Als es 1905 in Odessa immer wieder zu Pogromen gegen Juden kam, floh Eugenie Goldsterns Familie nach Wien. Dort begann sie mit ihrem Studium bei Michael Haberlandt, wenngleich aufgrund ihrer russischen Herkunft nur als Gasthörerin. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts unternahm sie mehrere Feldforschungsreisen in die schweizerischen und österreichischenAlpen. Da eine Promotion in Wien nicht möglich war, setzte sie ihre Studien in Neuenburg fort und beendete diese 1921 in Freiburg im Üechtland mit der DissertationBessans. Volkskundliche monographische Studie über eine savoyische Hochgebirgsgemeinde im Fach Geographie bei Paul Girardin. Obwohl begabter als viele ihrer männlichen Kollegen, blieb ihr auch auf Grund der rassistischen Ideologie eine Anstellung am Wiener Museum für Volkskunde verwehrt. So mutet es eigenartig an, dass sie dem Museum nicht nur ihre umfangreichen Sammlungen überließ, sondern es auch mehrmals finanziell unterstützte. Am 14. Juni 1942 wurde sie in das Vernichtungslager Sobibor deportiert und wahrscheinlich am Tag der Ankunft (17. Juni 1942) ermordet.[2]
Das Haus von Bessans (Savoyen). Jg. 27 (1921), S. 33–56 (Digitalisat).
Hochgebirgsvolk in Savoyen und Graubünden. Ein Beitrag zur romanischen Volkskunde (= Wiener Zeitschrift für Volkskunde. Supplementband Bd. 14). Verein für Volkskunde, Wien 1922. Enthält: Bessans: Volkskundliche monographische Studie über eine savoyische Hochgebirgsgemeinde (Frankreich) und Beiträge zur Volkskunde des bündnerischen Münstertales (Schweiz).
Ur-Ethnographie. Auf der Suche nach dem Elementaren in der Kultur. Die Sammlung Eugenie Goldstern. Ausstellungskatalog. Österreichisches Museum für Volkskunde, Wien 2004, ISBN 3-902381-05-1.
Silvia Hofmann: Eine fremde Forscherin im Münstertal: Eugenie Goldstern (1884–1942). Pionierin der europäischen Ethnografie. In: Silke Redolfi, Silvia Hofmann, Ursula Jecklin (Hrsg.): FremdeFrau: Beiträge zur Frauen- und Geschlechtergeschichte Graubündens im 19. und 20. Jahrhundert. Verlag Neue Zürcher Zeitung, Zürich 2008, ISBN 978-3-03-823069-4, S. 107–115.
Albert Ottenbacher: Goldstern, Eugenie. In: Brigitta Keintzel, Ilse Korotin (Hrsg.): Wissenschafterinnen in und aus Österreich. Leben – Werk – Wirken. Böhlau, Wien/Köln/Weimar 2002, ISBN 3-205-99467-1, S. 258f.