Die 37. César-Verleihung fand am 24. Februar 2012 im Théâtre du Châtelet in Paris statt. Die von der französischen Académie des Arts et Techniques du Cinéma vergebenen Filmpreise wurden in 22 Kategorien verliehen. Als bester Film des Jahres setzte sich Michel Hazanavicius’ bereits im Vorfeld vielfach preisgekrönte Stummfilm-Hommage The Artist durch. Den jährlich wechselnden Vorsitz der Gala übernahm 2012 der französische Schauspieler und Regisseur Guillaume Canet. Als Gastgeber (maître de cérémonie) durch den Abend führte Antoine de Caunes. Der französische Schauspieler hatte bereits in der Vergangenheit sieben Mal die Veranstaltung moderiert.
Die Preisverleihung wurde live vom französischen Fernsehsender Canal+ übertragen. Bereits als Gewinnerin fest standen die britische Schauspielerin Kate Winslet, die mit dem Ehrenpreis der französischen Filmakademie ausgezeichnet wurde. Eine Hommage widmete sich der 2011 verstorbenen Schauspielerin und dreifachen César-Preisträgerin Annie Girardot.[1]
Die Nominierungen waren am 27. Januar 2012 im Pariser Restaurant Le Fouquet’s an den Champs-Élysées bekanntgegeben worden. Das Jahr 2011 war mit mehr als 215 Mio. Kinobesuchern das erfolgreichste seit 1966 für den französischen Film, so Alain Terzian, Präsident der Académie des Arts et Techniques du Cinéma, welche die Césars vergibt.[2] 2011 wurden 240 französische Langfilme produziert.[3] Der Marktanteil des heimischen Films steigerte sich im Vergleich zu 2010 um 4,2 Prozent, auf 41,5 Prozent. Erfolgreichste Filmproduktion war Olivier Nakaches und Éric Toledano Komödie Ziemlich beste Freunde, die fast 20 Mio. Besucher erreichte und damit zum dritterfolgreichsten Film in Frankreich seit 1945 aufstieg (hinter Willkommen bei den Sch’tis und Titanic). Neben Ziemlich beste Freunde erreichten drei weitere französische Produktionen (Nichts zu verzollen, Poliezei, Nur für Personal!) mehr als zwei Mio., insgesamt 20 französische Filme mehr als eine Mio. Besucher (darunter The Artist, Les Tuche und zwei Verfilmungen von Louis Pergauds Roman Krieg der Knöpfe).[4] Für den César waren 555 Kurz- und Langfilme und 3309 Filmschaffende von der 4199 Mitglieder zählenden Akademie vorgeschlagen worden.[5] Berücksichtigt wurden Spielfilme, die zwischen dem 1. Januar und 31. Dezember 2011 mindestens sieben Tage in einem öffentlichen Kino in der Region von Paris gegen Entgelt gezeigt wurden. Für die Ermittlung der Nominierten wurden die Stimmen von 60 Prozent der Filmakademie-Mitglieder herangezogen.[6]
Wie die Regie-Kategorie wurden die Kategorien für die besten Hauptdarsteller 2012 von ursprünglich fünf auf sieben Nominierungen erhöht. Dies sollte laut Terzian besser den Reichtum an nominierten Filmproduktionen widerspiegeln.[3]
Über die Gewinner stimmten die Mitglieder der Académie des Arts et Techniques du Cinéma ab. Ähnlich wie bei der Oscarverleihung wurde ein gemeinsames Essen der César-nominierten Filmschaffenden („Déjeuner des Nommés“) am 4. Februar im Restaurant Le Fouquet’s veranstaltet.[7] Eine Neuerung war das „L’Année Cinéma César“ – zwei Wochen lang wurden im Pariser Cinéma Le Balzac an den Champs-Élysées die für den César nominierten Filmproduktionen gezeigt.[2]
Prämierte Filmproduktionen
Zum erfolgreichsten Film der Preisverleihung avancierte Michel Hazanavicius’ The Artist, der sechs seiner zehn Nominierungen in Siege umsetzen konnte. Die Hommage an den US-amerikanischen Stummfilm, die bereits mit drei Golden Globe Awards, sieben British Academy Film Awards und zehn Oscar-Nominierungen belohnt worden war, gewann die Auszeichnungen für den besten Film, die beste Regie, beste Hauptdarstellerin (Bérénice Bejo) sowie die Preise für Kamera, Filmmusik und Szenenbild. Drei Césars gingen an Pierre SchoellersDer Aufsteiger (elf Nominierungen), das einen französischen Verkehrsminister (gespielt von Olivier Gourmet) in den Mittelpunkt stellt, der sich im harten Politikeralltag bewähren muss. Das Politdrama gewann Preise für Nebendarsteller Michel Blanc, das Originaldrehbuch und den Ton.
