Brookit kristallisiert im orthorhombischen Kristallsystem und entwickelt prismatische oder tafelige Kristalle, oft auch in Form einer Doppelpyramide, in verschiedenen Brauntönen.
Erstmals gefunden wurde Brookit 1825 bei Twll Maen Grisial/Fron Olau, Prenteg in der walisischen Region Gwynedd (Großbritannien) und beschrieben durch Armand Lévy, der das Mineral nach dem englischen MineralogenHenry James Brooke (1771–1857) benannte.
Klassifikation
Bereits in der veralteten 8. Auflage der Mineralsystematik nach Strunz gehörte der Brookit zur Mineralklasse der „Oxide und Hydroxide“ und dort zur Abteilung der „MO2- und verwandte Verbindungen“, wo er als einziges Mitglied die unbenannte Gruppe IV/D.07 innerhalb der „Brookit-Wolframit-Columbit-Familie“ bildete.
Die vorwiegend im englischen Sprachraum gebräuchliche Systematik der Minerale nach Dana ordnet den Brookit ebenfalls in die Klasse der „Oxide und Hydroxide“ und dort in die Abteilung der „Oxidminerale“ ein. Hier ist er als einziges Mitglied in der unbenannten Gruppe 04.04.05 innerhalb der Unterabteilung der „Einfachen Oxide mit einer Kationenladung von 4+ (AO2)“ zu finden.
Die Kristallstruktur von Brookit besteht aus TiO6-Oktaedern, die über drei Kanten miteinander verknüpft sind und dadurch Zickzackketten bilden, wobei jedes Oktaeder eine Kante mit einem Oktaeder der angrenzenden Kette teilt. Auf diese Weise entstehen Ebenen senkrecht zur a-Achse mit Dreiecksnetzen aus O2−-Ionen, jedoch keine Dichteste Kugelpackung. Die Ti4+-Ionen besetzen die Oktaederlücken in der lockeren O2-Packung.[3][5]
Eigenschaften
Aufgrund seiner Ähnlichkeit in Farbe, Form und Habitus ist Brookit leicht mit Pseudobrookit (Fe2TiO5) zu verwechseln. Brookit zeigt auf den großen Flächen eine deutliche Streifung parallel zu den langen Kanten. Die Kristalle zeigen oftmals sektorielle Zonierung entlang [001] als dunklere Struktur.
Modifikationen und Varietäten
Brookit ist, ebenso wie die tetragonal kristallisierenden Minerale Anatas und Rutil, eine Modifikation von Titandioxid. Ab einer Temperatur von 750 °C wandelt sich Brookit in Rutil um.
Arkansit ist eine morphologischeVarietät von Brookit, die nach dessen Vorkommen in Arkansas, USA benannt wurde. Das Mineral tritt dort in Form schwarzer, pseudohexagonal-dipyramidaler Kristalle mit den vorwiegend ausgebildeten Kristallflächen {110} und {122} auf.[5][8]
Als eher seltene Mineralbildung kann Brookit an verschiedenen Fundorten zum Teil zwar reichlich vorhanden sein, insgesamt ist er aber wenig verbreitet. Weltweit sind bisher rund 700 Fundorte dokumentiert (Stand 2023).[10] Neben seiner Typlokalität Twll Maen Grisial/Fron Olau nahe Prenteg trat das Mineral noch an verschiedenen Stellen in Wales auf wie beispielsweise in den Steinbrüchen Hendre bei Glyn Ceiriog, Manod und Cwmorthin nahe Blaenau Ffestiniog, Arenig Station bei Llanycil und Gimlet bei Pwllheli sowie am Moel Ysgyfarnogod bei Harlech. Des Weiteren konnte Brookit an mehreren Fundorten in Cornwall, Cumbria, Devon und North Yorkshire (England) sowie bei Killin (Schottland).
In Deutschland wurde Brookit bisher an mehreren Orten im Schwarzwald in Baden-Württemberg; im Fichtelgebirge, Frankenwald und Spessart in Bayern sowie an einigen Orten in Hessen, Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz, Saarland, Sachsen-Anhalt, Sachsen und Thüringen gefunden.
Ein bekannter Fundort in der Schweiz ist der Rieder Tobel im Reusstal (Kanton Uri), wo bis zu 5 cm große, vollkommen ausgebildete Brookitkristalle zutage traten.[9] Ansonsten fand sich das Mineral auch an verschiedenen Fundorten in den Kantonen Bern, Glarus, Graubünden, Tessin und Wallis.
Weitere Fundorte liegen unter anderem in Angola, der Antarktis, Argentinien, Australien, Belgien, Brasilien, Bulgarien, Chile, China, der Demokratischen Republik Kongo, Finnland, Frankreich, Griechenland, Italien, Japan, Kanada, Kasachstan, Kenia, Madagaskar, Marokko, Namibia, Neuseeland, Norwegen, Pakistan, Papua-Neuguinea, Polen, Portugal, Rumänien, Russland, Sambia, Schweden, der Slowakei, Slowenien, Spanien, Südafrika, Tadschikistan, Tschechien, der Ukraine, Ungarn, Usbekistan, Venezuela, den Vereinigten Staaten von Amerika und Belarus.[11]
Brookite search results. In: rruff.info. Database of Raman spectroscopy, X-ray diffraction and chemistry of minerals (RRUFF); abgerufen am 13. Juni 2023 (englisch).
↑ ab
Stefan Weiß: Das große Lapis Mineralienverzeichnis. Alle Mineralien von A – Z und ihre Eigenschaften. Stand 03/2018. 7., vollkommen neu bearbeitete und ergänzte Auflage. Weise, München 2018, ISBN 978-3-921656-83-9.
↑ abcdHugo Strunz, Ernest H. Nickel: Strunz Mineralogical Tables. Chemical-structural Mineral Classification System. 9. Auflage. E. Schweizerbart’sche Verlagsbuchhandlung (Nägele u. Obermiller), Stuttgart 2001, ISBN 3-510-65188-X, S.214 (englisch).
↑ abc
Brookite. In: John W. Anthony, Richard A. Bideaux, Kenneth W. Bladh, Monte C. Nichols (Hrsg.): Handbook of Mineralogy, Mineralogical Society of America. 2001 (handbookofmineralogy.org [PDF; 58kB; abgerufen am 13. Juni 2023]).
↑Hans Jürgen Rösler: Lehrbuch der Mineralogie. 4. durchgesehene und erweiterte Auflage. Deutscher Verlag für Grundstoffindustrie (VEB), Leipzig 1987, ISBN 3-342-00288-3, S.400.
↑ abc
Petr Korbel, Milan Novák: Mineralien-Enzyklopädie (= Dörfler Natur). Edition Dörfler im Nebel-Verlag, Eggolsheim 2002, ISBN 978-3-89555-076-8, S.104.
↑Localities for Brookite. In: mindat.org. Hudson Institute of Mineralogy, abgerufen am 13. Juni 2023 (englisch).
↑
Fundortliste für Brookit beim Mineralienatlas (deutsch) und bei Mindat (englisch), abgerufen am 13. Juni 2023.