Dieser Artikel behandelt den New Yorker Jazzclub Café Society. Für den gleichnamigen Film von Woody Allen siehe Café Society (Film).
Das Café Society (auch Café Society Downtown genannt) war ein Jazzclub in New York City, der im Dezember 1938 in Greenwich Village eröffnet wurde. Ein zweites Etablissement, das Café Society Uptown, öffnete zwei Jahre später, im Oktober 1940, in der East 58th Street. Bis zu ihrer Schließung brachten die beiden Clubs eine Vielzahl von Künstlern heraus, die dort durch ihr Debüt oder durch ihr Engagement Berühmtheit erlangten. Das Café Society ist insbesondere als einer der Auftrittsorte der Jazzsängerin Billie Holiday bekannt geworden.
Der Gründer des Café Society, Barney Josephson (1902–1988), wurde als Sohn lettischer Einwanderer in Trenton (New Jersey) geboren. Vor seiner Ankunft in New York 1937 hatte er in seiner Heimatstadt und in Atlantic City als Schuhverkäufer gearbeitet. Josephson war Jazzliebhaber und häufiger Besucher der New Yorker Nachtclub-Szene. Die Rassentrennung die damals in den meisten Clubs (und selbst im Cotton Club in Harlem, einer schwarzen Wohngegend) herrschte, lehnte er ab.
Von Freunden seines Bruders Leon (eines Rechtsanwaltes) lieh er sich 6000 Dollar und eröffnete am 18. Dezember 1938 das Café Society in Kellerräumen am Sheridan Square Nr. 2 (heute Nr. 1) in Greenwich Village. Es war der erste Club in einer weißen Wohngegend, in dem sowohl die Künstler als auch das Publikum gemischtrassig waren.
Der Name des Clubs war eine spöttische Anspielung auf gewisse snobistische Gesellschaftskreise, für die zu jener Zeit in der Presse die Bezeichnung „café society“ benutzt wurde. Die Wirkung wurde noch durch den Slogan „The wrong place for the Right people“ (Der falsche Ort für die Rechten Leute) verstärkt. Die Mehrdeutigkeit, die sich durch die Großschreibung des R ergab, richtete sich offensichtlich gegen das konservative Establishment[1].
Da der Club in Greenwich Village geschäftlich unbefriedigend lief, suchte sich Josephson neue Räumlichkeiten in der besser situierten Gegend in der 58. Straße zwischen Park und Lexington Avenue. Er brachte dabei das Gerücht in Umlauf, dass er umziehe, weil sein erster Club so gut laufen würde, weshalb er einen zweiten eröffnen wolle. Schließlich boomte das Geschäft in beiden Clubs.[2] Die zweite Filiale, das Café Society Uptown, öffnete am 8. Oktober 1940.
Der Club war Treffpunkt vieler linker politischer Aktivisten in den 1940er Jahren. Nachdem Josephsons Bruder Leon, der Mitglied der Kommunistischen Partei war, 1947 vor das Committee on Un-American Activities zitiert wurde, sank die Zahl der Besucher aufgrund einer negativen Pressekampagne. Josephson musste daraufhin das Café Society Uptown Ende 1947 schließen, das Downtown folgte 1950.
Billie Holiday im Café Society
Für die Sängerin sollte das Engagement im Café Society zu einem großen Erfolg werden. Barney Josephson berichtet:
„Billie war meine erste Sängerin, als ich im Winter 38 das Café Society öffnete. Sie war der Star meines Showprogramms und arbeitete mit dem Conferencier und Komiker Jack Gilford zusammen, der neu im Showgeschäft war. Wir hatten eine Band, die der Trompeter Frankie Newton leitete, der fünf oder sechs Jahre später als junger Mann starb. Bei ihm spielte der Pianist Billy Kyle, der auch Billie (Holiday), Big Joe Turner und Boogie Woogie Pianisten begleitete. (John) Hammond half uns bei der Zusammenstellung. Billie war keine Newcomerin mehr, sie war schon im Geschäft, aber erst im Cafe Society ging es wirklich für sie los.“[3]
Das Markenzeichen der Auftritte von Billie Holiday war ihre Anklage gegen Lynchjustiz, der Song Strange Fruit, den sie auf Bitten von Josephson regelmäßig am Ende ihrer Vorstellung vortrug, das Publikum in stillem Nachdenken zurücklassend.
Literatur
Donald Clarke: Billie Holiday – Wishing on the Moon. Piper, München 1995. ISBN 3-492-03756-9.
Terry Trilling-Josephson, Dan Morgenstern: Cafe Society: The wrong place for the Right people. University of Illinois Press, 2009. ISBN 0-252-03413-9
Barney Josephson, Owner of Cafe Society Jazz Club, Is Dead at 86. In: The New York Times, 30. September 1988; Nachruf