Weltweit sind bislang über 1350 Arten bekannt, allein in Australien kommen 350 Arten vor. Im deutschsprachigen Raum wurden etwa 90 Arten nachgewiesen.
Merkmale
Psychiden sind kleine bis mittelgroße Falter, deren Mundteile stark rückgebildet sind. Im Gegensatz zu den Männchen sind die Weibchen oft ungeflügelt. Die Männchen sind meist unscheinbar, düster und relativ dünn beschuppt, eine Flügelzeichnung fehlt oder ist nur schwach ausgebildet. Ihre Antennen sind gut entwickelt und doppelt gekämmt.
Die Raupen besitzen beißende Mundwerkzeuge und gut entwickelte Brustbeine, ihre Bauchbeine sind aber oft rückgebildet.
Biologie
Die Raupen verbringen die meiste Zeit ihrer Entwicklung in einem Sack, der aus Pflanzenresten oder Sandteilchen zusammengesponnen ist. Diese Säcke gleichen denen der Köcherfliegen-Larven. Oft sind der Aufbau des Köchers und die verwendeten Materialien spezifisch für eine Art.
Die Raupen bewegen sich mit dem Sack fort und fressen aus diesem heraus an ihren Futterpflanzen. Alle Häutungen und die Verpuppung erfolgen im Sack. Dieser wird mit der Größenzunahme der Larve ständig erweitert. Vor der Verpuppung wird der Sack am vorderen Ende mit einer Unterlage versponnen, dann wendet sich die Raupe. Zum Schlüpfen kann sich der Falter dann aus der hinteren Öffnung des Sackes schieben.
Die Überwinterung erfolgt im Larvenstadium, wobei sich einige Arten mehrjährig entwickeln.
Nach dem Schlüpfen bleiben die flügellosen Weibchen oft auf dem Sack sitzen und werden von den anfliegenden Männchen begattet. Bei der Partnerfindung spielen Sexualpheromone eine wichtige Rolle.
Die Lebensdauer der Falter ist kurz, die Männchen überstehen nur wenige Stunden, die Weibchen nur wenige Tage. Schon aus diesem Grund muss das Schlüpfen der Geschlechter synchronisiert sein, um eine erfolgreiche Begattung zu gewährleisten. Bei manchen Arten liegt der Schlupfzeitpunkt in den früheren Morgenstunden (etwa gegen 5.00 Uhr).
Viele Arten sind polyphag, eine ganze Reihe von Arten haben sich aber auf eine Futterpflanzen-Art spezialisiert.
Die Weibchen mancher Arten bleiben madenförmig, sind beinlos und ihr Hinterleib verbleibt im Sack. Von einigen Arten ist Parthenogenese bekannt.
Taxonomie
Die nachfolgende Liste enthält die im deutschen Sprachraum nachgewiesenen Arten.[1]
↑Psychidae (Echte Sackträger) in Mitteleuropa. Lepiforum e. V.: Bestimmungshilfe des Lepiforums für die in Deutschland, Österreich und der Schweiz nachgewiesenen Schmetterlingsarten., abgerufen am 14. Januar 2008.
Literatur
Günter Ebert, Thomas Esche, Rene Herrmann, Axel Hofmann, Hans Georg Lussi, Ingo Nikusch, Wolfgang Speidel, Axel Steiner, Jürgen Thiele: Die Schmetterlinge Baden-Württembergs Band 3, Nachtfalter I (Wurzelbohrer (Hepialidae), Holzbohrer (Cossidae), Widderchen (Zygaenidae), Schneckenspinner (Limacodidae), Sackträger (Psychidae), Fensterfleckchen (Thyrididae)), Ulmer Verlag Stuttgart 1993. ISBN 3-8001-3472-1
SAUTER & HÄTTENSCHWILER (2004): Zum System der palaearktischen Psychidae. 3. Teil: Bestimmungsschlüssel für die Säcke. — Nota lepidopterologica 27 (1): 59–69 (PDF-Datei; 204 kB)
Thomas Sobczyk (2011): Psychidae. World Catalogue of Insects 10. Apollo Books Stenstrup, 467 Seiten. ISBN 978-87-88757-98-9