Johann August Friedrich Blumröder, ab 6. August 1816 von Blumröder (* 3. August 1776 in Gehren; † 14. Juni 1860 in Sondershausen[1]) war ein deutscher Offizier, Schriftsteller und Abgeordneter der Frankfurter Nationalversammlung.
August Blumröder war der Sohn des Pfarrers von Großbreitenbach Christian August Blumröder (1739–1804) und seiner Ehefrau Sophie Christiane geb. Langbein (1747–1799), Tochter von Johann Christian Langbein, Konrektor am Gymnasium in Arnstadt, und Schwester des Stadtkassierers und Verlegers Christian Langbein.
Der Vater war ein Sohn des Apothekers und Bürgermeisters in Gehren Johann Hartmann Blumröder (1704–1786) und seiner Frau Rosimunde Christine geb. Oppermann. Der Pfarrer Ferdinand Blumröder (* 1793) war Augusts Cousin.
Augusts Schwester Christiane Auguste Caroline (1778–1853) heiratete den Hofkommissär Johann Friedrich Ludloff in Garsitz; der spätere Konsistorialrat Friedrich Carl Ludloff (1808–1878) war ihr Sohn.[2]
August heiratete am 18. Februar 1812 in Sondershausen Albertine Victoria Friederike von Weise (* 27. Dezember 1781; † 13. April 1832[3]), die älteste Tochter des Kammerpräsidenten und Regierungschefs von Schwarzburg-Sondershausen Adolf von Weise. Das Ehepaar hatte fünf Kinder (alle in Sondershausen geboren):
Nach dem Tod der Ehefrau Victoria heiratete ihre jüngere Schwester Sophia Christiane Caroline (* 28. Oktober 1786; † 22. September 1851[5]) am 28. Juli 1833 den Witwer.[6]
Blumröder besuchte das Gymnasium in Arnstadt[7] und begann in Jena, auf Wunsch seines Vaters, Theologie zu studieren[8]. Er beendete das Studium jedoch nicht, sondern wurde 1798 in großer Verehrung für Friedrich den Großen Bombardier mit Aussicht auf Beförderung in das 1. Artillerieregiment (Berlin). Er studierte in Berlin weiter, aber jetzt im Fach Mathematik. Zwischen 1801 und 1803 war er Vizefeuerwerker. Anschließend unterrichtete er Mathematik für die Offiziere des Kürassierregiments in Kyritz. Zwischen 1803 und 1806 war er Leutnant eines Artillerieregiments in Magdeburg.
Während des Krieges 1806 nahm er an der Verteidigung von Magdeburg und der hannoverischen Festung Hameln gegen die französischen Truppen teil, wurde kriegsgefangen und wie alle Offiziere auf Ehrenwort entlassen.
Beim Bemühen, seinen Unterhalt zu verdienen, kam Blumröder in Kontakt mit dem Pädagogen Salzmann, der ihm vorschlug, als Lehrer in seine Schule einzutreten. Dort war er ab August 1807 tätig, zog aber im Lauf des ersten Jahres zunehmend Kritik auf sich. Zum 1. August 1808 wechselte er nach Sondershausen; dort brauchte der Regierungschef Adolf von Weise „einen Hauslehrer für seine beiden jüngsten Söhne, die bereits Officiere“ und „schon erwachsen waren“.[9][10] In der Familie Weise wurde er mit großer Zuneigung wie ein Familienmitglied behandelt. Durch Weises Vermittlung erwarb er auch das Wohlwollen des Fürsten Günther Friedrich Carl, der – inzwischen dem Rheinbund beigetreten – ihm das Kommando über eine neu zu errichtende Kompanie anbieten ließ.
1809 trat er als Hauptmann und Kompaniechef, später auch Bataillonskommandant unter dem Bataillonschef Erbprinz Karl Günther, in das Schwarzburg-Sondershausensche Kontingent ein. Zwischen 1810 und 1814 war er Major des 2. Bataillons des 6. Rheinbundregiments. Auf französischer Seite war er auf verschiedenen Kriegsschauplätzen (u. a. Einmarsch in Wien) eingesetzt. Er diente in Tirol, Spanien, Deutschland und Russland. 1812 war er an der Verteidigung von Danzig gegen russische Truppen beteiligt. 1812/13 befand sich Blumröder in russischer Kriegsgefangenschaft.
