Bärenklau (Heracleum), auch Bärentatze genannt, ist eine Pflanzengattung in der Familie der Doldenblütler (Apiaceae). Die Bezeichnung Bärenklau (von mittelhochdeutsch klā: ‚Klaue‘) ist im Deutschen als Maskulinum und (mit Bezug zur Bärenklaue, von mittelhochdeutsch klāwe) als Femininum in Gebrauch.[1][2][3] Es sind die lappig gestielten und behaarten Blätter, die die Benenner an Tatzen von Bären erinnerten.
Diese Gattung sollte nicht mit der Gattung Akanthus (Acanthus) verwechselt werden, die ebenfalls „Bärenklau“ (und wie Heracleum-Arten[4] lateinisch branca ursina) genannt wird.
Die Bärenklauarten sind meist ausdauernde, selten ein- oder zweijährige krautige Pflanzen. Ihre Stängel sind knotig, hohl, meist gerippt und oft verzweigt. Die wechselständigen Laubblätter sind groß, breitlappig und ein- bis dreifiederig. Die unteren Blätter sind gestielt.
Die zusammengesetzten Blütenstände sind zusammengesetzte Dolden: Dolden, die aus Döldchen aufgebaut sind. Hüllen fehlen meist oder fallen früh ab. Die Blüten sind meist zwittrig, die äußeren Blüten der Döldchen sind oft rein männlich. Sie haben winzige Kelchzähne. Die Kronblätter (Petalen) sind weiß bis rosa, ungleich groß und oft an der Basis umgebogen. Die Blütezeit reicht von Juli bis September. Die Bestäubung erfolgt durch Insekten.
Der Aufbau der Blüte wird mit folgender Blütenformel beschrieben:
Die Früchte sind stark zusammengedrückt.
Alle Pflanzenteile, insbesondere der Saft, sind giftig. Speziell unter Sonnenlichteinwirkung löst der Saft eine phototoxische Reaktion aus. Diese phototoxischen Reaktionen sind beim Riesen-Bärenklau (Heracleum mantegazzianum) besonders ausgeprägt.
Systematik und Verbreitung
Die Gattung Heracleum wurde durch Carl von Linné aufgestellt. Der botanische Gattungsname Heracleum bezieht sich auf Herakles. Synonyme für HeracleumL. sind: Pastinaca sect. Heracleum(L.) Calest., SphondyliumHill, Tetrataenium(DC.) Mandenova, WendiaHoffm., BarysomaBunge, WendtiaLedeb.
Heracleum candicansWall. ex DC.: Sie ist in Pakistan, Nepal, Bhutan, Indien und in den chinesischen Provinzen Sichuan, Yunnan sowie in Tibet verbreitet.[5]
Heracleum canescensLindl. (Syn.: Heracleum hirsutumEdgew.): Sie kommt im Himalajagebiet von Indien und Pakistan vor.
Riesen-Bärenklau oder Riesendolde (Heracleum mantegazzianumSommier & Levier; Syn.: Heracleum giganteumHornem.): Die Heimat ist der Kaukasusraum und Georgien.[7] Die hochgradig giftige Pflanze ist ein Neophyt in Europa, Nordamerika, Australien und Neuseeland.[5]
Heracleum polyadenumRech. f. & Riedl: Sie kommt in Afghanistan und Pakistan vor.
