Nach seinem Studium musste Brockmann jedoch nicht als Soldat an die Front: Da seine Mutter Jüdin war, stuften ihn die Nationalsozialisten als „wehrunwürdig“ ein. Die Reichskammer der bildenden Künste untersagte Brockmann aber auch jegliche selbständige berufliche Betätigung. Brockmann fand jedoch 1942 eine Anstellung als Angestellter bei dem Architekten Hans List, wo er Innenarchitektur und Möbel entwarf, um dann bis zum 1. Januar 1945 Anstellung bei dem Architekten Ernst Zinsser zu finden.[4] Schließlich wurde Brockmann im KZ Eschershausen interniert.[1][3]
Nach der Befreiung der Stadt Hannover durch die Alliierten machte er sich – während in Berlin noch gekämpft wurde – am 1. Mai 1945 selbständig.[1] In der durch die Luftangriffe auf Hannover großflächig zerstörten Stadt[5] begann er 1946 mit der Einrichtung des Thalia-Theaters im Ernst-Winter-Saal der HANOMAG.[1]
1947 bewarb sich Brockmann in einem beschränkten Wettbewerb um einen Neubau für das im Krieg zerstörte Café Kröpcke. Teilnehmer des Wettbewerbs waren die ebenfalls freischaffenden Architekten Dieter Oesterlen, Adolf Falke, Ernst Zinsser, Professor Otto Fiederling sowie die BauräteHans Bettex und Zenker und Oberbaurat Dr. Kleffner. 1948 erhielt der Entwurf von Oesterlen den Zuschlag für das „Café am Kröpcke“,[6] das in den darauf folgenden Jahren wieder zum Treffpunkt der Kulturschaffenden in Hannover werden sollte.[7]
1947 wurde Brockmann als Mitglied im Bund Deutscher Architekten aufgenommen, in dem er ab 1955 bis 1967 zahlreiche Ehrenämter bekleidete: Ein Jahr lang war er Vorsitzender des Bezirks Hannover, neun Jahre Vorsitzender des Landesverbandes Niedersachsen und zwei Jahre bis 1967 Vizepräsident des BDA auf Bundesebene. Parallel war er von 1955 bis 1964 Mitglied des Sachverständigen-(Baupflege-)Beirats der Stadt Hannover sowie Vertreter des BDA im Bauausschuss des Rates der Stadt.[4] In dieser Funktion kam es 1961 hinsichtlich des Baus des Schauspielhauses zu Auseinandersetzungen, ja fast zu einem Zerwürfnis zwischen Brockmann als BDA-Vertreter und dem Stadtbaurat Rudolf Hillebrecht.[8]
Neben seinen Ehrenämtern und den zahlreichen Arbeiten aus seiner selbständigen Architektentätigkeit nahm Ernst Brockmann mit eigenen Beiträgen erfolgreich an Wettbewerben teil, aber auch selbst Gutachter- und Preisrichteraufgaben wahr.[4]
Im Alter von 47 Jahren zog sich Brockmann 1967 aus gesundheitlichen Gründen aus seinen beruflichen Tätigkeiten zurück. 1970 wurde Brockmanns Architekturbüro in die „Dipl.-Ing. Brockmann BaukontorKG“ umgewandelt. Seine letzten Lebensjahre verbrachte Brockmann im Tessin, wo er unter dem Künstlernamen „Ernesto Frederico“ als Bildhauer wirkte.[1]
Auszeichnungen
1954 wurde Ernst Brockmann für den Bau der Europahalle, die er 1950 gemeinsam mit Gerd Lichtenhahn auf der (heutigen) Messe Hannover errichtet hatte, mit dem Laves-Preis geehrt.[4]
Werk
Ernst Friedrich Brockmann entwarf unter anderem Industriedesign, Möbel und Messestände sowie Läden, diverse Wohn-, Geschäfts- und Gewerbebauten.[1] In den Wiederaufbaujahren schuf er neben Gebäuden für die (heutige) Hannover Messe insbesondere auch große Büro- und Verwaltungsbauten für Versicherungen und Kammern.[4]
Gebäude in Hannover und Langenhagen
1946: Thalia-Theater (Ernst-Winter-Saal der Hanomag)[1]
1947/48: Geschäftshaus Erdmann,[1]Große Packhofstraße[9], Hausnummer 34 (heute stark verändert)[4]
1960/61: Möbelhaus Böhme (Hängekonstruktion),[1]Hamburger Allee 12–16 (heute verändert);[4]Möbel Boehme (später: Möbel Unger) war das erste Gebäude, das im Zuge eines neuen städtebaulichen Konzeptes für die Raschplatztangente errichtet wurde.[12]
Friedrich Lindau: Ernst Friedrich Ludwig Brockmann. In: Wiederaufbau und Zerstörung ; die Stadt im Umgang mit ihrer bauhistorischen Identität. Mit einem Vorwort von Paulhans Peters, 2. überarb. Auflage. Schlütersche, Hannover 2001, ISBN 3-87706-659-3, S. 321 u. ö.. (mit Foto u. a., online über Google-Bücher)
ders.: Brockmann. In: Planen und Bauen der 50er Jahre in Hannover. Schlütersche, Hannover 1998, ISBN 3-87706-530-9.
Helmut Knocke: Brockmann, Ernst. In: Klaus Mlynek, Waldemar R. Röhrbein (Hrsg.) u. a.: Stadtlexikon Hannover. Von den Anfängen bis in die Gegenwart. Schlütersche, Hannover 2009, ISBN 978-3-89993-662-9, S. 85.
↑Stadtplan Hannover: Wegweiser durch Hannover / Guide through Hanover.Patent-Stadtplan mit Messe-Plan und anderen Informationen zur Export Messe 1947. Falk-Landkarten-Verlag, Emil Falke, Hamburg 1947.
↑Friedrich Lindau: Hannover, Wiederaufbau und Zerstörung ...S. 68
↑Kröpcke. In: Friedrich Lindau: Hannover, Wiederaufbau und Zerstörung ...
↑Friedrich Lindau: Dokument D. In: Hannover. Wiederaufbau ... S. 307 u.ö.