Die ursprünglich rein bäuerliche Gemeinde rings um Gallneukirchen hat keinen eigentlichen Kernort, sie setzt sich aus 30 Streusiedlungen zusammen. Nur ein kleiner Teil der Bewohner lebt in der namensgebenden Ortschaft. Auf Grund der Nachbarschaft zu Linz und der attraktiven Lage gehört Engerwitzdorf zu den am schnellsten wachsenden Gemeinden Österreichs. In Schweinbach und Mittertreffling haben sich zwei Kerne mit dichterer Bebauung und entsprechender Infrastruktur (Schulen, Einkaufszentren und anderem) gebildet, ansonsten herrschen Einfamilienhäuser und traditionelle bäuerliche Ortschaften vor. Große Teile des Gemeindegebiets sind weiterhin von der Land- und Forstwirtschaft bestimmt.
Engerwitzdorf liegt auf 333 m Höhe im unteren Mühlviertel. Die Ausdehnung beträgt von Nord nach Süd 7,5 und von West nach Ost 11,0 Kilometer. Die Gesamtfläche beträgt 41,09 Quadratkilometer.
Flächenverteilung
Gemeindegliederung
Die Katastralgemeinden von West nach Ost: KG Niederkulm (45632), KG Holzwiesen (45626), KG Klendorf (45629), KG Engerwitzdorf (45623)
Das Gemeindegebiet umfasst folgende Ortschaften (in Klammern Einwohnerzahl Stand 1. Jänner 2024[1]):
Ursprünglich im Ostteil des Herzogtums Bayern liegend, gehörte der Ort seit dem 12. Jahrhundert zum Herzogtum Österreich, seit 1490 zum Fürstentum Österreich ob der Enns.
Eine ins Jahr 1125 datierte Urkunde erwähnt den Ort erstmals als Engilboldistorf,[3] wobei der Ortsname vom Personennamen Engilpolt herzuleiten ist.[4] In derselben Urkunde werden auch bereits die Ortschaften Klendorf, Wolfing, Bach und (Nieder-/Ober-)thal genannt.[3] Im Jahr 1230 wird ein Ortolfus de Sweinpach erwähnt,[5] wobei der Name des Hauptortes Schweinbach von einem Seitenbach der Großen Gusen stammt, an dem sich gerne Wildschweine aufhielten.[4]
Während der Napoleonischen Kriege war der Ort mehrfach besetzt, ist seither wieder bei Oberösterreich.
Ab Sommer 1938 „organisierte“ sich das Militär Gründe für den bis heute genutzten Garnisonsübungsplatz Treffling,[6] in dessen Bereich einige Gebiete der Gemeinden Engerwitzdorf, Linz und Steyregg im Jahr 2017 zum Sperrgebiet erklärt wurden.[7]
Reste vom Burgstall Hohenstein und die Filialkirche Hohenstein: Das Ägidikirchlein am Hohenstein wurde im 13. Jahrhundert auf einer hohen Felskanzel errichtet und war ursprünglich wohl Bestandteil einer bereits im 14. Jahrhundert zerstörten Burg.
In der Ortschaft Gratz befinden sich die stark verschliffenen Reste einer Ringwallanlage, von der sich der Name des Ortes ableitet (slawisch „grad“ oder „hradec“ = Burg).[4][8]
Wirtschaft und Infrastruktur
Verkehr
Das Gemeindegebiet wird durch die A7 (Mühlkreis Autobahn) geteilt. Im Gemeindegebiet befinden sich drei Auf-/Abfahrten (Treffling, Gallneukirchen, Engerwitzdorf). Die A7 soll durch die S10, die Mühlviertler Schnellstraße, bis zur Tschechischen Grenze verlängert werden, um die Anrainergemeinden an der B125 zu entlasten. Weiters führt die B125 (Prager Straße) durch das Gemeindegebiet.
Aufgrund der Nähe zu Linz und des gut ausgebauten Anschlusses für den Individualverkehr kann die Gemeinde Engerwitzdorf einen überdurchschnittlichen Zuzug verzeichnen.
Die mit 2022 geplante Regio-Tram, die Pregarten mit Linz verbinden soll und dabei den nördlichen Schienenanschluss an das Linzer Straßenbahnnetz bilden soll, führt ebenfalls durch das Gemeindegebiet von Engerwitzdorf. Nachdem Schweinbach (Ortszentrum von Engerwitzdorf) nahezu entlastet blieb, werden Teile wie Engerwitzdorf selbst wie auch Treffling durch die Trassenführung belastet. Teilweise (Engerwitzdorf) soll die Streckenführung auf einem neuzuerrichtenden Damm durch das Hochwassergebiet geführt werden.
Früher führte die Pferdeeisenbahn Linz-Budweis ebenfalls über das Gemeindegebiet von Engerwitzdorf. Entlang eines Wanderweges kann man der alten Trasse folgen. Die Trasse führte von Linz über Engerwitzdorf nach Freistadt und weiter über die Staatsgrenze nach Budweis.
Politik
Gemeinderat
Der Gemeinderat hat 37 Mitglieder.