Bei Bekanntgabe der Nominierungen hatte Poliezei der Regisseurin Maïwenn als Favorit auf den französischen Filmpreis gegolten. Das Drama mit Karin Viard, Marina Foïs und Joeystarr in den Hauptrollen nimmt sich dem Alltag der französischen Jugendschutzpolizei Brigade de Protection des Mineurs (BPM) an, die bei ihrer Arbeit von einer Fotografin (gespielt von Maïwenn) begleitet wird. Diese soll im Auftrag des Innenministeriums ein Buch über die Polizeiarbeit verfassen. Poliezei kam auf 13 Nominierungen und konnte sich neben den Preisen für den besten Film und die beste Regie auch Chancen auf verschiedene Darstellerpreise (Karin Viard, Marina Foïs, Joeystarr, Karole Rocher, Nicolas Duvauchelle, Frédéric Pierrot und Naidra Ayadi) einrechnen. Der Film hatte bei seiner Premiere auf dem Filmfestival von Cannes 2011 den Preis der Jury gewonnen, wurde aber bei der César-Verleihung nur in den Kategorien beste Nachwuchsdarstellerin (Naidra Ayadi) und für den besten Schnitt honoriert. Auf ebenfalls zwei Césars in den Nachwuchsdarsteller-Kategorien kam Alix Delaportes Filmdebüt Angèle und Tony, das von einer heimatlosen Frau (dargestellt von Clotilde Hesme) berichtet, die sich in einen normannischen Fischer (Grégory Gadebois) verliebt.
Auf je einen Sieg kamen Olivier Nakaches und Éric Toledanos Ziemlich beste Freunde (neun Nominierungen), Bertrand BonellosHaus der Sünde (acht) und Philippe Le GuaysNur für Personal! (drei). Nakaches und Toledanos an den französischen Kinokassen erfolgreiche Komödie Ziemlich beste Freunde berichtet von einem wohlhabenden, auf einen Rollstuhl angewiesenen Adeligen (gespielt von François Cluzet), der einen jungen Migranten (Omar Sy) als Pfleger in seinem Haushalt einstellt. Sy wurde als erster schwarzer Schauspieler mit dem Hauptdarsteller-Preis ausgezeichnet und setzte sich dabei u. a. gegen den Oscar-nominierten Jean Dujardin(The Artist) durch. Das nicht als Bester Film oder für den Regiepreis berücksichtigte Historiendrama Haus der Sünde, das in einem Pariser Bordell Ende des 19. Jahrhunderts angesiedelt ist, gewann den César für die besten Kostüme. Die Spanierin Carmen Maura, die in Philippe Le Guays Komödie Nur für Personal! ein beherztes spanisches Dienstmädchen im Haus eines steifen Pariser Börsenmaklers (dargestellt von Fabrice Luchini) spielt, erhielt den Preis für die beste Nebendarstellerin.
Unprämierte Filme und Auszeichnung an den Iran
Ebenfalls zum erweiterten Favoritenkreis zählend aber unprämiert blieb Valérie DonzellisDas Leben gehört uns (sechs Nominierungen). Donzelli widmete sich darin einem jungen Paar (gespielt von Donzelli und ihrem Lebenspartner Jérémie Elkaïm), das mit der Krebserkrankung seines Kindes konfrontiert wird. Der Film war Frankreichs Kandidat auf den Auslandsoscar 2012 gewesen, jedoch nicht in die engere Auswahl gelangt. Ebenfalls keinen César gewannen die in den Kategorien Bester Film und Beste Regie nominierten Werke Le Havre von Aki Kaurismäki (drei Nominierungen, Finnlands Kandidat auf den Auslandsoscar 2012) sowie Pater (zwei Nominierungen), in dem Regisseur Alain Cavalier und der Schauspieler Vincent Lindon zwei Politiker mimen.
Die französischen Tageszeitungen Le Monde und Le Figaro wiesen bei Bekanntgabe der Nominierungen auf das gute Abschneiden von Komödien wie The Artist oder Ziemlich beste Freunde hin, nachdem in der Vergangenheit das Genre oft von der französischen Filmakademie ignoriert worden war.[6][3] Nach der Preisverleihung urteilte Le Monde, dass die Gewinner ein „ziemlich getreues Spiegelbild an Vielfalt des bei bester Gesundheit befindlichen französischen Kinos“ abgäben und wies auf die zahlreichen Preisträger aus dem Komödien-Fach hin.[8]