Während der Kanzlerschaft von Bruno Kreisky wurde er 1975/76 zum ÖVP-Generalsekretär bestellt[3] und wechselte 1976 zur Wiener Landespartei, welcher er zu Beginn der Umweltschutz-Bewegung ein grünes Image gab („bunte Vögel“).[4][5][6] Bis 1989 war er Landesparteiobmann der Wiener ÖVP, 1978 bis 1987 war er Vizebürgermeister und Landeshauptmann-Stellvertreter von Wien.[3]
1995 wurde er an der Parteispitze der ÖVP durch Wolfgang Schüssel abgelöst. Seine Absetzung war Folge einer Kampagne durch Hans Dichand, den damaligen Herausgeber der Kronen Zeitung.[7] Im Dokumentarfilm „Kronen Zeitung – Tag für Tag ein Boulevardstück“ sagte Busek: „Unabhängig von der Kronen Zeitung war ich immer, nur ich hab einen Preis dafür bezahlt. Das ist natürlich der Preis gegenüber jenen, die sich mit der Kronen Zeitung arrangiert haben, das ist der Preis, den sie dann unter den eigenen Parteileuten auch zahlen, weil es da die Meinung gibt, gegen die Kronen Zeitung kann man eigentlich nicht bestehen.“
Jährlich vergab Busek seit dem Jahr 2002 gemeinsam mit Oliver Vujovic von der South East Europe Media Organisation (SEEMO) den Dr. Erhard Busek SEEMO Award for Better Understanding in South East Europe. Seit dem Jahr 2005 war Busek Vorsitzender des Kuratoriums der Erste Stiftung. Weiters war er Mitglied im Europäischen Rat für Toleranz und Versöhnung.
Am 21. November 2016 legte Busek seine Mitgliedschaft als Ehrenritter des St. Georgs-Ordens zurück, da die Auftritte des Prokurators des Ordens (Norbert van Handel) seiner Ansicht nach zu einer Verwechslung des Ordens mit einer politischen Organisation führten, was Buseks Meinung dem Inhalt und der Aufgabe des Ordens widerspreche; damit komme der Orden in eine politische Optik, die Busek nicht vertreten könne.[11]
Im Jahr 2021 auf die ÖVP-Korruptionsaffäre angesprochen, relativierte er deren Bedeutung für die politische Zukunftsfähigkeit des Landes. Er erklärte, dass Österreich viele Affären gehabt habe und weiter: „Das Land hat bislang jeden dieser Skandale relativ gut überstanden, was wohl auch eine Mentalitätssache ist. Sie müssen verstehen, welche Rolle Korruption – die kleine, noch legale, und die große – bei uns spielt. Wir wissen eh alle, dass es so ist, man kalkuliert das vorab mit ein, quasi als Entschuldigung.“[12]
Busek nahm in Interviews und Kommentaren immer wieder zu innen- und europapolitischen Entwicklungen Stellung, dabei ging er mitunter auch zu seiner Partei auf Distanz. Kurz vor seinem Tod kommentierte er noch den Krieg in der Ukraine und meinte in Richtung Europa: „Ein bissl aufwachen tät' uns gut.“ Der Krieg Wladimir Putins in der Ukraine habe die Dimension, ein Weltkrieg zu werden. Darüber hinaus übte er auch Kritik an der Tätigkeit Wolfgang Schüssels im Aufsichtsrat des russischen Ölkonzerns Lukoil.[2]
Erhard Busek erhielt Ehrendoktorate der Montan-Universität Krakau sowie der Universitäten Bratislava, Czernowitz, Ruse, Brașov, Liberec und der Webster-St. Louis University in Wien. Er erhielt Auszeichnungen von Polen, Ungarn, Italien, Bulgarien, Liechtenstein, Rumänien und der Tschechischen Republik, war Ehrensenator der Medizinischen Universität Innsbruck und erhielt den Corvinus-Preis des Europainstituts Budapest.[14]
„Zum Glück schwinden die Lateinkenntnisse, sonst würde der Staatsbürger wissen, dass Ministerium ‚Dienst‘ heißt.“ (Erhard Busek, 2000)
„Weiterratifizieren wäre blühender Unsinn. Wichtiger wäre, das Anstehende zu analysieren. Dann käme man drauf, dass die Regierenden die Bürger nicht nur bei der Verfassung, sondern bei der gesamten Entwicklung stehen gelassen haben […] Alle haben sich als Abstauber betätigt, das ist das Problem.“ (Erhard Busek im Juni 2005 nach der Ablehnung der europäischen Verfassung durch Frankreich und die Niederlande)
Schriften
mit Meinrad Peterlik: Die unvollendete Republik. Verlag für Geschichte und Politik, 1968.
