Berzeliit tritt in Form wachsglänzender, derber Massen und Krusten oder meist xenomorpher Kristalle von selten über einem Millimeter Größe auf. Die Farbe variiert mit zunehmenden Mangangehalten von farblos über gelb, orange bis bräunlich.[6][8][11]
Die erste Beschreibung dieses neuartigen Arsenats aus Långban (Langbanshytta) gab Professor O. B. Kühn aus Leipzig im Jahr 1840. Er bestimmte die Zusammensetzung nicht ganz korrekt mit (Ca, Mg, Mn)3As2O8 und benannte das Mineral nach dem schwedischen Mediziner und Chemiker Jöns Jakob Berzelius Berzeliit.[8] Damit war Berzeliit das zweite Mineral, das nach dem berühmten Chemiker benannt worden war. Bereits 1832 benannte François Sulpice Beudant das zuvor von ihm beschriebene séleniure de cuivre in Berzelin um.[13] 1850 wurde der Name Berzelin von James Dwight Dana erneut geändert in Berzelianit.
Offenbar war die Wahl des Namens Berzeliit nicht unumstritten
Diesen Vorschlag habe ich gethan, nicht aus gemeiner Schmeichelei, die mir von Herzensgrunde verhaßt ist, sondern durchdrungen von wahrer, aufrichtiger, aber nicht blinder Hochachtung und Verehrung für B e r z e l i u s;[8]
und hatte sich wegen persönlicher Probleme um einige Jahre verzögert:
Wenn ich jetzt erst mit der gegenwärtigen Mittheilung hervortrete, so habe ich nur die mich niederdrückenden ungünstigen Verhältnisse zu beklagen, welche die Beschleunigung und Vollendung einer ziemlich ausgedehnten Reihe von Untersuchungen von Mineralkörpern, in welcher der Berzeliit einen Theil bildete, bisher verhindert haben...[8]
Die Struktur bestimmte der österreichische Mineraloge Felix Machatschki 90 Jahre später während seines Aufenthaltes in Göttingen. Er konnte zeigen, dass Natrium ein essentieller Bestandteil von Berzeliit ist, Berzeliit mit der Struktur von Granat kristallisiert und leitete daraus die korrekte Zusammensetzung ab: Ca2+2Na+Mg2+2As5+3O12.[3][14]
Noch im gleichen Jahr wurde Machatschki als Professor an die Universität Tübingen berufen, wo er 1935 mit Wolfgang Bubeck den endgültigen Beleg für die Isotypie von Berzeliit und Granat erbrachte. Es war der erste Beleg einer Isotypie eines Arsenats mit einer Silikatstruktur überhaupt.[9]
Die ersten Synthesen erfolgten 1968 von Jun Ito vom Department of Geological Sciences der Harvard University in Cambridge (Massachusetts). Er konnte zeigen, dass Berzeliit und sein Manganäquivalent (Manganberzeliit) lückenlos mischbar und bei Temperaturen oberhalb 550 °C (1,5 kbar) nicht mehr stabil sind.[6]
Khorari und Mitarbeiter konnten 1995 mit weiteren Untersuchungen an synthetischen Arsenatgranaten zeigen, dass Berzeliit polymorph ist und bei hohen Temperaturen in die Struktur von Alluaudit übergeht.[15]
Die seit 2001 gültige und von der International Mineralogical Association (IMA) verwendete 9. Auflage der Strunz’schen Mineralsystematik ordnet den Berzeliit ebenfalls in die Abteilung der „Phosphate usw. ohne zusätzliche Anionen; ohne H2O“ ein. Diese ist allerdings weiter unterteilt nach der relativen Größe der beteiligten Kationen, so dass das Mineral entsprechend seiner Zusammensetzung in der Unterabteilung C „Mit mittelgroßen und großen Kationen“ zu finden ist, wo es mit Palenzonait, Manganberzeliit und Schäferit die Berzeliitgruppe 8.AC.25 bildet.[5]
Auch die vorwiegend im englischen Sprachraum gebräuchliche Systematik der Minerale nach Dana ordnet den Berzeliit in die Klasse der „Phosphate, Arsenate und Vanadate“ und dort in die Abteilung der „Wasserfreie Phosphate etc.“ ein. Hier ist er zusammen mit Palenzonait, Manganberzeliit und Schäferit in der 38.02.01 Berzeliitgruppe innerhalb der Unterabteilung „38.02 Wasserfreie Phosphate etc., (A+B2+)5(XO4)3“ zu finden.
Chemismus
Berzeliit mit der Endgliedzusammensetzung[X](Na+Ca2+2)[Y]Mg2+2[Z]As5+3O12 ist das Magnesium-Analog von Manganberzeliit ([X](Na+Ca2+2)[Y]Mn2+2[Z]As5+3O12) bzw. das Arsen-Analog von Schäferit ([X](Na+Ca2+2)[Y]Mg2+2[Z]V5+3O12). In den eckigen Klammern ist die Position der Kationen in der Granatstruktur angegeben.