Heracleum ponticum(Lipsky) Schischk. ex Grossh. (Syn.: Heracleum cyclocarpum var. ponticumLipsky): Die Heimat ist Georgien.[5]
Heracleum pubescens(Hoffm.) M.Bieb. (Syn.: Sphondylium pubescensHoffm.): Die Heimat ist die Kaukasusregion, die Türkei, Georgien, Armenien und Aserbaidschan.[7]
Heracleum stenopteroidesFedde ex H.Wolff: Sie gedeiht in Höhenlagen von 2000 bis 2300 Metern nur im westlichen Yunnan.[6]
Heracleum stenopterumDiels: Sie gedeiht in Höhenlagen von 2700 bis 4300 Metern in den chinesischen Provinzen Sichuan sowie Yunnan.[6]
Heracleum steveniiManden. (Syn.: Heracleum laciniatum auct., Heracleum villosum auct.; diese Art wird in Nordnorwegen auch als Tromsöpalme bezeichnet): Die Heimat ist das Kaukasusgebiet und die Krim.[5][7]
Heracleum subtomentellumC.Y.Wu & M.L.Sheh: Sie gedeiht in Höhenlagen von 4400 Metern nur im nordwestlichen Teil des autonomen Gebietes Tibet.[6]
Heracleum tiliifoliumH.Wolff: Sie gedeiht in Höhenlagen von etwa 1000 Meter in den chinesischen Provinzen Hunan sowie Jiangxi.[6]
Heracleum trachylomaFisch. & C.A. Mey.: Sie kommt in der Türkei, in Armenien und in Aserbaidschan vor.[7]
Heracleum tuberosumMolina ex Willd.: Sie kommt in Chile vor, ihr gelber „Wurzelstock“ schmeckt gut.
Heracleum vicinumH. de Boissieu: Sie gedeiht in Höhenlagen von 2600 bis 3100 Metern nur in Sichuan.[6]
Heracleum wolongenseF.T.Pu & X.J.He: Sie gedeiht in Höhenlagen von 1900 bis 2200 Metern nur in Sichuan.[6]
Heracleum xiaojinenseF.T.Pu & X.J.He: Sie gedeiht in Höhenlagen von 3500 bis 4000 Metern nur in Sichuan.[6]
Heracleum yungningenseHandel-Mazzetti: Sie gedeiht in Höhenlagen von 2700 bis 4500 Metern in den chinesischen Provinzen Sichuan sowie Yunnan.[6]
Heracleum yunnanenseFranchet: Sie gedeiht in Höhenlagen von 3600 bis 4100 Metern nur im nördlichen Yunnan.[6]
Quellen
Literatur
Pu Fading, Mark F. Watson: Heracleum. In: Wu Zheng-yi, Peter H. Raven, Deyuan Hong (Hrsg.): Flora of China. Volume 14: Apiaceae through Ericaceae. Science Press / Missouri Botanical Garden Press, Beijing / St. Louis 2005, ISBN 1-930723-41-5, S.194 (englisch, online – PDF-Datei). (Abschnitte Beschreibung und Verbreitung)
Hans Ernst Hess, Elias Landolt, Rosemarie Hirzel: Bestimmungsschlüssel zur Flora der Schweiz. 3. Auflage. Birkhäuser, Basel 1991, ISBN 3-7643-2606-9.
Einzelnachweise
↑Manfred A. Fischer, Wolfgang Adler, Karl Oswald: Exkursionsflora für Österreich, Liechtenstein und Südtirol. 2., verbesserte und erweiterte Auflage. Land Oberösterreich, Biologiezentrum der Oberösterreichischen Landesmuseen, Linz 2005, ISBN 3-85474-140-5.
↑Rudolf Schubert, Klaus Werner, Hermann Meusel (Hrsg.): Exkursionsflora für die Gebiete der DDR und der BRD. Begründet von Werner Rothmaler. 13. Auflage. Band2: Gefäßpflanzen. Volk und Wissen, Berlin (DDR) 1987, ISBN 3-06-012539-2.
↑Otto Beßler: Prinzipien der Drogenkunde im Mittelalter. Aussage und Inhalt des Circa instans und Mainzer Gart. Mathematisch-naturwissenschaftliche Habilitationsschrift, Halle an der Saale 1959, S. 164.
↑ abcdefghijklmnHeracleum im Germplasm Resources Information Network (GRIN), USDA, ARS, National Genetic Resources Program. National Germplasm Resources Laboratory, Beltsville, Maryland. Abgerufen am 22. Mai 2014.
↑ abcdefghijklmnopqrstuvwxyzaaPu Fading, Mark F. Watson: Heracleum. In: Wu Zheng-yi, Peter H. Raven, Deyuan Hong (Hrsg.): Flora of China. Volume 14: Apiaceae through Ericaceae. Science Press / Missouri Botanical Garden Press, Beijing / St. Louis 2005, ISBN 1-930723-41-5, S.194 (englisch, online – PDF-Datei).