Cecilia Bartolis Eltern – Pietro Angelo Bartoli und Silvana Bazzoni – waren beide Opernsänger. Ihre Mutter gab der Kinder wegen eine vielversprechende Solokarriere als Sopranistin auf; sie sang fortan im Chor der römischen Oper und widmete sich ihren drei Kindern Gabriele, Cecilia und Federica. Die Ehe der Eltern zerbrach. Der Vater führte seine Karriere als Tenor in Rimini fort, hatte dort aber nur mittelmäßigen Erfolg.
Die Mutter erkannte früh das große Talent ihrer Tochter Cecilia. Diese hingegen wollte zunächst Fremdenführerin oder Flamencotänzerin werden. Ihre Mutter überzeugte sie schließlich, ihr Talent zum Singen zu pflegen, und erteilte ihr, als sie etwa 16 Jahre alt war, die ersten Gesangsstunden. Mit 17 begann sie das Musikstudium an der Accademia Nazionale di Santa Cecilia in Rom; in dieser Zeit blieb Silvana Bazzoni weiterhin ihre einzige Gesangslehrerin.
Ihren ersten Auftritt auf einer Bühne hatte Cecilia als Neunjährige in PuccinisTosca als Hirtenknabe in Rom. 1985, im Alter von 19 Jahren, trat Cecilia Bartoli in einer Talentshow im italienischen Fernsehen auf.[3] Sie belegte lediglich den zweiten Platz, dennoch erregte sie Aufmerksamkeit. Sie debütierte im Alter von 19 Jahren als Rosina in RossinisBarbier von Sevilla an der Oper ihrer Heimatstadt.
Der internationale Durchbruch gelang ihr 1988 mit ihrem Auftritt an der Pariser Oper zur Hommage an Maria Callas, der die Dirigenten Herbert von Karajan, Daniel Barenboim und Nikolaus Harnoncourt auf sie aufmerksam machte. Herbert von Karajan lud sie nach Salzburg ein, wo sie mit ihm BachsMesse in h-Moll einstudierte. Da Karajan 1989 starb, kam es nicht zur Aufführung. Unter Leitung von Daniel Barenboim und Nikolaus Harnoncourt spezialisierte sie sich auf Mozart-Rollen und weniger bekannte Werke aus dem Barock und der frühen Klassik und wurde rasch international bekannt. Mit der Partie der Zerlina trat sie im März 1993 in der Mailänder Scala im Don Giovanni auf (Dirigenten: Riccardo Muti, Philippe Auguin), im August 1994 bei den Salzburger Festspielen (unter Daniel Barenboim). Im Jahre 1996 debütierte sie in der Metropolitan Opera als Despina in Mozarts Così fan tutte. Im folgenden Jahr sang sie dort die Titelpartie in Rossinis La Cenerentola.
Giulio Cesare, Norma, Cenerentola und die Iphigénie wurden auch jeweils in das Sommerprogramm der Salzburger Festspiele übernommen, Norma zweimal (2013 und 2015), jedes Mal ausverkauft. Zumeist dankte das Salzburger Publikum der Künstlerin mit Standing Ovations.
Im Jahre 2019 wurde ihr Vertrag als künstlerische Leiterin der Pfingstfestspiele bis 2026 verlängert.[10]
Arbeitsweise
Cecilia Bartoli spricht außer Italienisch auch Englisch, Französisch und Spanisch, singt jedoch am liebsten in ihrer Muttersprache, weil hier ihr Sprachgefühl am sichersten ist. Sie sagt von sich, dass sie immer danach strebe, sich weiterzuentwickeln, das Repertoire zu erkunden und es ständig aus neuen Perspektiven zu sehen. Wichtig für sie sei, in bekannten Werken immer wieder etwas Neues zu entdecken.[11]
Cecilia Bartoli studierte Originalpartituren vergessener Komponisten und Opern und macht Anpassungen für die Interpreten, wie sie im 19. Jahrhundert üblich waren, wieder rückgängig, zum Beispiel in Bellinis Norma. Weiterhin bemüht sie sich um den historischen Originalklang mit Ensembles, die alte Instrumente spielen[12] (bspw. Concentus Musicus Wien, Il Giardino Armonico, Orchestra La Scintilla u. a.), wobei auch der Tatsache Rechnung getragen wird, dass Ensembles wie das typische Barockorchester bis zum 18. Jahrhundert kleiner als heutige Orchester waren.[13]
In ihrem Album St Petersburg widmet sie sich der Barockmusik am russischen Hof.[14]
Kritiken
Ihre Stimme ist in der Presse Gegenstand kontroverser Einschätzungen. Die Sängerin wird für ihre als sehr ausdrucksstark bezeichneten Interpretationen der Musik aus der Zeit der Klassik als auch des Belcanto hervorgehoben, dies sowohl hinsichtlich der sängerischen als auch der schauspielerischen Leistung.[15][16] Sie wird als eine große Stimme bezeichnet, es wird auch von einer „gesanglich nicht zu übertreffenden Qualität“ gesprochen.[8][17] Ihre Einspielung der Norma von Bellini wird von Kesting lobend erwähnt.[18] Auch ihre Bearbeitungen des Farinelli-Repertoires werden hinsichtlich ihrer Qualität gelobt.[19] Zahlreiche weitere Publikationen befassen sich teilweise in überschwänglichem Lob mit ihren stimmlichen Qualitäten wie auch ihrer Präsentation.[20][21][22] Auch Vergleiche mit Maria Callas werden in den Medien vorgenommen.[23][24]
