Von 1912 bis 1915 war er Kapellmeister an der Volksoper Wien.[4] 1913 wurde er Vorstandsmitglied des Österreichischen Kapellmeistervereins.[4] Ein Jahr später engagierte er sich im Komitee zur Gründung eines auf volkstümlich-traditionelle Musik ausgerichteten „Schuberteums“.[4] Von 1915 bis 1922 wirkte er als Kapellmeister an der Wiener Hofoper.[4] Von 1920 bis 1923/24 leitete er die sogenannten Tittel-Konzerte, welche von der Konzertdirektion Hugo Heller im Wiener Musikverein veranstaltet worden waren.[4] 1922 wurde er neben Carl FührichChormeister des Gesangvereins österreichischer Eisenbahnbeamten in Wien.[4] Außerdem dirigierte er das erste Belvederekonzert in Wien.[4] Über Verträge mit der Konzertdirektion Georg Kugel gastierte er etwa in Łódź, Warschau, Stockholm und Mailand.[4] 1925/26 leitete er den Konzertzyklus des Orchestre Philharmonique de Paris.[4] 1927 trat er im Theater an der Wien auf.[4] 1930 folgten weitere Konzerte in Österreich (u. a. mit der Wiener Hofburgkapelle) und den Niederlanden.[4] Im Zeitraum von 1929 bis 1932 kam es zu vereinzelten Rundfunkübertragungen von Tittels Dirigaten.[4] Während seiner Wiener Jahre trat er regelmäßig im Wiener Musikverein (1912–1921) und im Wiener Konzerthaus (1913–1930) auf.[4] Sein Schwerpunkt lag auf dem Musiktheater.[4] Zu seinem Repertoire gehörten u. a. VerdisEin Maskenball und Rigoletto, BizetsCarmen, WagnersDer fliegende Holländer und FlotowsMartha.[8] Zum Teil brachte er in Wien Kompositionen zur Ur- und Erstaufführung.[4] Zu nennen ist etwa die Uraufführung 1922 der Gemeinschaftskomposition „Winfried“ für großes Orchester und Orgel in zwei Sätzen von Johann Prinz und Rudolf Reithoffer mit dem Wiener Sinfonie-Orchester.[9] Dem Opernkritiker Marcel Prawy galt Tittel als „solider Handwerksdirigent“.[10] Nach Richard Specht personifizierte der geborene Wiener „den Typus des mittel-deutschen Opernkapellmeisters“, der durch „robustes Musizieren“ seinen Beitrag leistete.[11]
Bernhard Tittel wurde in der Pfarrkirche St. Josef zu Margaretenrömisch-katholisch getauft; im Oktober 1938 trat er aus der Kirche aus.[2] Er war mit Gertrude Malvine Amálie Grassl (1900–1969), Tochter[15] des Großindustriellen Georg Grassl (1859–1929), verheiratet. Sein Schwiegervater gehörte zu den reichsten Wienern seiner Zeit.[16] Tittel lebte in Wien bis zuletzt in der Schönbrunner Straße 39.[17] Er verstarb 1942 in seiner Geburtsstadt und wurde auf dem Hietzinger Friedhof (Gruppe 31, Grab 234) im 13. Wiener Gemeindebezirk beigesetzt.[18]
Werke
Als Komponist war Tittel von Richard Wagners äußerster Geschlossenheit beeinflusst.[4] Er komponierte mehrere Werke u. a. Chormusik (Agnes’ Totenfeier und Ave Maria, gewidmet der österreichischen Kaiserin Zita von Bourbon-Parma), Ouvertüren und Konzertwalzer sowie die Symphonie d-moll (mehrmals unter seiner Leitung vom Wiener Sinfonie-Orchester aufgeführt)[19] und die einaktige Oper Cesare Borgias Ende (Text von Heinrich Götz nach dem gleichnamigen Schauspiel von Rudolf Lothar).
Tittel, Bernhard. In: Paul Frank: Kurzgefaßtes Tonkünstlerlexikon. Für Musiker und Freunde der Tonkunst. 12., sehr erweiterte Auflage. Bearbeitet von Wilhelm Altmann. Carl Merseburger, Leipzig 1926.
Tittel, Bernhard. In: Erich H. Müller (Hrsg.): Deutsches Musiker-Lexikon. W. Limpert-Verlag, Dresden 1929.
Tittel, Bernát. In: Aladár Schöpflin (Hrsg.): Magyar színművészeti lexikon. A színjátszás és drámairodalom enciklopédiája. 4. Band: Rabatinszky Mária – Zwischenakt. Országos Színészegyesület és Nyugdíjintézete, Budapest 1931, S. 359.
↑Verzeichnis der Verstorbenen vom 21. bis 26. Juli. In: Neues Fremden-Blatt, Jg. 9, Nr. 204, 26. Juli 1873, S. 4.
↑ abTaufbuch der Pfarre St. Josef zu Margareten (Wien V) 1873, fol. 7.
↑Erasmus Schwab: Vierundzwanzigster Jahresbericht des Mariahilfer Communal-Real- und Obergymnasiums im Bezirke Mariahilf für das Schuljahr 1888. Verlag des Gymnasiums, Wien 1888, S. 33.
↑Martin L. Fiala: Johann Prinz und Rudolf Reithoffer. Zwei Steyrer in kompositorischer Zusammenarbeit. In: Vierteltakt / Oberösterreichisches Volksliedwerk Nr. 1, 2014, S. 3–6, hier: S. 6.
↑Marcel Prawy: Die Wiener Oper. Geschichte und Geschichten. Molden, Wien 1969, S. 95.
↑Richard Specht: Das Wiener Operntheater. Von Dingelstadt bis Schalk und Strauss. Erinnerrung aus 50 Jahren. Knepler, Wien 1919, S. 80.
↑László Gombos: Verzeichnis der Werke von Jenő Hubay anhand von gedruckten und handschriftlichen Quellen in Ungarn. In: Studia Musicologica Academiae Scientiarum Hungaricae 38/1-2, 1997, S. 65–134, hier: S. 109.
↑Éder György: Magyar gordonkások a 20. században. Dénes Vera és Banda Ede életműve a Popper Iskola tükrében. Diss., Franz-Liszt-Musikakademie, Budapest 2011, S. 20.
↑Taufbuch der Pfarre Wieden (Wien IV) 1900, fol. 56.
↑Roman Sandgruber: Traumzeit für Millionäre. Die 929 reichsten Wienerinnen und Wiener im Jahr 1910. Styria Premium, Wien 2013, ISBN 978-3-222-13405-0, S. 351.
↑Wiener Adressbuch 1942. 1. Band, Teil I, S. 1242.
↑Clemens M. Gruber: Berühmte Gräber in Wien. Von der Kapuzinergruft bis zum Zentralfriedhof. Böhlau, Wien u. a. 2002, ISBN 3-205-77007-2, S. 88.
↑Hof- und Staatshandbuch der Österreichisch-Ungarischen Monarchie für das Jahr 1916. 42. Jahrgang, Druck und Verlag der k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Wien 1916, S. 26.
↑Hof- und Staatshandbuch der Österreichisch-Ungarischen Monarchie für das Jahr 1918. 44. Jahrgang, Druck und Verlag der k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Wien 1918, S. 28.