mit Gerhard Wilflinger: Demokratiekritik – Demokratiereform. 1969.
mit Christian Festa und Inge Görner: Auf dem Weg zur qualitativen Marktwirtschaft. Oldenbourg, München 1975, ISBN 3-486-44351-8.
(Hrsg.): Mut zum aufrechten Gang. Beiträge zu einer anderen Art von Politik. Herold, Wien 1983.
Mitteleuropa: Eine Spurensicherung. Kremayr & Scheriau, Wien 1997, ISBN 3-218-00633-3.
mit Martin Schauer (Hrsg.): Eine europäische Erregung. Die „Sanktionen“ der Vierzehn gegen Österreich im Jahr 2000. Analysen und Kommentare. Böhlau, Wien 2000, ISBN 3-205-77121-4.
Der Grenzgänger. Festschrift für Hans Marte. Wieser, 2000, ISBN 3-85129-323-1.
mit Trautl Brandstaller: Republik im Umbruch – Eine Streitschrift in zehn Kapiteln. Kremayr & Scheriau, Wien 2016.
mit Emil Brix: Mitteleuropa revisited: Warum Europas Zukunft in Mitteleuropa entschieden wird. Kremayr & Scheriau, Wien 2018, ISBN 978-3-218-01108-2 (Hardcover), ISBN 978-3-218-01119-8 (EPUB).
Literatur
Elisabeth Welzig (Hrsg.): Erhard Busek – Ein Porträt. Böhlau, Wien 1992.
Rudolf Bretschneider, Peter Bochskanl (Hrsg.): Mensch im Wort – Erhard Busek – Reden und Aufsätze. Edition Atelier, Wien 1994, ISBN 3-85308-004-9.
Thomas Köhler / Christian Mertens (Hrsg.): Reform als Auftrag. Josef Klaus und Erhard Busek – Wegbereiter einer modernen Christdemokratie. edition mezzogiorno, Wien 2016.
Thomas Walter Köhler / Christian Mertens / Lojze Wieser (Hrsg.): Einheit in Vielfalt. Erhard Buseks Welten. edition mezzogiorno in Kooperation mit Wieser Verlag, Wien 2023.
↑Die MCHit aus Wien – „Misthaufen“ & Erhard Busek („PRO WIEN“) wurde zur Wiener Gemeinderatswahl 1978 als Wahlkampfmittel vor allem an Erstwähler verteilt. Das Album umfasste acht Titel der Austropop-Band Misthaufen: Seite 1: „Im Park is schee“, „Nägelbeißa-Boogie“, „I haaß Latta“, „Ja in da Vorstadt“; Seite 2: „Atzgersdorfer Rock“, „An Schweinsbratn kria i“, „Im Prata“, „Schabernack“. Dazwischen sind Kommentare von Erhard Busek zu hören.
↑Oliver Das Gupta: Ex-Vizekanzler Busek über Österreichs Korruptionsaffäre: »So sind wir leider« (S+). In: Der Spiegel. 21. November 2021, ISSN2195-1349 (spiegel.de [abgerufen am 21. November 2021]).