Bortshausen ist ein Stadtteil der mittelhessischen Universitätsstadt Marburg. Mit einer Einwohnerzahl von weniger als 300 ist Bortshausen einer der kleinsten Stadtteile Marburgs.
Bortshausen liegt in der Bortshäuser Mulde, einer Senke, die die Niederlahnberge im Süden von den hohen Lahnbergen im Norden trennt den nordwestlichen Nachbarort Ronhausen am Rande des Lahntals mit dem südöstlich gelegenen Ebsdorf im Südwestteil des Amöneburger Beckens (Ebsdorfer Grund) verbindet. Das Dorf liegt am Fuße des Frauenbergs (379 m) im Norden, dessen bewaldete Hänge bis vor das Dorf nebst Südostabdachung Balderscheid allerdings auf der Gemarkung Cappels liegen; auf Ronhäuser Gemarkung liegt der Ulrichsberg (290,5 m) südsüdöstlich des Dorfes.[3] Die lößhaltigen Äcker liegen vor allem südwestlich des Dorfes sowie der Straße Ronhausen–Ebsdorf und westlich des Ulrichsbergs.[3]
In Richtung Ronhausen zur Lahn fließt der Hilgerbach (Bortshäuser Bach), die Wasserscheide zur Zwester Ohm im Ebsdorfer Grund liegt an der früheren Bahntrasse Cappel–Dreihausen, heute Radweg, auf nur 241 m über NHN und bildet den mit Abstand niedrigsten Pass über die Lahnberge.
Nordöstlicher Nachbarort ist Beltershausen nebst Frauenberg, allerdings durch die Cappeler Gemarkung der Waldhänge getrennt. Südwestlicher Nachbarort ist Wolfshausen, zu dem, ähnlich wie zu Beltershausen, nur steile Waldwege und keine direkte Straße führen.
Geschichte
Ortsgeschichte
Die älteste bekannte schriftliche Erwähnung von Bortshausen erfolgte unter dem Namen Bureshusum um das Jahr 1130.[4]
Die Evangelische Chorturmkirche aus dem 13./14. Jahrhundert ist spätromanisch. Der Turm wurde 1432 um ein Fachwerkgeschoss erhöht, das erhalten ist. 1894 ließ Wilhelm Spahr das Schiff westlich erweitern, neugotische Fenster einbauen und das Turmobergeschoss mit Fachwerkimitation aus Brettern verkleiden. Das Obergeschoss wurde 1998 verschiefert.
ab 1972: Bundesrepublik Deutschland, Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Landkreis Marburg, Gemeinde Cappel
ab 1974: Bundesrepublik Deutschland, Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Landkreis Marburg-Biedenkopf, Stadt Marburg
ab 1981: Bundesrepublik Deutschland, Hessen, Regierungsbezirk Gießen, Landkreis Marburg-Biedenkopf, Stadt Marburg
Gerichte seit 1821
Mit Edikt vom 29. Juni 1821 wurden in Kurhessen Verwaltung und Justiz getrennt. In Marburg wurde der Kreis Marburg für die Verwaltung eingerichtet und das Landgericht Marburg war als Gericht in erster Instanz für Bortshausen zuständig. 1850 wurde das Landgericht in Justizamt Marburg umbenannt.[13] Nach der Annexion Kurhessens durch Preußen 1866 erfolgte am 1. September 1867 die Umbenennung des bisherigen Justizamtes in Amtsgericht Marburg.[14][15] Auch mit dem Inkrafttreten des Gerichtsverfassungsgesetzes von 1879 blieb das Amtsgericht unter seinem Namen bestehen.
Bevölkerung
Einwohnerstruktur 2011
Nach den Erhebungen des Zensus 2011 lebten am Stichtag dem 9. Mai 2011 in Bortshausen 228 Einwohner. Darunter waren 6 (2,6 %) Ausländer.
