Das genaue Gründungsjahr des Bistums ist nicht bekannt. Wahrscheinlich wurde es um 1124 vom polnischen Herzog Bolesław III. gegründet. Von 1133 ist die älteste Erwähnung erhalten. Die Bistumsgründung war eine Bekräftigung des territorialen Herrschaftsanspruchs auf Gebiete beiderseits der mittleren Oder gegen Kaiser Heinrich V. Das neue Bistum wurde dem Erzbistum Gnesen als Suffragandiözese eingegliedert und blieb dies auch trotz gegenteiliger Ansprüche des Erzbistums Magdeburg. Die Bischöfe waren häufig bei den Synoden in Gnesen anwesend.
Es wurde eine Kathedrale auf dem Burgberg in Lebus errichtet. Diese war dem heiligen Adalbert von Prag geweiht.[1]
Im 13. Jahrhundert gehörte das Bistum zum Machtbereich der Herzöge von Schlesien. 1254 ging das Gebiet des Domstifts an das Erzbistum Magdeburg über. In der Folgezeit entstanden Spannungen zwischen den Ansprüchen polnischer und magdeburgischer Vertreter um den Einfluss im Bistum.
Göritz (nach 1276–1325)
Nach 1276 wurde der Sitz nach Göritz östlich der Oder verlegt.[2]
Im Zuge der nach dem Aussterben der Askanier erneut entflammten Auseinandersetzungen um die politische Macht in der Mark Brandenburg vertraten die Lebuser Bischöfe die polnischen Interessen. Bischof Stephan II. unterstützte offen König Władysław I. Ellenlang, der mit polnischen und litauischen Truppen in die Neumark einfiel. Als Vergeltung ließ Markgraf Ludwig I. im Jahre 1325 den Bischofssitz und die Kathedrale in Göritz durch seinen Lebuser Landeshauptmann Erich von Wulkow zerstören.
Stephan II. floh nach Polen. 1350 wurde ein geplanter Umzug des Bistums nach Frankfurt (Oder) vom Kurfürsten abgelehnt.
Lebus (1354–1373)
Nachdem Bischof Heinrich Bentsch 1354 mit Markgraf Ludwig II. eine Einigung über die Rückgabe des bischöflichen Besitzes erzielt hatte, erfolgte in Lebus nördlich der Burg der Bau eines neuen Doms und die Stadt wurde wieder zum Bischofssitz.
Bei dem Kämpfen der Häuser Luxemburg und Wittelsbach um das Kurfürstentum Brandenburg wurde die Kathedrale in Lebus 1373 durch Truppen Karls IV. zerstört und nicht wieder aufgebaut.
Im Gebiet östlich der Oder, das seit 1535 zur Markgrafschaft Neumark gehörte, wurde bald danach die Reformation durch Markgraf Johann eingeführt, in den Gebieten westlich der Oder 1540 durch Kurfürst Joachim II.[3]
Ausgenommen blieben die Gebiete, die zum weltlichen Besitz des Domstifts gehörten. Diese blieben katholisch, da sich die Bischöfe bis 1555 der Reformation widersetzten.
Erst 1557 wurde durch den Kurfürstenenkel Joachim Friedrich auch in den Stiftsgütern von Lebus die Reformation eingeführt. Seit 1565 fanden in der einstigen Bischofsstadt Fürstenwalde keine Heiligen Messen mehr statt.
1598 hörte das Bistum auf zu existieren, nachdem Joachim Friedrich Kurfürst wurde.
Ursprünglich hatte sich das Gebiet der Diözese wahrscheinlich noch weiter im Süden in die Niederlausitz (über die Schlaube) und im Osten in die Neumark (bis zur Warthe, mit Landsberg und Zehden) erstreckt.[5] Im Bistum Lebus gab es nur ein Archidiakonat.
Im 16. Jahrhundert wurden die Ämter Lebus, Fürstenwalde und Beeskow gebildet.[6] Diese leisteten Abgaben in Höhe von insgesamt 19.000 bis 20.000 Gulden jährlich. (Zum Vergleich verfügte das Bistum Havelberg lediglich über 7.000 Gulden.)
Lebus, 1124/1125–1248, 1354–1373, und dann wieder im 15./16. Jahrhundert
Breslau, ein Haus auf der Sandinsel (Auf dem Sande) spätestens seit dem 13. Jahrhundert, wahrscheinlich häufiger Aufenthaltsort der Bischöfe im 13./14. Jahrhundert
Göritz, 1252 im Besitz des Bistums, nach 1276 Umzug des Domstifts, nur 1290 als Ausstellungsort des Bischofs erwähnt, 1325 zerstört
Borek in Schlesien, 1232 Aufenthaltsort eines Bischofs
Frankfurt (Oder), spätestens seit 13. Jahrhundert, 1250 als neuer Bischofssitz abgelehnt vom Kurfürsten
Seelow, 1287 erstmals als Aufenthalt des Bischofs erwähnt, 1358 ein Haus, nur noch 1362 Aufenthalt erwähnt[11]
Biskupice bei Opatów, 1300 erwähnt, dann verlassen
Opatów, spätestens 1300, danach Bau eines Schlosses
Jan Kopiec: Lebus (ecclesia Lubucensis). In: Erwin Gatz: Die Bischöfe des Heiligen Römischen Reiches. Ein biographisches Lexikon. Band 1: 1198–1448. Duncker & Humblot, Berlin 2001, ISBN 3-428-10303-3, S. 339–344.
Lambrecht Kuhn: Das Bistum Lebus. Das kirchliche Leben im Bistum Lebus in den letzten zwei Jahrhunderten (1385–1555) seines Bestehens unter besonderer Berücksichtigung des Johanniterordens (= Herbergen der Christenheit Sonderband 8). Evangelische Verlags-Anstalt, Leipzig 2005, ISBN 3-374-02189-1.
Herbert Ludat: Bistum Lebus. Studien zur Gründungsfrage und zur Entstehung und Wirtschaftsgeschichte seiner schlesisch-polnischen Besitzungen. Weimar 1942 (Volltext).
Heinz Teichmann: Von Lebus nach Fürstenwalde. Kurze Geschichte des mittelalterlichen Bistums Lebus (1124–1555/98). Leipzig 1991.
Siegmund Wilhelm Wohlbrück: Geschichte des ehemaligen Bistums Lebus und des Landes dieses Namens. Drei Bände, Berlin 1829–1832;
↑Walter Stephan: Das Madonnen-Siegel der VIADRINA und des Bischofs Dietrich von Lebus. In: Sammlergilde St. Gabriel e. V. (Hrsg.): Gabriel, April 2006.
↑1276 fand eine Einigung über eine Verlegung an einen anderen Ort statt, wann diese genau erfolgte, ist unbekannt, 1290 urkundete Bischof Konrad einmalig dort.
Christian Gahlbeck: Das Bistum und Stift Lebus und die Reformation. In: Maria Deiters, Gotthardt Kemmether (Hrsg.): Bürger, Pfarrer, Professoren. St. Marien in Frankfurt (Oder) und die Reformation in Brandenburg. Dresden 2017, S. 93–105.
Frank Göse: Reformation in Brandenburg. Verlauf, Akteure, Deutungen. Lukas Verlag, Berlin 2017, S. 256–261.
Lebus (Bistum). Verein für Berlin-Brandenburgische Kirchengeschichte, 2017.
Erzbistum Gnesen-Posen (1821-1946 vereint, jetzt Erzbistümer Gnesen und Posen, beide im heutigen Polen) | Bistum Kulm (1466-1946 Suffragan Gnesen[-Posen]s, jetzt Bistum Pelplin im heutigen Polen)