Die einzige bedeutende Abweichung von der idealen Zusammensetzung ist der Ersatz von Magnesium durch Mangan auf der oktaedrisch koordinierten Y-Position, entsprechend der Austauschreaktion
[Y]Mg2+ = [Y]Mn2+
Es besteht eine vollständige Austauschbarkeit von Mg und Mn auf dieser Position.[6]
Die Calciumgehalte auf der X-Position können etwas über den maximal für Granate dieser Gruppe zu erwartenden Wert von zwei Ca2+ liegen. Der Ladungsausgleich erfolgt durch Si4+-Einbau auf der Tetraederposition entsprechend einer Austauschreaktion
Die Struktur ist die von Granat. Natrium (Na+) und Calcium (Ca2+) besetzten die dodekaedrisch von 8 Sauerstoffionen umgebene X-Position, Magnesium (Mg2+) die oktaedrisch von 6 Sauerstoffionen umgebene Y-Position und die tetraedrisch von 4 Sauerstoffionen umgebenen Z-Position ist ausschließlich mit Arsen (As5+) besetzt.[3][7][9][10]
Bildung und Fundorte
Berzeliit bildet sich bei der Metamorphose von Eisen-Manganlagerstätten bei niedrigen Temperaturen von vermutlich unter 300 °C.[7]
Ein weiteres, ähnliches Vorkommen in Schweden ist die Sjögruvan Mine bei Grythyttan in der Gemeinde Hällefors, ebenfalls Provinz Örebro län, Sweden.[12]
In Italien findet sich Berzeliit in den metamorphen Manganlagerstätten der Provinz Cuneo im Piemont. In der Montaldo Mine bei Borgata Oberti im Corsaglia Tal in der Gemeinde Montaldo di Mondovì tritt Berzeliit eingewachsen in Calcit auf,[17] begleitet von Quarz und Hämatit.[7] Auch in der Valletta Mine im Miara Tal in der Gemeinde Canosio wurde Berzeliit auf Halden gefunden.[12]
Vulkanisch-exhalative Bildung von Berzeliit wurde am nördlichen Durchbruch der "Great Fissure eruption" des Vulkans Tolbatschik in der Region Kamtschatka, Russland dokumentiert. In der Arsenatnaya Fumarole tritt Berzeliit zusammen mit zahlreichen, sehr seltenen Arsenaten auf.[11]
↑ abcd
Felix Machatschki: IX. Berzeliit, ein Arsenat vom Formel- und Strukturtypus Granat (X3Y2Z3O12). In: Zeitschrift für Kristallographie - Crystalline Materials. Band73, 1930, S.123–140, doi:10.1524/zkri.1930.73.1.123.
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Stefan Weiß: Das große Lapis Mineralienverzeichnis. Alle Mineralien von A – Z und ihre Eigenschaften. Stand 03/2018. 7., vollkommen neu bearbeitete und ergänzte Auflage. Weise, München 2018, ISBN 978-3-921656-83-9.
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Jun Ito: SYNTHESIS OF THE BERZELIITE (Ca2NaMg2As3O12)-MANGANESEBERZELITE (Ca2NaMn2As3O12) SERIES (ARSENATE GARNET). In: American Mineralogist. Band53, 1968, S.316–319 (minsocam.org [PDF; 241kB; abgerufen am 24. August 2024]).
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M. Nagashima, and T. Armbruster: Palenzonaite, berzeliite, and manganberzeliite:(As5+,V5+,Si4+)O4 tetrahedra in garnet structures. In: Mineralogical Magazine. Band76, 2012, S.1081–1097 (rruff.info [PDF; 379kB; abgerufen am 24. August 2024]).
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O. B. Kühn: Neues Mineral von Langbanshytta bei Fahlun. In: Annalen der Chemie und Pharmacie. Band34, 1840, S.211–218 (rruff.info [PDF; 574kB; abgerufen am 24. August 2024]).
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W. Bubeck und F. Machatschki: Die Kristallstruktur des Berzeliit (Ca,Na)3(Mg,Mn)2[AsO4]3. In: Zeitschrift für Kristallographie – Crystalline Materials. Band90, 1935, S.44–50 (rruff.info [PDF; 3,2MB; abgerufen am 24. August 2024]).
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F. C. Hawthorne: Refinement of the Crystal Structure of Berzeliite. In: Acta Cryst. Band32, Nr.5, 1976, S.1581–1583 (researchgate.net [PDF; 319kB; abgerufen am 24. August 2024]).
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Felix Machatschki: XXIV. Kürzere Originalmitteilungen und Notizen: Über Berzeliit. In: Zeitschrift für Kristallographie - Crystalline Materials. Band74, 1930, S.230–236, doi:10.1524/zkri.1930.74.1.230.
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S. Khorari, A. Rulmont, R. Cahay, P. Tarte: Structure of the Complex Arsenates NaCa2M2+2(AsO4)3(M2+ = Mg,Ni,Co): First Experimental Evidence of a Garnet-Alluaudite Reversible Polymorphism. In: Journal of Solid State Chemistry. Band118, 1995, S.267–273, doi:10.1006/jssc.1995.1343.
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Edward S. Grew, Andrew J. Locock, Stuart J. Mills, Irina O. Galuskina, Evgeny V. Galuskin and Ulf Hålenius: IMA Report - Nomenclature of the garnet supergroup. In: American Mineralogist. Band98, 2013, S.785–811 (rruff.info [PDF; 2,3MB; abgerufen am 24. August 2024]).
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G. C. Piccoli, U. Kolitsch, G. Blass, M. E. Ciriotti: Berzeliite di Montaldo di Mondovì: prima segnalazione italiana. In: Micro (UK report). Band1, 2007, S.49–54 (italienisch, researchgate.net [PDF; 135kB; abgerufen am 24. August 2024]).