Barbe wuchs als Tochter eines selbständigen Gartenbaumeisters und späteren Genossenschaftsbauern im ländlichen Umland der Stadt Brandenburg an der Havel auf. Zunächst besuchte sie zwischen 1958 und 1966 Schulen in Schenkenberg und Jeserig, anschließend wechselte sie auf die Erweiterte Oberschule in Ziesar. Dort bestand sie 1970 ihr Abitur mit gleichzeitiger Berufsausbildung zur Betriebsschlosserin. Nach ihrer Schulzeit studierte Barbe von 1970 bis 1974 an der Humboldt-Universität zu BerlinBiologie. Nach dem Erhalt ihres Diploms war Barbe zunächst für einige Monate als Pflanzenschutzbeauftragte in Neu Fahrland bei Potsdam tätig. Danach war sie von 1975 bis 1979 als Biologin bei der Hygieneinspektion Berlin-Lichtenberg beschäftigt, anschließend war sie Hausfrau und zog drei Kinder groß.
Auf dem ersten Parteitag der SPD in der DDR, der vom 22. bis zum 25. Februar 1990 in Leipzig stattfand, wurde Barbe neben Karl-August Kamilli und Markus Meckel zur stellvertretenden Parteivorsitzenden gewählt.[3] In Vorbereitung auf die ersten freien Volkskammerwahlen am 18. März 1990 wurde Barbe im Wahlkreis Berlin auf dem achten Listenplatz nominiert. Da die SPD in diesem Wahlkreis stärkste Partei wurde und 11 Mandate erringen konnte, zog Barbe als Abgeordnete in das letzte DDR-Parlament ein. Dort leitete sie den Volkskammerausschuss für Familie und Frauen. In dieser Funktion setzte sie sich für eine Übernahme des Gesetzes über die Unterbrechung der Schwangerschaft in den Einigungsvertrag ein, was aber letztlich nicht zustande kam. Barbe gehörte im September 1990 zu den Unterstützerinnen und späteren Teilnehmern eines Hungerstreiks in der Zentrale des MfS in der Berliner Normannenstraße, bei der sich Bürgerrechtler für einen Verbleib der Stasi-Akten auf dem Gebiet der DDR und eine Aufarbeitung der Akten aussprachen. Diese Aktion initiierte die Einrichtung des Sonderbeauftragten für die personenbezogenen Unterlagen des ehemaligen Staatssicherheitsdienstes der DDR mit, der in Person von Joachim Gauck noch am 2. Oktober 1990 von der Volkskammer gewählt wurde. Aus dieser Funktion entstand später der Bundesbeauftragte für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der ehemaligen Deutschen Demokratischen Republik. Auf dem letzten Parteitag der SPD der DDR am 26. September 1990 wurde Barbe in den Parteivorstand gewählt und damit auch durch den Vereinigungsparteitag am 27. September Mitglied des gesamtdeutschen SPD-Parteivorstandes. Nach dem 3. Oktober 1990 zog Barbe als eine von 144 Volkskammerabgeordneten gemäß Artikel 42 des Einigungsvertrages in den Bundestag ein.
Barbe nahm mehrfach an Pegida-Versammlungen in Dresden teil.[4] In einem offenen Brief an ihre Partei, die CDU, bezeichnete sie Ende 2017 den Islam als „eine rassistische Ideologie“ und beklagte die angebliche Besserstellung von Migranten gegenüber „der einheimischen Bevölkerung“.[5]
Um die Jahreswende 2017/2018 veröffentlichte sie drei Gastbeiträge in der Zeitschrift Cicero.[6]
Am 16. Mai 2020 wurde sie am Rande einer Demonstration der Berliner Antifa vorläufig festgenommen.[7] In einem Interview äußerte sie im Mai 2020: „Das ist jetzt schon wie DDR. Ich sehe keinen Unterschied mehr zwischen den Regierenden der DDR – also diesen Verbrechern – und der heutigen Regierung.“[8]
Am 3. Juli 2020 wurde die von der AfD als Wahlvorschlag eingereichte Benennung von Angelika Barbe in das Kuratorium des Deutschen Instituts für Menschenrechte durch den Bundestag abgelehnt.[9]
Seit Beginn der COVID-19-Pandemie in Deutschland demonstrierte sie gegen die Corona-Maßnahmen.[10] Die Novelle des Infektionsschutzgesetzes bezeichnete sie als „Ermächtigungsgesetz“. Vor der Verabschiedung des Gesetzes im November 2020 schrieb sie in einem offenen Brief an alle Bundestagsabgeordneten: „Zu vieles erinnert mich schon wieder an die DDR. Es ähneln sich die Methoden der Machtsicherung heute wie gestern.“ Weiter verglich sie die Vorschrift des Tragens des Judensterns in der NS-Diktatur mit der Maskenpflicht. „Maskenzwang“ sei „vorsätzliche Körperverletzung“. Heute würden mit einem „antiviralen Schutzwall“ Reisen verhindert, behauptete sie und spielte mit diesem Ausdruck zugleich auf den Begriff des „Antifaschistischen Schutzwalls“ an, die bei DDR-Offiziellen gebräuchliche Bezeichnung für die Berliner Mauer.[11] Im selben Monat nutzte sie ihren Bundestagshausausweis, der ihr als ehemaliger Bundestagsabgeordneten zugestanden wurde, um im Reichstagsgebäude Flugblätter zu verteilen.[1]
Im Vorfeld der Bundestagswahl 2021 bestätigte der Landesverband der CDU Berlin im September 2021, dass die Partei Angelika Barbe wegen parteischädigenden Verhaltens den Austritt nahegelegt habe und ein Parteiausschlussverfahren eingeleitet werde, weil sie offenbar in Sachsen Wahlwerbung für die AfD gemacht habe und mit AfD-Politikern aufgetreten sei.[12] Die CDU reagierte damit auf einen Bericht der taz.[13] Auch bei Veranstaltungen der Thüringer AfD trat Barbe auf. Im Februar 2023, zum ersten Jahrestag des russischen Überfalls auf die Ukraine, sprach Barbe neben Björn Höcke und Lutz Bachmann bei einer Veranstaltung von Pegida und AfD, auf der Russlandfahnen und „Ami go home“-Plakate zu sehen waren.[14][15] Bei einer Veranstaltung bei Berlin, bei der auch der frühere Präsident des Bundesamtes für Verfassungsschutz, Hans-Georg Maaßen, eine Rede hielt, bezeichnete Barbe Deutschland im September 2023 als „Faschistische Diktatur“.[16]
Im Februar 2024 trat Barbe aus der CDU aus und wurde Mitglied des Vereins Werteunion e. V.[2][17]
↑Bericht von Gabor Halasz: DDR-Bürgerrechtler: Vom SED-Gegner zum Corona-Leugner. In: Das Erste. Panorama. Sendung vom 26. November 2020 (Sendungsabschnitt nach etwa sieben Minuten), Abruf am 2. Dezember 2020.
↑Katharina Warda: Friedliche Revolution 2.0? Mit DDR-Vergleichen wird Stimmung gegen die Pandemiepolitik gemacht. In: Heike Kleffner, Matthias Meisner (Hrsg.): Fehlender Mindestabstand. Die Coronakrise und die Netzwerke der Demokratiefeinde. Herder, Freiburg 2021, ISBN 978-3-451-39037-1, S. 149–156, hier S. 153.