Das Bezirksamt Heidelberg, vor 1864 Oberamt Heidelberg, war eine von 1826 bis 1939 bestehende Verwaltungseinheit im Norden des Landes Baden mit Sitz in Heidelberg. Nach mehreren Verwaltungsreformen liegt sein Gebiet zum Teil im baden-württembergischenRhein-Neckar-Kreis, zum Teil im Stadtkreis Heidelberg.
1863 erhielt das Bezirksamt die Gemeinden im Westteil des 1857 aufgelösten Bezirksamts Neckargemünd zugeteilt, die zwischenzeitlich dem Amt Eberbach angehört hatten. Nun blieb der Umfang längere Zeit unverändert, erst 1921 wurde Brombach an Eberbach abgegeben. Im Rahmen einer Vereinheitlichung der Bezeichnungen in ganz Baden wurde das Oberamt 1864 in Bezirksamt umbenannt. 1924 wurde Eberbach aufgelöst, der Nordwestteil mit der Amtsstadt fiel an Heidelberg. Bei der Aufteilung der Schwetzinger Hardt 1931 kamen im Westen drei kleinere, unbewohnte Gebiete vom Bezirksamt Mannheim, 1938 die Gemeinden des Bezirksamts Wiesloch hinzu. Mit Inkrafttreten der Landkreisordnung vom 24. Juni 1939 schied Heidelberg als Stadtkreis aus, der Rest bildete den Landkreis Heidelberg.
1836 hatte das Oberamt 34.143 Einwohner, davon 22.172 evangelisch, 11.317 Katholiken, 76 Mennoniten und 578 Juden. Sie verteilten sich auf die 21 Gemeinden wie folgt:[2]
1891 war Neuenheim, 1903 Handschuhsheim nach Heidelberg eingemeindet worden, die Obergemeinde hatte als Lampenhain 1840 die Selbstständigkeit erlangt, Altneudorf 1844. Bruchhausen wurde nicht mehr als eigene Gemeinde gezählt. Das mit Neckargemünd zu Heidelberg gekommene Kleingemünd war 1907 in die Stadt Neckargemünd eingemeindet worden.
1913 hatte das Oberamt 109.661 Einwohner, davon 70067 evangelisch, 36636 Katholiken, 468 altkatholisch, 677 übrige Christen, 1411 Juden und 402 sonstige. Sie verteilten sich auf 35 Gemeinden und 5 abgesonderte Gemarkungen, darunter drei bewohnt.[3] Die vom Bezirksamt Neckargemünd hinzugekommenen und noch bestehenden 15 Gemeinden sind mit einem hochstehenden N gekennzeichnet:
Abgesonderte Gemarkungen mit eigener polizeilicher Verwaltung:
Bruchhausen 43
Schwabenheim 111
Unbewohnte Waldgemarkungen
Waldgemarkung Schönau
Waldgemarkung Ziegelhausen
1939
1920 wurden Wieblingen und Kirchheim, 1927 Rohrbach nach Heidelberg sowie 1936 Peterstal nach Ziegelhausen eingemeindet. Der Grenzhof wurde zunächst als eigenständige Gemarkung weitergeführt, kam dann 1935 ebenfalls zu Heidelberg. 1925 wurden Langenzell in Wiesenbach und Schwabenheim in Dossenheim eingegliedert. Bruchhausen wurde 1926 aufgelöst und auf die Nachbargemeinden aufgeteilt, ebenso 1937 Ochsenbach: der Hauptort kam zu Gauangelloch, Lingental zu Leimen und Maisbach zu Nußloch.
Vom Bezirksamt Eberbach kamen 1924, neben dem erst 1921 dorthin abgegebenen Brombach, 7 weitere Gemeinden, vom Bezirksamt Wiesloch 1938 15 Gemeinden hinzu.
Zum Zeitpunkt der Aufteilung auf Stadt- und Landkreis Heidelberg 1939 umfasste das Gebiet des Bezirksamts somit neben Heidelberg 52 weitere Gemeinden.[4] In der nachfolgenden Übersicht sind die sieben von Eberbach neu hinzugekommenen Gemeinden mit einem hochgestellten E, die Wieslocher mit einem ebensolchen W gekennzeichnet.
Von der Waldgemarkung Schönau wurde der Distrikt Klosterwald gemeinsam mit dem Hof Michelbuch, dessen Einwohner bei Schönau mitgezählt worden waren, im Tausch gegen den hessischen Kondominatsanteil an Kürnbach im Januar 1905 an Hessen abgetreten,[5] die übrigen gingen 1927 an die Stadt Schönau.
Von der Waldgemarkung Ziegelhausen ging ein kleiner Teil des Distrikts Adlerstein ebenfalls 1905 an Hessen,[5] der Rest wurde 1930 auf Altneudorf, Heiligkreuzsteinach, Lampenhain, Schönau, Wilhelmsfeld und Ziegelhausen aufgeteilt.
Amtsvorsteher
Die Leitung der Verwaltung, als Oberamtmann und später Landrat, hatten inne:[6]
Blatt VII.4: Verwaltungsgliederung in Baden, Württemberg und Hohenzollern 1815–1857
Blatt VII.5: Verwaltungsgliederung in Baden, Württemberg und Hohenzollern 1858–1936
Gemeinsames Erläuterungsblatt, verfasst von Ulrike Redecker (Baden) und Wilfried Schöntag (Württemberg)
Staatl. Archivverwaltung Baden-Württemberg in Verbindung mit d. Städten u.d. Landkreisen Heidelberg u. Mannheim (Hrsg.): Die Stadt- und die Landkreise Heidelberg und Mannheim: Amtliche Kreisbeschreibung, Bd. 1: Allgemeiner Teil,. Karlsruhe 1966, S. 246.
Einzelnachweise
↑Martin Stingl: Kreisverband Heidelberg auf der Website des Landesarchivs Baden-Württemberg, abgerufen am 8. Juli 2022.
↑Hof und Staats-Handbuch des Grossherzogthums Baden, digitalisierte Version auf der Website der Badischen Landesbibliothek, S. 247–249.
↑Hof und Staats-Handbuch des Grossherzogthums Baden, 1913, Statistischer Anhang. Digitalisierte Version auf der Website der Badischen Landesbibliothek, S. 374–376.
↑Michael Rademacher: Heidelberg. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com. Abgerufen am 7. August 2022.
↑ abGesetz. Die Auflösung des zwischen Baden und Hessen bestehenden Kondominats betreffend vom 28. Oktober 1904, veröffentlicht im Gesetzes- und Verordnungsblatt für das Großherzogtum Baden am 11. November 1904, S. 423–427.
↑Wolfram Angerbauer: Die Amtsvorsteher der Oberämter, Bezirksämter und Landratsämter in Baden-Württemberg : 1810 bis 1972. Herausgegeben 1996 von der Arbeitsgemeinschaft der Kreisarchive beim Landkreistag Baden-Württemberg.