Mit den Gemeinderats- und Bürgermeisterwahlen in Oberösterreich 1991 hatte der Gemeinderat folgende Verteilung: 26 ÖVP, 7 SPÖ, 2 FPÖ und 2 BfE (Bürgerliste für Engerwitzdorf).(*) Die Grünen sind von 1991 bis 2003 als Bürgerliste für Engerwitzdorf BfE angetreten.
Mit den Gemeinderats- und Bürgermeisterwahlen in Oberösterreich 1997 hatte der Gemeinderat folgende Verteilung: 21 ÖVP, 9 SPÖ, 4 FPÖ und 3 BfE (Bürgerliste für Engerwitzdorf).
Mit den Gemeinderats- und Bürgermeisterwahlen in Oberösterreich 2003 hatte der Gemeinderat folgende Verteilung: 22 ÖVP, 11 SPÖ, 3 BfE (Bürgerliste für Engerwitzdorf) und 1 FPÖ.
Die Gemeindeverwaltung bietet den Bürgern an, bestimmte Formulare direkt zuhause auszustellen, um dadurch die Behördengänge zu vereinfachen. Die Bürger können daher mittels Webformular beispielsweise Anträge auf Sperrstundenverlängerung oder Bewerbungsbögen direkt von zuhause aus via Internet einreichen. Die Formularlösung basiert auf AFORMSSOLUTION vom österreichischen IT-Unternehmen aforms.[11]
Wappen
Blasonierung: Durch einen silbernen Schräglinksbalken, belegt mit einem grünen Leistenstab, geteilt; oben in Grün ein goldenes Hirschgeweih, unten in Rot eine goldene, heraldische Rose mit silbernen Kelchblättern. Die Gemeindefarben sind Rot-Weiß-Grün.
Das Hirschgeweih verweist auf die langjährige Jagdtradition in der Gemeinde. Seit 1900 gibt es zwei selbständige Jagdreviere mit insgesamt über 4.000 ha. – Die heraldische Rose ist dem Familienwappen der Engelpoldsdorfer entlehnt; der Sitz dieses freien Geschlechtes befand sich im Bereich der Ortsgemeinde, kann jedoch nicht sicher lokalisiert werden. – Die Mühlkreisautobahn A 7 vom Knoten Linz (A 1) nach Unterweitersdorf – im Wappen als silberner Schrägbalken mit grüner Mittelleiste – durchquert in einer Länge von 9,5 km das Gemeindegebiet und hat hier zwei Vollanschlüsse (in Mittertreffling und Engerwitzdorf) und einen Halbanschluss (in Schweinbach).
Persönlichkeiten
Söhne und Töchter der Gemeinde
Siegfried Hartwagner (1916–2000), Kunsthistoriker und Landeskonservator von Kärnten
Paul Tiedemann (1935–2014), deutscher Handballspieler und -trainer, starb hier
Literatur
Wilhelm Mayrhofer: Unser Engerwitzdorf. Geschichte, Gegenwart, Zukunft. Ein Beitrag zur Heimatkunde des Mühlviertels. Engerwitzdorf 2007.
Gottfried Fitzinger: Gallneukirchen. Ein Heimatbuch für die Gemeinden Gallneukirchen, Engerwitzdorf, Unterweitersdorf u. Alberndorf. Heimatverein Gallneukirchen und Umgebung, 1982.
Naturraumkartierung Oberösterreich. Landschaftserhebung Gemeinde Engerwitzdorf. Endbericht. Gutachten Naturschutzabteilung Oberösterreich. 2009, S. 1–175 (zobodat.at [PDF]).
↑ abErich Trinks (Bearb.): Urkunden-Buch des Landes ob der Enns. Band2. Wien 1856, CX, S.164 (archive.org – „Steuen de engilboldistorf“ als Zeuge, „Glongendorf, Wolfarn, …, Pach, Tal“ als Orte): „1125. Passau. — Reginmar, Bischof von Passau, bestätigt dem Kloster St. Florian die Schenkungen Hermanns von Chazilinistorf und Adalberos von Griezbach, von denen jener die Pfarrkirche Katsdorf, dieser aber Lassberg dem heiligen Florian geopfert hatte.“
↑Erich Trinks (Bearb.): Urkunden-Buch des Landes ob der Enns. Band2. Wien 1856, CCCCLXXV, S.684 (archive.org – „Ortolfus de Sweinpach“ als Zeuge): „1230. 28. Februar. St. Florian. — Gebhart, Bischof von Passau, ertheilt einem Vertrage zwischen dem Kloster St. Florian und Dietmar von Engilpoldistorf seine Bestätigung.“
↑Hermann Rafetseder: Zur Geschichte von Gelände und Umfeld der Johannes Kepler Universität Linz, unter besonderer Berücksichtigung der NS-Zeit im Raum Auhof – Dornach. Linz 2016, S.28 und 36 (jku.at [PDF]).
↑E-Government. In: engerwitzdorf.at. Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 1. Oktober 2020; abgerufen am 21. April 2020.Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.engerwitzdorf.at