Bolschoje Selo (russischБольшое Село, deutschUnter Eißeln, 1938 bis 1947 Untereißeln) ist ein Ort in der russischenOblast Kaliningrad. Er gehört zur kommunalen Selbstverwaltungseinheit Stadtkreis Neman im Rajon Neman.
Bolschoje Selo liegt sieben Kilometer östlich der Kreisstadt Neman(Ragnit) an einer Nebenstraße, die bei Gorino (früher: Garino, bis 1938 Ober Eißeln, 1938 bis 1947 Obereißeln) von der Regionalstraße 27A-025 (ex R508) abzweigt. Eine Bahnanbindung besteht nicht.
Ortsname
Der heutige Name Bolschoje Selo bedeutet im Russischen Großes Dorf.
Geschichte
Bolschoje Selo war als Untereißeln[2] vor 1945 das größte Dorf[3] im Kirchspiel der Kirche Groß Lenkeningken. Auch war und ist es ein bedeutender Fremdenverkehrsort an der Memel (russisch: Neman).
Schon lange vor der Ordenszeit war das Gebiet von Unter Eißeln besiedelt. Unweit der Memel stand auf der höchsten Erhebung des Dorfes, auf dem Pallentschkallnis, eine prußische Kultstätte. Die ersten Siedlungen waren wohl der Ortsteil Aumemel und die Dorfmitte. Die Ortsteile Weide und Trakas (ab 1938 Abbau) wurden erst nach 1870/71 bebaut.
Unter Eißeln war vor 1945 ein Zentrum für Frachtschiffe[5]. Von den 15 Frachtschiffen der Schiffseigentümer vor Ort war die „Vaterland“ von Max Plauschinat in den Westen entkommen und tat hier noch lange Jahre Dienst.
Am 3. Juni – mit amtlicher Bestätigung vom 16. Juli – im Jahre 1938 wurde die Schreibweise des Ortsnamens offiziell in „Untereißeln“ festgelegt.
Der Dorfsowjet Bolschesselski selski Sowet (ru. Большесельский сельский Совет) wurde im Juni 1947 eingerichtet.[6] Sein Verwaltungssitz war zunächst der Ort Bolschoje Selo.[7] Vor 1968 wurde der Sitz des Dorfsowjets an die Hauptstraße nach Garino verlegt.[9] Nach dem Zerfall der Sowjetunion bestand die Verwaltungseinheit als Dorfbezirk Bolschesselski selski okrug (ru. Большесельский сельский округ). Im Jahr 2008 wurden die verbliebenen Orte des Dorfbezirks in die neugebildete städtische Gemeinde Nemanskoje gorodskoje posselenije eingegliedert.
Ortsname
Name bis 1947/50
Bemerkungen
Barwenkowo (Барвенково)
Scheidischken, 1938–1945: „Scheiden“
Der Ort wurde 1950 umbenannt und vor 1975 an den Ort Nikitino angeschlossen.
Bolschoje Selo (Большое Село)
Unter Eißeln
Der Verwaltungssitz bis vor 1968.
Druschinino (Дружинино)
Lepalothen, 1938–1945: „Loten“
Der Ort wurde 1950 umbenannt und vor 1975 an den Ort Nikitino angeschlossen.
Der Ort wurde 1950 umbenannt und vermutlich vor 1975 an den Ort Schurawljowo angeschlossen.
Der im Jahr 1947 umbenannte Ort Krasnoje Selo(Klapaten/Angerwiese) wurde ebenfalls zunächst in den Bolschesselski selski Sowet eingeordnet, kam dann (vor 1975) aber zum Rakitinski selski Sowet.
↑Таблица 1.10 «Численность населения городских округов, муниципальных районов, муниципальных округов, городских и сельских поселений, городских населенных пунктов, сельских населенных пунктов» Программы итогов Всероссийской переписи населения 2020 года, утвержденной приказом Росстата от 28 декабря 2021г. № 963, с данными о численности постоянного населения каждого населенного пункта Калининградской области. (Tabelle 1.10 „Bevölkerungsanzahl der Stadtkreise, munizipalen Rajons, Munizipalkreise, städtischen und ländlichen Siedlungen [insgesamt], städtischen Orte, ländlichen Orte“ der Ergebnisse der Allrussischen Volkszählung von 2020 [vollzogen am 1. Oktober 2021], genehmigt durch die Verordnung von Rosstat vom 28. Dezember 2021, Nr. 963, mit Angaben zur Zahl der Wohnbevölkerung jedes Ortes der Oblast Kaliningrad.)
↑ abDurch den Указ Президиума Верховного Совета РСФСР от 17 июня 1947 г.«Об образовании сельских советов, городов и рабочих поселков в Калининградской области» (Erlass des Präsidiums des Obersten Sowjets der RSFSR vom 17. Juni 1947: Über die Bildung von Dorfsowjets, Städten und Arbeitersiedlungen in der Oblast Kaliningrad)
↑ abAuf dem Erlass, durch welchen der Dorfsowjet eingerichtet wurde, wurde Bolschoje Selo allerdings mit einem Ort namens "Groß Lenkaschuken" identifiziert, was vermutlich die russische Verballhornung von Groß Lenkeningken darstellte, wo der Dorfsowjet aber nicht eingerichtet wurde, was sich aus der Umbenennung dieses Ortes in Lesnoje im November 1947 ergibt (dort wurde der Ursprungsort mit "Linkeningen" angegeben).
↑Heinz Hinkel: Die Verwaltungsgliederung im sowjetisch besetzten nördlichen Ostpreußen. Stand vom 16. August 1967, in „Zeitschrift für Ostforschung“ (Jg. 1969), S. 54–76 (doi:10.25627/19691812057)