der Hose. Kinderbuchverlag, Berlin 1951, 30 Seiten.
Die turnende Tante und andere Pinneberger Geschichten. Verlag Gerhard Stalling, Oldenburg/Hamburg 1968, 46 Seiten.
Eine Kuh aus Pinneberg. Parabel Verlag, München 1972, 32 Seiten.
Till Schröder: Frans Haacken. S. 1-D/8 (32 Seiten). In: Lexikon der Illustration im deutschsprachigen Raum ab 1945. München, Richard Boorberg Verlag (edition text + kritik) 2012, 3. Nachlieferung (Loseblattsammlung). ISBN 978-3-86916-024-5.
Sekundärliteratur
Ute Liebert: Der Felguth-Verlag in Berlin in den Jahren 1945 bis 1950. S. 75–91. In: Schiefertafel, Jahrgang VII No 2/3. Pinneberg, Renate Raecke Verlag 1985. ISSN0344-984X.
Klaus Doderer (Hrsg.): Zwischen Trümmern und Wohlstand. Literatur der Jugend 1945–1960. Weinheim/Basel, Beltz Verlag 1988. ISBN 3-407-56515-1.
Lothar Lang: Von Hegenbarth zu Altenbourg. Buchillustration und Künstlerbuch in der DDR. Stuttgart, Dr. Ernst Hauswedell und Co. Verlag 2000, 284 Seiten. ISBN 3-7762-1200-4.
Bernhard Frank, Marieluise Schaum (Hrsg.): Plakate der Volksbühne 1949–2001. Berlin, Volksbühne 2008, 95 Seiten.
Till Schröder: Frans Haacken. Ein vergessener Ikonograph Brechts. S. 18–25. In: Dreigroschenheft. 3/2013. Augsburg, Wißner-Verlag 2013. ISSN0949-8028.
Till Schröder: Zwischen Brecht und Bilderbuch. Der Grenzgänger Frans Haacken. S. 44–55. In: Marginalien. Zeitschrift für Buchkunst und Bibliophilie (Heft 211, 3/2013). Wiesbaden, Otto Harrassowitz Verlag 2013. ISSN0025-2948.
Till Schröder: Asket der Linie – Der Graphiker Frans Haacken. S. 21–24. In: Graphische Kunst. Neue Folge: Heft 1, 2014. Memmingen, Edition Curt Visel 2014. ISSN0342-3158.