Visentini wurde als Sohn des Barbiers Melchiore Visentini geboren, der 1709 starb. Er war Schüler des Barockmalers Giovanni Antonio Pellegrini, der 1708 mit Marco Ricci nach England ging und dort Castle Howard ausmalte. Die venezianische Malerzunft „Fraglia dei pittori“ nannte ihn 1711 erstmals als Mitglied. Seine Architekturstudien über den Markusdom gab er 1726 unter dem Titel „Iconografia della Ducal Basilica dell’Evangelista Marco“ heraus.
Aus der Zusammenarbeit mit dem britischen Kaufmann und späteren Konsul Joseph Smith für dessen Verlag Giambattista Pasquali (1702–1784) erwuchs eine Reihe von Aufträgen, so die Stiche zu Canalettos venezianischen Veduten unter dem Titel Venetiarum nobis Prospectus, begonnen 1728, mit 38 Stichen 1735 beendet und 1742 herausgegeben. Das Verlagssignet Pasquali mit der Minerva und dem Motto „Litterarum felicitas“ stammte von ihm. Die Anfangs- und Schlussstückvignetten für die zwanzigbändige „Della Istoria d'Italia“ von Francesco Guicciardini, 1738–1739 bei Pasquali neu[1] herausgegeben, waren von ihm, sowie darin über 48 Stiche[2].
Mit Francesco Zuccarelli führte er 1746 einen Auftrag Smith’ aus, englische Villen palladianischen Stils in Capriccios zu malen. Vorlagen hierfür waren Colen Campbell, Vitruvius Brittanicus und William Kent, The Designs of Inigo Jones, die ländlichen Szenerien malte Zuccarelli. Smith selbst war an der Übersetzung der sechsten Auflage der Cyclopaedia des Ephraim Chambers von 1741 ins Italienische beteiligt, mit den Illustrationen für dieses Dizionario Universale Delle Arti e Delle Scienze, ... wurde Visentini beschäftigt, der somit der Hauptillustrator des Verlages Pasquali war.
Vorher war Visentini schon in Smith’ Villa auf der Terraferma, die dieser 1731 erworben hatte, als Architekt tätig gewesen. Seine Zeichnungen der Villa kamen über die Sammlung Smith in den Besitz der Royal Library.[3]
Der englische Architekt James Wyatt hat bei seinem Italienaufenthalt von 1762 bis 1768 auch in Venedig bei Visentini gearbeitet. Visentini war schließlich noch von 1772 bis 1778 Professor für „Architettura Prospettica“ an der Kunstakademie Venedigs. Er verfasste verschiedene „antibarocke“ Schriften unter Titeln wie „Contra Rusconi“[4] oder „Die Irrtümer der Architekten“, eine Gegenschrift zu Teofilo Gallacini, 1771 bei Pasquali herausgegeben.
Porträt
Visentinis Ausgabe von Canalettos Venedigansichten aus dem Jahr 1751 enthält Giovanni Battista Piazzettas Porträts Visentinis und Canalettos, als Doppelporträt von Visentini gestochen.[5]
Schriften
Il contro-Rusconi, ò sia l’esame sopra l’architettura di Giovantonio Rusconi.
Admiranda Urbis Venetae, 3 Bände 1730–1740
Prospectus magni canalis Venetiani (16 Blätter nach A. Canal)
Li cinque ordini dell’Architettura et anche la Prospettiva poste in versi, 1755
Delle Osservazioni sopra le Fabbriche di Andrea Palladio
Il parallelo dell’Architettura virtuosa à confronto dell’ignoranza, 1761
Architettura mascherata che di presente fà redicolosa comparsa
L’esame che fà l’Architettura alli Muratori, Marangoni e Tagliapietra
Osservazioni di architetto veneto che servono di continuazione al trattato di Teofilo Gallaccini sopra gli errori degli architetti, Venedig 1771.[6]
Frances Vivian: Die Sammlung des Consul Smith. Meisterwerke italienischer Zeichnung aus der Royal Library, Windsor Castle. Von Raffael bis Canaletto. Hirmer, München 1989, ISBN 3-7774-5120-7, S. 108–109.
Annalia Delneri: Antonio Visentini: 1688-1782. In: Capricci veneziani del Settecento. Hrsg. Dario Succi, Allemandi Torino 1988. Ausstellungskatalog Gorizia 1986.
Dario Succi: Canaletto & Visentini. Venezia & Londra. Catalogo della mostra alla Galleria d’arte Moderna di Cà Pesaro, Edizioni Bertoncello – Tedeschi, Venedig 1986.
↑zuerst 1537–1540 als „La Historia d’Italia“, Smith nahm die Ausgabe von 1567 als Grundlage, bei der Neuausgabe beriet er sich mit dem Florentiner Antonio Francesco Gori
↑Frances Vivian: Die Sammlung des Consul Smith, Hirmer, 1989, S. 109.
↑Fünf Abbildungen bei Vivian, Die Sammlung des Consul Smith, S. 116–121. Die Villa an der Via Terraglio in Mogliano Veneto ist nicht erhalten.
↑Giovanni Antonio Rusconi, Secondo i precetti di Vitruuio, nouamente ristampati& accresciuti della Prattica degl'Horologi Solari, Venedig 1660.
↑Bild aus Urbis Venetiarum Prospectus Celebriores ex Antonii Canal z. B. bei venedig.jc-r.net