Anny Schlemms Repertoire reichte von der Saffi bis zur Zerline, von der Rosalinde bis zum Pagen Cherubino, von der Manon bis zur Arabella. Ihre gesangliche und darstellerische Breite führten zu Gastauftritten auf zahlreichen Bühnen weltweit. Sie sang in München, Stuttgart, Hannover, Hamburg, Köln, Moskau, Düsseldorf, Dresden und Wien, ebenso in Amsterdam, Genf, Paris, London, Stockholm, Toronto und San Francisco. Ferner war sie bei den Festspielen von Schwetzingen, Edinburgh und Glyndebourne zu Gast. Von 1978 bis 1985 verkörperte sie alljährlich bei den Bayreuther Festspielen die Mary in Richard WagnersFliegendem Holländer (wovon die im letztgenannten Jahr entstandene Aufzeichnung der kupferschen Inszenierung Zeugnis gibt).
Einen wichtigen Bestandteil ihres Wirkens bilden auch die Operettenaufnahmen. In den 1950er Jahren machte die Sopranistin im WDR Köln zahlreiche Einspielungen mit dem Dirigenten Franz Marszalek, die nur zum Teil erhalten sind.
1989 wirkte die Künstlerin u. a. in der Uraufführung von John CagesEuroperas 1&2 mit und feierte in über 175 Vorstellungen Erfolge als Klytämnestra in Richard Strauss’ Oper Elektra. Eine ihrer letzten "neuen" Rollen war die der Mama Lucia in Pietro MascagnisCavalleria rusticana, die sie in der Saison 2002/2003 an der Frankfurter Oper sang, doch trat sie in der Wiener Staatsoper nach wie vor auch als alte Buryja auf. Zahlreiche Schallplatteneinspielungen runden ihre künstlerische Tätigkeit ab.
Anny Schlemm kann auf eine nahezu sechzigjährige Bühnenpräsenz zurückblicken. In dieser Zeit wandelte sich ihre Stimme vom lyrischen und jugendlich-dramatischen Sopran über das Mezzo-Fach bis zum dramatischen Alt. Insgesamt verkörperte sie im Laufe ihrer Sangeskarriere mehr als 135 Partien.
Zeitweilig war die Künstlerin mit dem Dirigenten Wolfgang Rennert (1922–2012) verheiratet. Aus der Ehe ging der Jazz-Musiker Uli Rennert (1960–2021) hervor. Seit 2007 lebt Anny Schlemm in Graz, bis zu dessen Tod bei ihrem Sohn.
Im Jahre 2000 erhielt sie für ihre hervorragende Darstellungskunst den Joana-Maria-Gorvin-Preis. Die Stadt Neu-Isenburg ernannte sie zur Ehrenbürgerin. In Neu-Isenburg gibt es einen Verein, der sich mit dem künstlerischen Wirken Anny Schlemms befasst, die Franz Völker Anny Schlemm Gesellschaft e. V. Neu-Isenburg. Die Gesellschaft hat bisher folgende CDs herausgegeben:
Anny Schlemm – Oper und Operette (Doppel-CD)
Anny Schlemm – Oper und Operette, Teil 2
Anny Schlemm – Zum 80. Geburtstag
Im Dezember 2012 hatte die Stadt Neu-Isenburg am Tor von Anny Schlemms früherem Wohnhaus in der Neu-Isenburger Graf-Folke-Bernadotte-Straße 12 ein Messingschild angebracht, das an die Ehrenbürgerin erinnert, das aber mittlerweile wieder entfernt wurde.[1]
Diskografie (Auswahl)
Jenůfa (als Jenůfa [1961] und Küsterin bzw. alte Buryja [1973])