Nach der Schlacht von Leipzig wurde er 1814 freigelassen und, später auch als Oberstleutnant, Kommandeur des Linien-Infanterie Bataillon Schwarzburg im 3. Deutschen Armeekorps.[11] Er machte die Befreiungskriege 1814/1815 nunmehr auf Seiten der Alliierten mit und nahm an verschiedenen Belagerungen (von Bouillon, Mezieres und Monmedy) teil.[12] Ende November 1815 fand der Kriegsdienst sein Ende.
Im März 1816 kehrte die Fürstin Caroline von Schwarzburg-Sondershausen (* 21. Januar 1774 in Rudolstadt; † 11. Januar 1854 in Arnstadt) mit ihren Kindern, der Prinzessin Emilie Friederike Caroline (* 23. April 1800) und dem Erbprinzen Günther Friedrich Carl (* 24. September 1801), nach Schwarzburg-Sondershausen zurück und bezog das Neue Palais in Arnstadt. Sie hatten ab 1806 am Hof ihrer Herkunftsfamilie in Rudolstadt gelebt. In dieser Situation wurde Blumröder mit dem „Posten eines Hofmeisters oder Gouverneurs“ bei dem 14-jährigen Erbprinzen betraut; deshalb wurde er am 6. August in den erblichen Adelsstand erhoben. Er kam dieser Aufgabe – zunächst in Arnstadt, dann in Sondershausen – bis Ende 1820 nach.[13]
1822 wurde Blumröder zum Landrat in Sondershausen ernannt. Dort hatte er sich u. a. um die Conscription (Musterung und Rekrutierung) nach einem neuen Gesetz vom 16. Februar 1822 und um die 1823 neuorganisierte Landwehr zu kümmern.[14] Insgesamt fühlte er sich durch seine Pflichten nicht sehr beansprucht.Ab 1823 erteilte er im Sondershäuser Lyzeum (ab 1829: Gymnasium) wöchentlich etwa 3 Stunden Mathematik in den Oberklassen;[15] erst nach 15 Jahren stellte er diese Nebentätigkeit ein.
Die Revolutionszeit von 1848 bewegte Blumröder beträchtlich. Er versuchte auf seine Mitbürger Einfluss zu nehmen, indem er sich mehrfach in der Ortszeitung, dem Fürstlich Schwarzb. Regierungs- und Intelligenz-Blatt, zu Wort meldete. Als am 28. April 1848 die Wahl eines Volksvertreters für Schwarzburg-Sondershausen zur konstituierenden deutschen Nationalversammlung durchgeführt wurde,[16] fiel die Mehrzahl der Wahlmännerstimmen auf Blumröder,[17] der die Wahl zögernd, aber mit Hoffnungen und Wünschen für den geplanten Neubau des Deutschen Reichs annahm.[18] Im Parlament schloss er sich der Fraktion Westendhall an. Die Sitzungen der Nationalversammlung glichen ihm jedoch eher „einer Versammlung von Krähen und Elstern, als einem Verein ernster Patrioten“. Obendrein hinderte ihn seine Schwerhörigkeit daran, an Debatten teilzunehmen; deshalb trat er bereits Ende August von dem Abgeordnetenamt zurück.[19] Für seine Wählerschaft verband er die Mitteilung des Rückzugs mit einer differenzierten Darlegung seiner Sicht.
1849 beantragte Blumröder seine Entlassung aus dem Dienst als Landrat. Sie wurde ihm jedoch erst zum 10. Mai 1850 genehmigt, nach seiner Vermutung, weil erst ein neues „Gesetz über den Civil-Staatsdienst“ mit einer ungünstigen Besoldungsregelung in Kraft treten sollte.[20]
Er veröffentlichte – auch unter den Pseudonymen „Theophilus Phosphorus“ und „Peter Michel Goldmann“ – eine große Zahl von Schriften, darunter unterhaltsame Werke (Gedichte, Romane usw.), betrachtende Arbeiten zu Staat, Religion und Gesellschaft,[21] und auch Informierendes wie das Porträt des Fürsten „aus offiziellen Quellen“[22] von 1827.
Blumröder war ein aktiver Freimaurer. Er trat im Juni 1811 in die Loge „Zur gekrönten Unschuld“ in Nordhausen ein (zusammen mit seinem späteren Schwager Carl von Weise); ab Anfang 1843 unterstützte er Friedrich von Sydow bei der Betreibung eines „Maurer-Clubbs“ in Sondershausen. Die Grundideen der Freimaurerei waren für ihn nicht verschieden von dem Christentum, das er in vielen Schriften beschrieben und verteidigt hat:
Diese anonyme Schrift wird von einigen Bibliothekskatalogen[29] fälschlich Blumröder zugeschrieben:[30]
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