In den 1880er Jahren beabsichtigte der Göttinger Verschönerungsverein einen Aussichtsturm oberhalb der Stadt Göttingen auf dem damals noch unbewaldeten Kleperberg (332 m ü. NHN)[1]. Während der Planung wurde im März 1892 beschlossen, den in Turm „in monumentaler Weise auszuführen“[2] und nach dem ehemaligen ReichskanzlerOtto von Bismarck zu benennen, der in den Jahren 1832/1833 an der Georg-August-Universität Göttingen das Studium der Rechtswissenschaften aufgenommen hatte. Im Mai 1892 gab Bismarck sein Einverständnis.[3]
Am 28. Juni 1892[4] erfolgte mit der Grundsteinlegung der Baubeginn für den Turm. Der Entwurf von Stadtbaurat Heinrich Gerber sah einen sechseckigen Hauptturm (21 Meter Höhe) mit angefügtem runden Treppenturm (31 Meter) vor. Die Ausführung in Kalkbruchsteinen mit Sandsteinzierteilen[5] erfolgte durch das Göttinger Baugeschäft Rathkamp.[6] Am 18. Juni 1896 wurde der Turm eingeweiht.
Die Kosten des Turmbaus von über 43.700 Mark[7] konnten durch einen eigens gegründeten privaten Förderverein unter Vorsitz von Hermann Eckels aufgebracht werden. Beteiligt waren dabei einige studentische Verbindungen wie die Corps Hannovera und Saxonia aber auch die Burschenschaft Brunsviga, deren Stiftertafeln sich an den Wänden der „Gedächtnishalle für den Fürsten Bismarck“[4] im zweiten Obergeschoss befinden. Hauptblickpunkte des Gedenkraums sind eine Bismarck-Bronzebüste sowie ursprünglich 30[4] Stiftertafeln, angeführt von der Tafel Kaiser Wilhelms II.
Mit seiner Lage auf dem 332 Meter hohen Kleperberg ist der Göttinger Bismarckturm nach dem Bismarckturm bei Bad Lauterberg der zweithöchstgelegene in Niedersachsen. Der Turm hat zwei Aussichtsplattformen. Von der oberen nach 180 Treppenstufen[4] erreichten Plattform kann man die Stadt Göttingen und das Leinetal überblicken, außerdem im Osten das ausgedehnte Gebirgsplateau des Göttinger Waldes, im Süden die Berge des Eichsfelds sowie des Werragebirges (Hörnekuppe, Hoher Meißner, Bilstein), im Westen den Hohen Hagen mit dem Gaußturrm und im Nordosten den Gebirgszug des Harz (Brocken) sehen.[9]
o. V.: Der Bismarck-Thurm in Göttingen. In: Der Bautechniker, 15. Jahrgang 1895, Nr. 28 (vom 12. Juli 1895), S. 536. (Digitalisat auf anno.onb.ac.at, abgerufen am 21. April 2024)
G. (= Heinrich Gerber?): Der Bismarckthurm auf dem Hainberge bei Göttingen. In: Zeitschrift für Architektur und Ingenieurwesen, 42. Jahrgang 1896, Nr. 3 (vom 17. Juli 1896), Sp. 21–24. (Digitalisat auf babel.hathitrust.org, abgerufen am 21. April 2024)
Stadtforstamt Göttingen (Hrsg.): Der Bismarckturm auf dem Hainberg. Dokumente zur Baugeschichte. Göttingen 1996. (Broschüre, ohne ISBN; enthält u. a. eine Reproduktion der „Proklamation des Bismarck-Thurmbauvereins“ von 1893 sowie eine Abschrift des Büchleins „Der Bismarck-Thurm auf dem Hainberge bei Göttingen“ von 1898)
Günter Kloss, Sieglinde Seele: Bismarck-Türme und Bismarck-Säulen. Eine Bestandsaufnahme. Michael Imhof Verlag, Petersberg 1997, ISBN 978-3-932526-10-7, S. 81 f.
Melanie Mai: Der Bismarckturm. In: Michael Sauer (Hrsg.): Denkmäler in Göttingen. Handreichungen für den Geschichtsunterricht. Universitätsverlag Göttingen, Göttingen 2012, ISBN 978-3-86395-050-7, S. 30–36. (Digitalisat auf univerlag.uni-goettingen.de, abgerufen am 1. Februar 2024)
Cornelius Hantscher: Bismarck-Denkmäler im Raum Göttingen. Referat im Rahmen des Proseminars Erinnern und Vergessen. Zur Bedeutung von Denkmälern im städtischen Raum. Institut für Kulturanthropologie/Europäische Ethnologie der Universität Göttingen. (Volltext ehemals auf der Internetseite kaae.uni-goettingen.de, 11. Juni 2007, nicht mehr erreichbar; dokumentiert im Internet Archive, abgerufen am 19. August 2023.)
↑G.: Der Bismarckthurm auf dem Hainberge bei Göttingen. In: Zeitschrift für Architektur und Ingenieurwesen, 42. Jahrgang 1896, Nr. 3 (vom 17. Juli 1896), Sp. 21–24, hier Sp. 21.
↑G.: Der Bismarckthurm auf dem Hainberge bei Göttingen. In: Zeitschrift für Architektur und Ingenieurwesen, 42. Jahrgang 1896, Nr. 3 (vom 17. Juli 1896), Sp. 21–24, hier Sp. 21 f., mit Abschrift von Bismarcks Genehmigungsschreiben.
↑ abcdG.: Der Bismarckthurm auf dem Hainberge bei Göttingen. In: Zeitschrift für Architektur und Ingenieurwesen, 42. Jahrgang 1896, Nr. 3 (vom 17. Juli 1896), Sp. 21–24, hier Sp. 22.
↑G.: Der Bismarckthurm auf dem Hainberge bei Göttingen. In: Zeitschrift für Architektur und Ingenieurwesen, 42. Jahrgang 1896, Nr. 3 (vom 17. Juli 1896), Sp. 21–24, hier Sp. 23.
↑Jan Volker Wilhelm: Das Baugeschäft und die Stadt (…). Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2006, ISBN 978-3-525-85425-9, S. 472.
↑Eine andere Kostensumme von 36.000 Mark in: Der Bismarckthurm auf dem Hainberge bei Göttingen. In: Zeitschrift für Architektur und Ingenieurwesen, 42. Jahrgang 1896, Nr. 3 (vom 17. Juli 1896), Sp. 21–24, hier Sp. 23.
↑G.: Der Bismarckthurm auf dem Hainberge bei Göttingen. In: Zeitschrift für Architektur und Ingenieurwesen, 42. Jahrgang 1896, Nr. 3 (vom 17. Juli 1896), Sp. 21–24, hier Sp. 23.