François Depeaux wurde am 13. Juli 1853 in Bois Guillaume (Seine-Maritime) als Sohn von Félix Célestin Depeaux und Françoise Grouard geboren. Seine Familie war wohlhabend und besaß einen bedeutenden Anthrazitkohle-Handel. Er besuchte das Lycée Corneille in Rouen und schloss seine Schulausbildung 1871 ab.
François Depeaux erwarb ein Bergwerk in Swansea in Wales und baute das Geschäft durch die Erfindung eines neuen Zerkleinerungssystems aus. Er war ein unermüdlicher Arbeiter und überwachte seine Geschäfte persönlich. Im Jahr 1880 heiratete er Eugénie Marie Decap, die Tochter eines wohlhabenden Unternehmers, der das erste Kaufhaus in Rouen eröffnet hatte. Sie brachte 420.000 Francs in die Ehe ein, Depeux rund 400.000.[2] Er investierte eine beträchtliche Summe in das Familienunternehmen.
Depeaux engagierte sich stark für die Stadt Rouen und kämpfte gegen das Projekt „Paris, port de mer“. Er setzte sich für den Ausbau des Hafens von Rouen und die Gestaltung des Viertels St-Gervais ein und erwarb eine Yacht, mit der er Gäste auf der Seine chauffierte und an Regatten teilnahm.
Depeaux' Angebot einer Schenkung seiner Gemäldesammlung an das Städtische Museum lehnte die Stadt Rouen zunächst ab.
Die Scheidung von seiner Frau Eugénie Marie, bei der das Vermögen zu gleichen Teilen aufgeteilt werden musste, führte zur Versteigerung seiner Sammlung. Depeaux, ein leidenschaftlicher Kunstliebhaber, kaufte so viele Gemälde wie möglich zurück – darunter sein Claude Monet "Portail de la cathédrale de Rouen, temps gris" für 20.000 F (1895 bei Durand Ruel für 15.000 F erworben) – entweder unter seinem eigenen Namen oder über Händler (Durand-Ruel, Bernheim, Rosenberg u. a.). François Depeaux muss jedoch den Verlust bedeutender Werke bedauern, die zu hohen Preisen versteigert wurden und heute in den großen Museen der Welt hängen.[4]
Schließlich nahm das Musée des Beaux-Arts in Rouen 1909 seine Schenkung an, aber seine Kunstsammlung war nur mehr ein schwaches Abbild des ursprünglichen Bestandes. Immerhin konnte das Museum einige Meisterwerke mit der Sammlung Depeaux bekommen.
François Depeaux starb am 11. Oktober 1920 und hinterließ ein bleibendes Erbe in den Bereichen Kunst, Industrie und soziale Projekte.
Literatur
Georges Dubosc, "La collection Depeaux", Journal de Rouen, Nr. 203, 22. Juli 1900.
François Lespinasse (Vorwort von François Bergot): L'École de Rouen, Sotteville-lès-Rouen, Rouen-Offset, 1980.
François Lespinasse: L'École de Rouen, Lecerf, Rouen, 1995, S. 13–16.
François Lespinasse (Vorwort von Laurent Salomé): François Depeaux (1853–1920): Portrait d'un collectionneur d'impressionnistes (Porträt eines Impressionistensammlers), Rouen, 2016.
Marc-Henri Tellier, François Depeaux: Le charbonnier et les impressionnistes, Rouen, M.-H. Tellier, 2010.
Sylvain Amic und Joanne Snrech: François Depeaux, collectionneur des impressionnistes. Ausstellung im Rouen, Musée des beaux-arts Rouen, 18. Juli bis 30. August 2020, In Fine éditions d'art, 2020.
↑Sylvain Amic und Joanne Snrech: François Depeaux, collectionneur des impressionnistes. In: Musée des beaux-arts Rouen (Hrsg.): Ausstellungskatalog. Rouen 2020.