Das Collegium Ludgerianum war ein bischöfliches Konvikt in Münster. Der Name Ludgerianum wird heute noch für das ehemalige Konviktsgebäude am Domplatz verwendet.
Das Collegium Ludgerianum war für Knaben aus dem Bistum Münster bestimmt, die sich zum Priester berufen fühlten (oder dafür vorgesehen wurden). Ihre Leistungen mussten im oberen Drittel des Klassendurchschnitts liegen. Der Eintritt war ab der Obertertia (9. Klasse) möglich. Der Gymnasialunterricht bis zum Abitur fand am Gymnasium Paulinum statt. Er wurde ergänzt durch die spirituelle und aszetische Schulung und das Gemeinschaftsleben im Konvikt.
Geschichte
Gründung
Gegründet wurde das Ludgerianum Ostern 1849 durch Bischof Johann Georg Müller.[1] Es erhielt den Namen des heiligen Liudger, des ersten Bischofs von Münster. Am Domplatz, südlich neben dem bischöflichen Palais,[2] wurde unter Bischof Hermann Jakob Dingelstad von 1901 bis 1904 nach einem Entwurf des Münsteraner Architekten Franz Wucherpfennig das historistische Konviktsgebäude mit einem dem Rathaus nachempfundenen Giebel errichtet.
Nach dem Zweiten Weltkrieg
Im Krieg schwer beschädigt, wurde das Gebäude bis 1950 vereinfacht wieder aufgebaut.[3] 1952 wurde der Konvikt dort wieder eröffnet. Später bezog das Ludgerianum einen Neubau am Kardinal-von-Galen-Ring 45.[4]
Nach dem Umzug des Konviktes beherbergte der ursprüngliche Bau bis zum Zweiten Weltkrieg das Archiv des Bistums.[7]
Von 1950 bis 1960 war dort zudem die neu geschaffene Katholische Akademie Franz-Hitze-Haus untergebracht, bevor diese in den Neubau am Aasee umzog.[8] Zur Finanzierung des Neubaus wurde das ursprüngliche Gebäude am Domplatz verkauft[9] und seitdem als philosophisches Seminar der Westfälischen Wilhelms-Universität genutzt.
Mit dem Ludgerianum verbundene Personen
Bischof Johann-Georg Müller (Gründer des Konvikts)
Portal mit den Heiligenstatuen; rechts der hl. Ludger mit seinem Attribut, der Gans; links der hl. Bonifatius mit Buch und Axt; Bildhauer: Franz Ewertz
Portal
Tympanon des Eingangs mit dem Wappen des Erbauers Bischof Hermann Jakob Dingelstad[10]
Literatur
Peter Löffler: Collegium Ludgerianum in Münster, 1849–1971. Geschichte einer bischöflichen Bildungsanstalt, Münster 1979, ISBN 3-7923-0435-X
Michael Hirschfeld: Katholisches Milieu und Vertriebene, Böhlau, Köln-Weimar-Wien 2002, ISBN 978-3-412-15401-1
Ludwig Adolf Wiese: Verordnungen und Gesetze für die höheren Schulen in Preussen. Wiegandt, Berlin 1875 (Quelle in der Google-Buchsuche).
↑Bernd Schumacher: Overberg-Kolleg begeht 50-jähriges Bestehen. Lernen und Begegnung. In: kirchensite.de. Bistum Münster, 5. November 2010, archiviert vom Original am 27. Dezember 2010; abgerufen am 7. November 2010.Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/kirchensite.de
↑Das Relief zeigt im oberen Bogenfeld zwischen zwei ausgesperrten Drachen das Bischofswappen mit der Umschrift Per crucem ad lucem („Durch das Kreuz zum Licht“). Im unteren Bereich wird das Wappen flankiert von zwei Wappenschilden mit den Inschriften Leone XIII Pont(ifice) Max(imo) Anno XXV („Als Leo XIII. im 25. Jahr Papst war“) und Guilelmo II Germ(anico) Imp(eratore) Bor(ussiae) Rege Anno XV („Als Wilhelm II. im 15. Jahr deutscher Kaiser und König von Preußen war“).