Es gibt auch Kritiker, die sich mit ihrer Interpretationsweise nicht nur zustimmend auseinandersetzen, so dass eine Äußerung aus einem Diskussionsforum wiederholt zitiert und in Musikforen wie Zeitungen auch kontrovers diskutiert wird, als 2005 ihre Stimme im Gegensatz zu anderen Beurteilungen als "klein" bezeichnet wurde.[25][16][26] Hierzu wird auch eine Äußerung von der Sängerin selbst zitiert: „Aber wenn sie mir sagen: Du musst eine große Stimme haben, non è possible. Das geht nicht … In Italien gibt es Sprichwort. Wir sagen: Non è possible di avere le botte piena e la moglie ubriaca.“ – „Man kann nicht gleichzeitig das Fass voll und die Ehefrau betrunken haben wollen.“[27]
Ihr Engagement für die Barockmusik und insbesondere auch ihre Ausarbeitung und Präsentation des Themenkomplexes des Kastratengesanges wurde teilweise ablehnend beurteilt. Es wurde geschrieben, dass ihre Interpretationsweise und ihre Stimme wenig geeignet sei, den Gesang der Kastraten nachzuempfinden. Auch ihre Selbstdarstellung auf der CD-Hülle mit ihrer Ausarbeitung des Themenkomplexes um Farinelli wurde mit dem Eurovision-Song-Contest-Gewinner Conchita Wurst in Verbindung gebracht.[28] Zudem erfährt sie wegen ihrer Schwerpunktlegung auf Barock-Interpretation bei Anhängern des Belcanto vereinzelt Ablehnung, wie in Mailand 2012.[29]
Cecilia-Bartoli-Musikstiftung
Im Jahre 2007 wurde die Cecilia-Bartoli-Musikstiftung[30] gegründet, die sich ganz allgemein der Förderung von Musik widmet, unter anderem der Erforschung, Aufführung und Verbreitung von Musik, dem Aufbau von Sammlungen und Ausstellungen. 2007/08 finanzierte sie eine mobile Ausstellung in einem Sattelzug[31] über die Opernsängerin Maria Malibran als Begleitung ihrer Europatournee mit Arien u. a. aus Malibrans Repertoire.
2014: International Opera Award an die Salzburger Festspiele (Künstlerische Leitung: Cecilia Bartoli) für Norma in der Kategorie Beste Neuproduktion des Jahres 2013[36][37]
2013: 49th Record Academy Awards Japan, Gold Award[38]
London: „Honorary Member“ der Royal Academy of Music
Grammy in der Kategorie Beste klassische Gesangsdarbietung (2002)
Bambi (2002)
ECHO Klassik 2008 – Sängerin des Jahres: Cecilia Bartoli – Maria Malibran: Maria
ECHO Klassik 2006 – Sängerin des Jahres: Cecilia Bartoli – G. F. Händel, A. Caldara: Opera Proibita[39]
ECHO Klassik 2004 – Bestseller des Jahres: Cecilia Bartoli – The Salieri Album (Antonio Salieri)
ECHO Klassik 2002 – Bestseller des Jahres: Cecilia Bartoli – Italian Arias (C. W. Gluck)
ECHO Klassik 2001 – Sonderpreis (Artist of the Year): Cecilia Bartoli – C. W. Gluck
ECHO Klassik 2000 – Solistische Einspielung des Jahres (17./18. Jahrhundert): Arnold Schönberg Chor, Il Giardino Armonico, Cecilia Bartoli – The Vivaldi Album
ECHO Klassik 1994 – Sängerin des Jahres: Cecilia Bartoli – La Cenerentola (G. Rossini), Orchestra e coro des Teatro Comunale di Bologna, Riccardo Chailly
ECHO Klassik 1994 – Lebenswerk: Liedeinspielung des Jahres: Cecilia Bartoli, András Schiff – Italienische Lieder (L. v. Beethoven, F. Schubert, W. A. Mozart, J. Haydn)
Cecilia Bartoli – Maria Malibran. Die Geschichte einer Leidenschaft. Dokumentarfilm, Deutschland, 2008, 53 Min., Regie: Michael Sturminger, Produktion: WDR, Inhaltsangabe von arte.
Cecilia Bartoli. Die Kunst der Kastraten. Musiksendung mit Il Giardino Armonico, Italien, 2009, 43 Min., Regie: Olivier Simonnet, Produzent: Pierre-Olivier Bardet, ZDF, Erstsendung: 20. Dezember 2009, Inhaltsangabe von arte mit Filmanfang (3:19 Min.). – als DVD: Cecilia Bartoli. Sacrificium. The Music of the Castrati. „A cinematographic vision“, Italien, 2010, 60 Min. mit 22 Min. Bonusaufnahmen und Beiheft, Produktion: Decca Music, mit deutschen Untertiteln. Historisch informierte Musikaufführung in und vor historischer Kulisse, dem Königspalast von Caserta bei Neapel, und Cecilia Bartoli mit „Kastraten-Arien“ aus dem Barock.
Literatur
Kim Chernin, Renate Stendhal: Cecilia Bartoli. Eine Liebeserklärung. Suhrkamp, Frankfurt am Main 1999, ISBN 3-518-39385-5.
↑Claus Spahn: Cecilia Bartoli: Die zarte Zornentbrannte. In: zeit.de. 8. Juli 2010, abgerufen am 27. Januar 2024., Cecilia Bartoli: Die zarte Zornentbrannte, Cecilia Bartoli bezaubert als Bellinis Norma, Claus Spahn, Zeit Online, 2010-07-08