Die Hildesheimer Straße (hɪldəshaɪ̯mɐ ʃtʁasə) ist eine vierspurige Wohn- und Geschäftsstraße in Hannover und der südlich angrenzenden Stadt Laatzen. Von den circa 14 Kilometern Gesamtlänge[1] entfallen etwa sechs Kilometer auf das Stadtgebiet von Hannover und acht Kilometer auf das von Laatzen. Die Straße ist eine der längsten der Landeshauptstadt. Benannt ist sie nach der Stadt Hildesheim.
Kurz hinter der Straße Am Brabrinke überquert die Hildesheimer Straße die Stadtgrenze nach Laatzen, hier beginnt die Zählung der Hausnummern wieder von vorn. Die Straße durchquert die Laatzener Stadtteile Alt-Laatzen, Grasdorf, Rethen und Gleidingen. Bedeutende Anlieger sind hier das Stadtbad aquaLaatzium und das Klinikum Agnes Karll des Klinikums Region Hannover. Hinter der Laatzener Stadtgrenze wird sie im Sarstedter Ortsteil Heisede zur Heiseder Straße. In Grasdorf führt die Hannöversche Südbahn über sie hinweg.
Sowohl in Hannover als auch in Laatzen ist die Bebauung der Hildesheimer Straße durch gemischte Wohn- und Geschäftsgebäude geprägt. Die Straße dient den Bewohnern der umliegenden Stadtviertel zur Nahversorgung.
Geschichte
1382 wurde der Döhrener Turm erbaut. Er lag an der damals noch nicht näher bezeichneten Handelsstraße nach Hildesheim. 1750 wurde die Hildesheimer Straße auf alten Karten als Chaussee nach Hildesheim, Braunschweig und Goslar bezeichnet. 1845 bekam sie in der Stadt Hannover ihren heutigen Namen. In der Gemeinde Grasdorf hatte sie noch 1960 die Bezeichnung „Hildesheimer Chaussee“.[2] Der planmäßige Ausbau begann in den 1860er Jahren. Damit gab es eine durchgängige Route von Herrenhausen nach Döhren. Es wurden Bebauungspläne erstellt, so dass eine systematische öffentliche wie private Bebauung begonnen werden konnte. Dabei ging die Nummerierung zunächst nur bis zum Altenbekener Damm.
In Höhe des heutigen Stadtteils Döhren wurde die Hildesheimer Straße im Jahr 1810 angelegt.[3]
Bis 1864 verlief die Hildesheimer Straße im Zuge der Höltystraße,[4] von der der ehemalige katholische St.-Johannis-Friedhof bis an die Maschstraße reichte.[5]
Im Jahre 1872 wurde eine Pferdebahnlinie vom Steintor bis zum Döhrener Turm errichtet und 1890 bis Laatzen verlängert. Es war die längste und zugleich eine der ersten Strecken der Straßenbahn Hannover. Ab 1893 wurde die Straßenbahn elektrifiziert und 1898 bis nach Hildesheim verlängert.
Ende der 1970er Jahre begann der Umbau der Straßenbahn zur Stadtbahn, bei dem in der Südstadt ein U-Bahn-Tunnel errichtet wurde. Der Tunnel verläuft vom Aegidientorplatz bis zur Hilde-Schneider-Allee. Auf diesem Abschnitt befinden sich die U-Bahn-Stationen Schlägerstraße, Geibelstraße und Altenbekener Damm. Zwischen den Stationen Schlägerstraße und Geibelstraße befindet sich eine eingleisige Kehranlage. Hier können Stadtbahnen aus der Innenstadt z. B. im Störungsfall wenden. Ab der Rampe an der Hilde-Schneider-Allee bis zum Döhrener Turm hat die Strecke einen unabhängigen Bahnkörper, danach verläuft sie auf einem besonderen Bahnkörper, jeweils in Straßenmittellage.
Unter und auf der Hildesheimer Straße verkehren die Linien 1, 2 und 8 sowie bei besucherstarken Messen die Verstärkungslinie 18. Die Linie 1 folgt der Hildesheimer Straße fast auf ganzer Länge bis nach Sarstedt, die Linie 2 führt nach Laatzen und Rethen. Die Linie 8 verlässt die Hildesheimer Straße noch auf hannoverschem Gebiet und biegt Richtung Messe ab.
Hildesheimer Straße Richtung stadtauswärts nahe Aegidientorplatz
Der südliche Bereich der Straße mit der Villa Willmer um 1900
Typisches Wohn- und Geschäftshaus der Nachkriegszeit, Eingang zur U-Bahn-Station Schlägerstraße
Literatur
Helmut Jacob: Die Südstadt in Hannover. Ein Beitrag zur Geschichte und Entwicklung eines Stadtteils aus der Sicht eines Südstädters. Selbstverlag 1993.
Klaus Mlynek, Waldemar R. Röhrbein (Hg.): Hannover Chronik. Von den Anfängen bis zur Gegenwart. Hannover: Schlütersche 1991.
Klaus Mlynek, Waldemar R. Röhrbein (Hg.): Geschichte der Stadt Hannover. 2 Bde., Hannover: Schlütersche 1992 (Bd. 1), 1994 (Bd. 2).
↑Bernhard Dörries, Helmut Plath: Hildesheimer Straße, in: Alt-Hannover 1600 - 1900 / Die Geschichte einer Stadt in zeitgenössischen Bildern von 1600 - 1900, hrsg. im Auftrag der Stadt Hannover und Jahresgabe 1951 vom Kunstverein Hannover, München: F. Bruckmann, S. 85, 132
↑Arnold Nöldeke: St.-Johannis-Friedhof, in: Die Kunstdenkmäler der Provinz Hannover Bd. 1, H. 2, Teil 1: Denkmäler des "alten" Stadtgebietes Hannover, Hannover, Selbstverlag der Provinzialverwaltung, Schulzes Buchhandlung, 1932, S. 257; (Neudruck im Verlag Wenner, Osnabrück 1979, ISBN 3-87898-151-1)