Im Jahr 1011 wurde im Kloster Fulda die Gemarkung „Tugilhubed“ vermerkt. Die älteste bekannte urkundliche Erwähnung Dalherdas datiert aus dem Jahr 1363 als „Tilherda“.[8] Das Dorf war ein fuldisches Lehen des Geschlechts von Ebersberg[9] Was die Namensherkunft anbelangt, ist die Ansicht zweigeteilt. Man vermutet einerseits, dass der Name von Herd (Vogelherd) an der Döllbach kommt. Andererseits könnte der Name auch vom möglicherweise ersten Gehöft, Dählerhof oder Thalhof genannt, herrühren.[8]
Aufgrund der Pest, die auch in der Rhön wütete, wurden die Bewohner ab 1613 in Dalherda begraben. 1703 wurde eine Kapelle erwähnt, der Bau der heutigen Kirche vollzog sich zwischen 1822 und 1825. Seitdem ist der Ort eine eigenständige Pfarrei. 1708 wurde eine Schule errichtet, die 1907 wegen der großen Anzahl an Kindern (im Jahr 1930 ~210 Schüler) neu gebaut wurde.
1715 wurde der Ort fuldisch.[9] In den Jahren 1843 und 1881 wüteten Brände. Das Dorf verelendete. Um 1900 wurden 900 Einwohner gezählt.
In den Wintermonaten beschäftigten sich früher viele der Einwohner mit der Herstellung von Holzwaren (meist Holzschuhen, Kochlöffel und Bürstenwaren). Zum Verkauf zogen die Männer dann im Frühling zu Fuß mit vollbeladenen Karren bis an den Rhein, die Mosel und ins Elsass. Eine Besonderheit war die Abrichtung und Handaufzucht von Dompfaffen, einer Vogelart, die im Volksmund Blutfinken genannt wird und die Fähigkeit hat, die Melodie von kurzen Liedstücken selbständig mit einem flötenartigen reinen Ton zu pfeifen. Besonders am österreichischen Kaiserhof oder am Zarenhof in St. Petersburg waren die Dalherdaer Händler mit ihren Vogelkäfigen gerne gesehen. Für einen guten Vogel wurden bisweilen über 100 Goldmark bezahlt.
Seit 1935 wurden im Dritten Reich Vorkehrungen zum Bau des Truppenübungsplatzes Wildflecken getroffen. Am 1. April 1938 wurde der Ort Dalherda aufgelöst und ein Teil der Einwohner am Trätzhof bei Maberzell neu angesiedelt. Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs kehrten einige der ehemaligen Bewohner wieder nach Dalherda zurück und zwischen 1945 und 1950 wurden auch Heimatvertriebene und Flüchtlinge hier angesiedelt. Nachdem das Gebiet der Gemeinde dann von der Bundeswehr nicht mehr benötigt wurde, konnte es am 1. Juli 1965 vom Land Hessen erworben werden und die damaligen Bewohner hatten die Möglichkeit, ihre Häuser und die von ihnen bewirtschafteten Grundstücke zu kaufen.[8]
Eine deutliche Zunahme der Einwohnerzahl ergab sich nach der Grenzöffnung 1989.
Dalherda: Einwohnerzahlen von 1812 bis 2020
Jahr
Einwohner
1812
504
1834
751
1840
825
1846
835
1852
844
1858
877
1864
800
1871
722
1875
722
1885
691
1895
753
1905
692
1910
713
1925
879
1939
70
1946
337
1950
546
1956
430
1961
363
1967
325
1970
321
1980
?
1990
?
2000
473
2005
452
2010
400
2011
372
2015
365
2020
385
Datenquelle: Historisches Gemeindeverzeichnis für Hessen: Die Bevölkerung der Gemeinden 1834 bis 1967. Wiesbaden: Hessisches Statistisches Landesamt, 1968. Weitere Quellen: bis 1970:[1]; Nach 1970 Stadt Gersfeld:[15]; Zensus 2011[16]
Einwohnerstruktur 2011
Nach den Erhebungen des Zensus 2011 lebten am Stichtag dem 9. Mai 2011 in Dalherda 372 Einwohner. Darunter waren 3 (0,8 %) Ausländer. Nach dem Lebensalter waren 66 Einwohner unter 18 Jahren, 162 zwischen 18 und 49, 78 zwischen 50 und 64 und 66 Einwohner waren älter.[17] Die Einwohner lebten in 159 Haushalten. Davon waren 45 Singlehaushalte, 42 Paare ohne Kinder und 57 Paare mit Kindern, sowie 12 Alleinerziehende und 3 Wohngemeinschaften. In 27 Haushalten lebten ausschließlich Senioren und in 111 Haushaltungen lebten keine Senioren.[17]
Für Dalherda besteht ein Ortsbezirk (Gebiete der ehemaligen Gemeinde Dalherda) mit Ortsbeirat und Ortsvorsteher nach der Hessischen Gemeindeordnung. Der Ortsbeirat besteht aus drei Mitgliedern.[13] Bei den Kommunalwahlen in Hessen 2021 betrug die Wahlbeteiligung zum Ortsbeirat 70,93 %. Es wurden gewählt: zwei Mitglieder der SPD und ein Mitglied der Liste „Bündnis für Gersfeld“ (BfG).[18] Der Ortsbeirat wählte Ralf Zinn (SPD) zum Ortsvorsteher.[19]
Literatur
Unvergessene Heimat rund um's Dammersfeld – Die abgesiedelten Ortschaften des Truppenübungsplatzes Wildflecken, Geiger-Verlag Horb am Neckar 1991, ISBN 3-89264-184-6.
Michael Mott: Nicht jeder Dompfaff wurde ein Caruso / Gefiederte Gesangsstars aus Dalherda waren einst nach ihrer Ausbildung in ganz Europa und auch in Übersee begehrt, in: Jahrbuch des Landkreises Fulda, 33. Jahrg., 2005/2006, S. 53–61.
Norman Zellmer: Ein junges Dorf mit alten Wurzeln feiert sich, in: Fuldaer Zeitung vom 23. April 2013.
↑Thomas Heiler: Das Türkensteuerregister der Fürstabtei Fulda von 1605, (Veröffentlichung des Fuldaer Geschichtsvereins in den Fuldaer Geschichtsblättern; Nr. 64), Fulda, Parzeller-Verlag, 2004, ISBN 3-7900-0362-X, Ortsregister auf den Seiten 37–47, von dort Hinweis auf die Seite mit der Anzahl der Steuerpflichtigen