Nach dem Lebensalter waren 33 Einwohner unter 18 Jahren, 99 zwischen 18 und 49, 42 zwischen 50 und 64 und 54 Einwohner waren älter.[16] Die Einwohner lebten in 99 Haushalten. Davon waren 30 Singlehaushalte, 24 Paare ohne Kinder und 33 Paare mit Kindern, sowie 9 Alleinerziehende und 6 Wohngemeinschaften. In 21 Haushalten lebten ausschließlich Senioren und in 63 Haushaltungen leben keine Senioren.[16]
Familien: 13 nutzungsberechtigte, 6 nicht nutzungsberechtigte Ortsbürger, 2 Beisassen
Bortshausen: Einwohnerzahlen von 1747 bis 2019
Jahr
Einwohner
1747
91
1800
?
1834
109
1840
126
1846
133
1852
134
1858
135
1864
139
1871
130
1875
129
1885
126
1895
131
1905
148
1910
158
1925
149
1939
167
1946
228
1950
248
1956
189
1961
174
1967
228
1977
?
1987
231
1991
232
1995
223
2000
263
2005
282
2010
277
2011
228
2015
243
2019
234
Datenquelle: Historisches Gemeindeverzeichnis für Hessen: Die Bevölkerung der Gemeinden 1834 bis 1967. Wiesbaden: Hessisches Statistisches Landesamt, 1968. Weitere Quellen: LAGIS[4]; Stadt Marburg:1987–1998[17], 1999–2003[18], 2005–2010[19],2011–2015[20], 2019:[2]; Zensus 2011[16]
Für den Stadtteil Bortshausen besteht ein Ortsbezirk mit Ortsbeirat und Ortsvorsteher nach der Hessischen Gemeindeordnung. Er umfasst das Gebiet der ehemaligen Gemeinde Bortshausen.[8]
Für die Sitzverteilung siehe die nebenstehende Grafik.[21] Der Ortsbeirat wählte Bernhard Zieske zum Ortsvorsteher.[22]
FSV Borts-/Ronhausen – Der Fußballverein spielt in der Kreisliga B-II
Freiwillige Feuerwehr
Jugendclub Linus
Film
In dem Film Keinohrhasen wird Bortshausen als der Ort genannt, an dem die Hauptfiguren Ludo Decker (Til Schweiger) und Anna Gotzlowski (Nora Tschirner) aufgewachsen sind.
Literatur
Hans Menche / Bernd Zieske (Zusammenstellung): Bortshausen. Ein Dorf am Fuße des Frauenberges, Rathaus-Verlag. Marburg 2021, ISBN 978-3-942487-16-0.
↑Gemeindegebietsreform in Hessen; Zusammenschlüssen und Eingliederungen von Gemeinden vom 22. Dezember 1971. In: Der Hessische Minister des Inneren (Hrsg.): Staatsanzeiger für das Land Hessen. 1972 Nr.2, S.47, Punkt 50 Abs. 12 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 4,8MB]).
↑
Kur-Hessischer Staats- und Adress-Kalender: 1818. Verlag des Waisenhauses, Kassel 1818, S.115f. (online bei Google Books).
↑Verordnung vom 30sten August 1821, die neue Gebiets-Eintheilung betreffend, Anlage: Übersicht der neuen Abtheilung des Kurfürstenthums Hessen nach Provinzen, Kreisen und Gerichtsbezirken. Sammlung von Gesetzen etc. für die kurhessischen Staaten. Jahr 1821 – Nr. XV. – August. (kurhess GS 1821) S. 73 f.
↑
Neueste Kunde von Meklenburg, Kur-Hessen, Hessen-Darmstadt und den freien Städten, aus den besten Quellen bearbeitet. Verlag des G. H. G. privil. Landes-Industrie-Comptouts, Weimar 1823, S.158ff. (online bei HathiTrust’s digital library).
↑Verordnung über die Gerichtsverfassung in vormaligen Kurfürstentum Hessen und den vormals Königlich Bayerischen Gebietstheilen mit Ausschluß der Enklave Kaulsdorf vom 19. Juni 1867. (PrGS 1867, S. 1085–1094)