Carl Friedrich Siemens entstammte dem alten Goslarer Stadtgeschlecht Siemens (1384 urkundlich erwähnt) und war der jüngste Sohn des Erfinders und UnternehmersWerner von Siemens (1816–1892) und dessen zweiter Ehefrau Antonie Siemens (1840–1900). Vater Werner Siemens wurde mit seinen Nachkommen am 5. Mai 1888 in Charlottenburg in den preußischenAdelsstand erhoben.
Siemens heiratete überstürzt und ohne das Wissen der Eltern erstmals 1895 in London. Dies stieß in der Familie auf wenig Verständnis. Die Ehe wurde 1897 wieder geschieden, nachdem seine Frau als Hochstaplerin entlarvt worden war.
In zweiter Ehe heiratete er am 14. Juni 1898 in Berlin Auguste (Tutty) Bötzow (* 2. Februar 1878 in Berlin; † 22. März 1935 ebenda), die Tochter des Großgrundbesitzers und Inhabers der Bötzow-BrauereiJulius Bötzow und der Elisabeth Henze. Diese Ehe wurde am 11. November 1923 in Berlin geschieden. Aus ihr stammen die Kinder Ernst und Ursula (verheiratete Gräfin Blücher).
Nach den Verlusten des Ersten Weltkrieges gehörte Siemens schon Mitte der 1920er-Jahre wieder zu den fünf weltweit führenden Elektrokonzernen. Später wurden einzelne Produktbereiche in spezialisierte Tochter- und Beteiligungsgesellschaften ausgegliedert. So entstanden unter anderem die Osram G.m.b.H. KG (1920), die Siemens-Bauunion (1921), die Siemens-Reiniger-Veifa Gesellschaft für medizinische Technik mbH (1925, ab 1932 Siemens-Reiniger-Werke AG (SRW)) und nach Übernahme der Eisenbahnsignal-Bauanstalt Max Jüdel & Co in Braunschweig die Vereinigten Eisenbahn-Signalwerke GmbH (1929). Siemens & Halske hatte wesentlichen Anteil an der technischen Modernisierung des Telefonsystems nach dem Ersten Weltkrieg. Der in dieser Zeit erreichte technische Vorsprung wurde erfolgreich in einem intensiven Auslandsgeschäft weiterverfolgt. Internationale Kartelle
für Europea und Südamerika wurden im Telefongeschäft mit ITT, General Electric, AT&T und Ericsson abgeschlossen, national mit der Reichspost. Das Gebäude der Hauptverwaltung des Unternehmens an der Nonnendammallee in der von seinem Bruder gegründeten Siemensstadt, erbaut 1910–1913 von Karl Janisch, ließ Carl Friedrich von Siemens 1922 von Friedrich Blume und Hans Hertlein erweitern.
Die Weltwirtschaftskrise nach 1929 führte zu erheblichen Umsatzeinbußen und Personalentlassungen, jedoch führte nach der nationalsozialistischen Machtergreifung 1933 die verstärkte Aufrüstung von Wehrmacht, Luftwaffe und Marine bald wieder zu einer Steigerung der Auftragseingänge. 1939 war Siemens mit 187.000 Beschäftigten größter Elektrokonzern der Welt. Neue Anwendungsbereiche wie die Medizintechnik, die Rundfunktechnik, elektrische Wärme- und Haushaltsgeräte oder auch das Elektronenmikroskop gewannen rasch an Bedeutung für das Unternehmen. 1936 gab es in Europa 16 Fertigungsstätten (u. a. in Wien, Budapest, Mailand und Barcelona), außerhalb Europas entstanden Produktions-Joint-Ventures in Tokio und Buenos Aires. In die Zwischenkriegszeit fallen auch eine Reihe von internationalen Großprojekten.
Nach dem Ausbruch des Zweiten Weltkriegs 1939 waren die Siemens-Kapazitäten mit kriegswichtigen Bestellungen voll ausgelastet. Im Verlauf des Krieges wurden Produktionsstätten in alle Gegenden Deutschlands und in die besetzten Gebiete ausgelagert, wo auch Siemens in großem Umfang „Fremdarbeiter“ sowie Zwangsarbeiter beschäftigte.
Carl Friedrich von Siemens' Nachfolger als Vorsitzender der Aufsichtsräte der beiden Siemens-Stammfirmen wurde nach seinem Tode 1941 sein Neffe Hermann von Siemens (1885–1986), dessen Nachfolger als Chef des Hauses 1956 wiederum Carl Friedrichs einziger Sohn Ernst von Siemens.
Seine letzte Ruhestätte befindet sich im Familiengrab der Familie Siemens auf dem Südwestkirchhof Stahnsdorf.
Literatur
Johannes Bähr: Carl Friedrich von Siemens 1872–1941: Unternehmer in Zeiten des Umbruchs. Siedler Verlag, München 2023, ISBN 3-8275-0178-4.
Bodo von Dewitz: Werner von Siemens. Sein Leben, sein Werk und seine Familie. Das Lebenswerk in Bildern. His life, work and family. His life's work in picture. Thomas Helms Verlag Schwerin 2016, ISBN 978-3-944033-39-6, S. 410–447.
↑Fritz Fischer: Griff nach der Weltmacht. Die Kriegszielpolitik des kaiserlichen Deutschlands 1914/1918. Düsseldorf 1967, S. 145 und 399.
↑Jörg-R. Mettke: Das Große Schmieren. Der Spiegel, 3. Dezember 1984, abgerufen am 13. August 2019.
↑Ernst Klee: Das Personenlexikon zum Dritten Reich. Wer war was vor und nach 1945, Fischer Taschenbuch Verlag, Zweite aktualisierte Auflage, Frankfurt am Main 2005, ISBN 978-3-596-16048-8, S. 583.
Vorstandsvorsitzende der Siemens AG und ihrer Vorgängerunternehmen