Der Ersatz des Dehnungs-s durch den Zirkumflex wurde in der französischen Rechtschreibung erst um 1740 allgemein üblich. Zu Lebzeiten des hier behandelten Gärtners war die Schreibweise Le Nôtre unbekannt, er selbst unterzeichnete mit Le Nostre. Seine Biographen Ernest de Ganay (1962) und Frank Hamilton Hazlehurst (1980) haben daher zu Recht die authentische Schreibweise Le Nostre verwendet.
Leben
André Le Nôtre war der Sohn von Marie Jacquemin und Jean Le Nostre, Palastintendant und Erster Gärtner des Tuileriengartens.
In der Zeit von 1656 bis 1661 arbeitete er mit Louis Le Vau und Le Brun am Schloss Vaux-le-Vicomte des Finanzministers Nicolas Fouquet. Der Kostenaufwand des Gesamtwerks und die öffentliche Zurschaustellung erregten, so heißt es, den Neid und gespielten Zorn des Königs Ludwig XIV. derart, dass er Fouquet verhaften und seinen gesamten Besitz konfiszieren ließ. 1662 begann Le Nôtre nun im Dienst des Königs die Arbeit an der Gartenanlage von Schloss Versailles, die alle anderen übertreffen sollte, und die die volle Zufriedenheit des prachtliebenden Königs gewann. Le Nôtre legte die Gärten des Trianons und der Schlösser Meudon, Saint-Cloud, Sceaux sowie Chantilly und die berühmte Terrasse von Saint-Germain-en-Laye an, die als Vorbilder für die Gärten der Fürsten fast des gesamten übrigen Europa dienten. 1678 bis 1679 war er wiederum in Italien tätig und wurde von Papst Innozenz XI. empfangen. Auch richtete er im Auftrag König Karls II. von England die Gärten von Greenwich und den St. James’s Park in London ein. Außerdem zeichnete er Pläne für zahlreiche andere Gärten. Greenwich Park ist seit 1997 auf der Liste des UNESCO-Weltkulturerbes.
Er wurde 1675 von Ludwig XIV. in den Adelsstand erhoben. Er starb am 15. September 1700 – zehn Jahre nach der Fertigstellung der Versailler Gartenanlage – in Paris in seinem Haus am Ostrand der Tuilerien, heutiger Name Pavillon de Marsan. Das Grab befindet sich unter seiner Büste in der Pariser Pfarrkirche St-Roch. Er hatte die Büste bei dem Bildhauer Antoine Coysevox selbst bestellt.
Familie
Le Nôtres Großvater war Pierre Le Nostre. Sein Vater war Erster Königlicher Landschafts- und Gartengestalter Ludwigs XIII.
André Le Nôtre war mit Françoise, einer Tochter von François Langlois, verheiratet. Sie hatten mehrere Kinder, die alle in jungen Jahren starben. Eine enge Beziehung pflegte er zu Claude Desgots, dem Sohn seiner Schwester Élisabeth, der ebenfalls Gärtner der Tuilerien wurde und den er als Erben einsetzte.
Seine zweite Schwester Françoise heiratete Simon Bouchard, der für die Orangerie des Königs verantwortlich war. Nach dessen Tod übernahmen Françoise und ihre beiden Töchter diese Aufgabe und arbeiteten an der Seite von Le Nôtre.
Illusion und Imagination. André Le Nôtres Gärten im Spiegel barocker Druckgraphik.Schloss Benrath, Düsseldorf, 15. September 2013 bis 17. November 2013.[1]
Le Nôtre en perspectives.Schloss Versailles, 22. Oktober 2013 bis 23. Februar 2014.[2]
Michael Brix: Der barocke Garten. Magie und Ursprung. André Le Nôtre in Vaux le Vicomte. Arnold, Stuttgart 2004, ISBN 3-89790-199-4.
Ernest de Ganay: André Le Nostre 1613–1700. Paris 1962
Frank Hamilton Hazlehurst: Gardens of Illusion. The Genius of André Le Nostre. Nashville. Vanderbilt University Press, 1980, ISBN 0-8265-1209-7, online-Datei.
Bernard Jeannel: André Le Nôtre. Birkhäuser, Basel / Boston / Berlin 1988, ISBN 3-7643-1888-0.
Thierry Mariage: The World of André Le Nôtre. University of Pennsylvania Press, 1999, ISBN 0-8122-2136-2.
Érik Orsenna: Portrait eines glücklichen Menschen. Der Gärtner von Versailles André le Nôtre 1613–1700. Aus dem Franz. von Annette Lallemand. dtv, München 2004, ISBN 3-423-20684-5.
André Le Nôtre, der Gärtner des Königs. (OT: André Le Nôtre en ses jardins.) Dokumentarfilm, Frankreich, 2013, 52:00 Min., Buch und Regie: Martin Fraudreau, Produktion: Camera Lucida productions, arte France, Erstsendung: 27. Oktober 2013 bei arte, Inhaltsangabe von ARD.
Wie das Land, so der Mensch – Versailles, Frankreich. (OT: Versailles.) Dokumentarfilm, Frankreich, 2013, 25 Min., Buch und Regie: Emmanuel Descombes, Moderation: Raphaël Hitier, Produktion: System TV, arte France, Reihe: Wie das Land, so der Mensch (OT: Paysages d’ici et d’ailleurs), Erstsendung: 8. Januar 2014 bei arte, Inhaltsangabe von ARD.
Wie das Land, so der Mensch – Chantilly, Frankreich. (OT: Chantilly.) Dokumentarfilm, Frankreich, 2014, 25:45 Min., Buch und Regie: Emmanuel Descombes, Moderation: Raphaël Hitier, Produktion: System TV, arte France, Reihe: Wie das Land, so der Mensch (OT: Paysages d’ici et d’ailleurs), Erstsendung: 27. November 2014 bei arte, Inhaltsangabe von ARD.