Endre Szemerédi [ˈɛndrɛ ˈsɛmɛreːdi] (* 21. August1940 in Budapest) ist ein ungarisch-US-amerikanischer[1] Mathematiker und Informatiker, der sich mit Kombinatorik (Graphentheorie), Informatik und Zahlentheorie beschäftigt. Seit 1986 ist er State of „New Jersey Professor“ für Informatik an der Rutgers University. Außerdem ist er emeritierter Professor am Alfréd Rényi Institut für Mathematik der Ungarischen Akademie der Wissenschaften. Szemerédi hat mit dem Abelpreis (2012) und dem Leroy P. Steele Prize einige der bedeutendsten Mathematikpreise gewonnen.
Szemerédi wurde in Budapest geboren. Obwohl er auf der Schule gut in Mathematik war, besuchte er weder eine der Eliteschulen für Mathematiker in Ungarn (wie Fazekas) noch nahm er an den mathematischen Wettbewerben in Ungarn teil. Da seine Eltern wünschten, dass er Arzt wird, schrieb sich Szemerédi an einer medizinischen Hochschule ein, brach das Studium aber nach sechs Monaten ab[2][3] und arbeitete zwei Jahre in einer Maschinenfabrik, bevor er auf Rat eines Freundes ein Mathematikstudium begann.[2] Er studierte an der naturwissenschaftlichen Fakultät der Eötvös-Loránd-Universität in Budapest (Diplom 1965) bei András Hajnal. Wichtige Einflüsse waren auch Pál Turán (mit dem er aber nicht zusammenarbeitete da dieser Zahlentheoretiker war) und Paul Erdős, mit dem er insgesamt fast 30 Arbeiten veröffentlichte und der häufig Ungarn besuchte.[2] Szemerédi wurde 1970 an der Lomonossow-Universität in Moskau bei Israel Gelfand promoviert[4] (genauer Kandidaten-Status, entspricht einer Dissertation im Westen). Er ist seit 1965 am Alfréd-Rényi-Institut der Ungarischen Akademie der Wissenschaften und seit 1986 Professor für Informatik an der Rutgers University(New Jersey Professor of Computer Science). Nach seiner Emeritierung am Alfred Renyi Institut ist er dort noch ständiger Forschungsstipendiat.
Szemerédi bewies 1975 die alte (1936) Vermutung[8] von Pál Turán und Paul Erdős, dass eine Folge natürlicher Zahlen, die positive Dichte in den natürlichen Zahlen hat, beliebig lange arithmetische Folgen enthält (Satz von Szemerédi).[9] Das beim Beweis verwendete Regularitätslemma von Szemerédi fand Anwendungen in der Komplexitätstheorie, der Theorie zufälliger Graphen und der Zahlentheorie. Es besagt in etwa, dass große dichte Graphen als Vereinigung einer begrenzten Menge „regulärer“ Graphen von etwa gleicher Größe approximiert werden können. Der Beweis führte zu Fortschritten in der Ramsey-Theorie (Ramsey-Sätze vom Szémeredi-Typ) und in der Ergodentheorie (durch Hillel Fürstenberg, Yitzhak Katznelson).
1977 fand Fürstenberg einen alternativen Beweis zum Satz von Szemerédi mit Methoden der Ergodentheorie, und 2001 fand Timothy Gowers einen weiteren Beweis, bei dem neben der Kombinatorik auch die Fourier-Analysis verwendet wurde. Terence Tao und Ben Green konnten 2004 sogar die Existenz von arithmetischen Progressionen beliebiger Länge in den Primzahlen (die keine positive Dichte haben) zeigen, wobei sie Szemerédis Methoden weiterentwickelten.
Von Szemerédi und seinem Lehrer András Hajnal stammt der Satz von Szemerédi-Hajnal über Graphenfärbung (1970), der von Erdős vermutet worden war. Von Szemerédi und
Erdős stammt der Satz von Erdős–Szemerédi (1983),[10] dem Prototyp einer Aussage zu Summen-Produkt-Phänomenen wie sie beispielsweise auch in Ringen und Körpern auftreten. Der Satz besagt, dass für eine endliche Menge natürlicher Zahlen A die Kardinalität der Menge der paarweisen Summen oder die Menge der paarweisen Produkte von Elementen aus von unten durch die Kardinalität von beschränkt ist mit Konstanten :
Vom 2. bis 7. August 2010 veranstalteten das Alfréd Rényi Institute of Mathematics und die János Bolyai Mathematical Society eine Konferenz zu Ehren des 70. Geburtstags von Endre Szemerédi.[17] Im Vorfeld der Konferenz wurde ein Band der Bolyai Society Mathematical Studies Series, An Irregular Mind, eine von Imre Bárány und József Solymosi herausgegebene Aufsatzsammlung, veröffentlicht, um Szemerédis Leistungen anlässlich seines 70. Geburtstags zu würdigen.[18] Eine weitere Konferenz, die Szemerédis Werk gewidmet wurde, war die Third Abel Conference: A Mathematical Celebration of Endre Szemerédi.[19]
Imre Bárány, József Solymosi (Hrsg.) An irregular mind. Szémeredi is 70, Springer 2010 (Bolyai Society Mathematical Studies 21), mit Publikationsliste
↑sie baut auf dem Satz von Bartel Leendert van der Waerden von 1927 auf, der wiederum damit eine Vermutung von Baudet bewies: Wenn man die natürlichen Zahlen in Klassen aufteilt, enthält mindestens eine arithmetische Progressionen von beliebiger Länge.
↑On sets of integers containing no elements in arithmetic progression.Acta Arithmetica, Bd. 27, 1975, S. 199–245. Vorher hatte er schon 1969 die Vermutung für Progressionen der Länge 4 bewiesen. Klaus Friedrich Roth bewies 1953 den Fall der Länge 3.
↑Erdös, Szemeredi, On sums and products of integers, Studies in Pure Mathematics. To the memory of Paul Turán, Basel: Birkhäuser Verlag, 1983, S. 213–218
↑Szemerédi, Trotter, Extremal problems in discrete geometry, Combinatorica, Band 3, 1983, S. 381–392
↑ abDíjazottjaink. In: mta.hu. Abgerufen am 14. Februar 2023 (ungarisch).