Donation durch testamentarische Verfügung an das Priesterseminar
In diese Jahre fiel eine der bedeutendsten Zuwendungen durch Erbschaft an das Bistum Mainz. Durch testamentarische Verfügung vermachte Johann Friedrich Heinrich Schlosser, auch Fritz genannt, seine 35.000 Bände umfassende Bibliothek dem Mainzer Priesterseminar. Während der Dauer der Berufung Christoph Moufangs zum Regens des Priesterseminares stand auch die bedeutende, nun wesentlich erweiterte, Bibliothek des Seminars in Moufangs Obhut.
Bistumsverweser während der Sedisvakanz
Nach dem Tod Bischof von Kettelers wurde Moufang am 13. Juli 1877 vom Domkapitel zum Bischof gewählt; doch wurde die Wahl von der großherzoglich-hessischen Regierung nicht bestätigt und er daher nicht zum Bischof geweiht. Aus diesem Grund führte er das Bistum als Kapitularvikar durch die Sedisvakanz während der Zeit des Kulturkampfs bis zur Weihe Bischof Haffners im Jahr 1886, anschließend nahm er seine Aufgabe als Regens des Priesterseminars wieder auf.
Moufang gehörte, wie sein Onkel Adam Franz Lennig, zu den Initiatoren der deutschen Katholikentage, der erste fand 1848 in Mainz statt. Im Jahr 1868 wurde Moufang von PapstPius IX. in die Kommission zur Vorbereitung des Ersten Vatikanischen Konzils (1869–1870) berufen.
Neben dem Kirchenamt beständiger Einsatz in Politik und Sozialer Frage
Neben seinem Kirchenamt nahm Moufang, wie viele andere Kirchenfürsten seiner Zeit, ebenso wie sein Vorgänger, aktiven Anteil am politischen Geschehen. Moufang gründete 1862 die Zentrumspartei Hessen. Er vertrat Bischof Wilhelm Emmanuel von Ketteler von 1862 bis 1877 in der ersten Kammer der Landstände des Großherzogtums Hessen und gehörte von 1871 bis 1890 der Zentrumsfraktion im Deutschen Reichstag an.[5] In dieser Zeit vertrat er von 1871 bis 1873 den Wahlkreis Regierungsbezirk Koblenz 5 (Mayen – Ahrweiler), von 1874 bis 1881 den Wahlkreis Großherzogtum Hessen 9 (Mainz) und von 1881 bis 1890 den Wahlkreis Köln 6 (Mülheim am Rhein – Wipperfürth – Gummersbach).[6] Moufang thematisierte schon früh die „Soziale Frage“ und stellte Überlegungen hierzu an, die sich später auch in den Theorien der Sozialen Marktwirtschaft wieder fanden.
Ludwig Lenhart: Regens Moufang und das Vaticanum. In: Jahrbuch für das Bistum Mainz. Band 5, 1950, S. 400–441.
Ludwig Lenhart: Moufangs Ablehnung als Kapitelsvikar durch den hessischen Staat und die dadurch verursachte Mainzer Sedisvakanz von 1877 bis 1886. In: Archiv für mittelrheinische Kirchengeschichte. Band 19, 1967, S. 157.
Jochen Lengemann: MdL Hessen. 1808–1996. Biographischer Index (= Politische und parlamentarische Geschichte des Landes Hessen. Bd. 14 = Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Hessen. Bd. 48, 7). Elwert, Marburg 1996, ISBN 3-7708-1071-6, S. 269.
Klaus-Dieter Rack, Bernd Vielsmeier: Hessische Abgeordnete 1820–1933. Biografische Nachweise für die Erste und Zweite Kammer der Landstände des Großherzogtums Hessen 1820–1918 und den Landtag des Volksstaats Hessen 1919–1933 (= Politische und parlamentarische Geschichte des Landes Hessen. Bd. 19 = Arbeiten der Hessischen Historischen Kommission. NF Bd. 29). Hessische Historische Kommission, Darmstadt 2008, ISBN 978-3-88443-052-1, Nr. 608.
Klaus Schlupp: Schule, Kirche und Staat im 19. Jahrhundert. Die katholische Volksschule im Bistum Mainz und Großherzogtum Hessen-Darmstadt 1830–1877. Nordhausen 2005.
↑ abStadtarchiv Heidelberg, Familienunterlagen Franz Moufang.
↑Stadtarchiv Heidelberg, Familienunterlagen Franz Moufang und Familienverband Feuerlein, Stamm Conradi[1]
↑Eine Rede zur Reichstagswahl 1871 über "Die soziale Frage" ist abgedruckt in: Quellensammlung zur Geschichte der deutschen Sozialpolitik 1867 bis 1914, I. Abteilung: Von der Reichsgründungszeit bis zur Kaiserlichen Sozialbotschaft (1867-1881), 8. Band: Grundfragen der Sozialpolitik in der öffentlichen Diskussion: Kirchen, Parteien, Vereine und Verbände, bearbeitet von Ralf Stremmel, Florian Tennstedt und Gisela Fleckenstein, Darmstadt 2006, Nr. 24.
↑Fritz Specht / Paul Schwabe: Die Reichstagswahlen von 1867 bis 1903. Eine Statistik der Reichstagswahlen nebst den Programmen der Parteien und einem Verzeichnis der gewählten Abgeordneten. 2. Aufl. Berlin : Verlag Carl Heymann, 1904, S. 176; vgl. auch A. Phillips (Hrsg.) : Die Reichstagswahlen von 1867 bis 1883. Statistik der Wahlen zum Konstituierenden und Norddeutschen Reichstage, zum Zollparlament, sowie zu den fünf ersten Legislatur-Perioden des Deutschen Reichstages. Berlin : Verlag Louis Gerschel, 1883, S. 101; vergleiche Kurzbiographie in: Hirth, Georg (Hrsg.) : Deutscher Parlaments-Almanach. 14. Ausgabe vom November 1881. Leipzig & München : Verlag Georg Hirth, 1881, S. 186
↑Generalregister der Mitglieder des Kartellverbandes der katholischen Studentenverbindungen Deutschland als Beilage zu Nr. 50 des Korrespondenz-Blattes beim Vorort Guestfalia in Tübingen. Wintersemester 1886/87, Druck von Ferdinand Schöningh in Paderborn, S. 59.