Amesit kristallisiert je nach Polytyp im triklinen, trigonalen oder hexagonalen Kristallsystem und entwickelt prismatische, nach der c-Achse gestreckte und sich dabei verjüngende, pseudohexagonale Kristalle und Zwillinge bis etwa zwei Millimeter Größe.[5] Er findet sich aber auch in Form talkähnlicher Massen.[8] Eine spektakuläre Besonderheit sind Amesit-Kristallzwillinge in Form von sechseckigen Sternen vom Cerro Sapo in der bolivianischen Provinz Ayopaya.[9]
In reiner Form ist Amesit farblos und durchsichtig.[10] Durch vielfache Lichtbrechung aufgrund von Gitterfehlern oder polykristalliner Ausbildung kann er aber auch durchscheinend weiß sein und durch Fremdbeimengungen eine hellgrüne oder rosa bis violette Farbe annehmen.
Erstmals entdeckt wurde Amesit in Mineralproben aus den Chester Emery Gruben bei Chester im Hampden County des US-Bundesstaates Massachusetts. Die Erstbeschreibung erfolgte 1876 durch Charles Upham Shepard, der das Mineral nach Mitinhaber der Fundgruben James Tyler Ames (1810–1883)[7] benannte.
Im zuletzt 2018 überarbeiteten und aktualisierten Lapis-Mineralienverzeichnis nach Stefan Weiß, das sich aus Rücksicht auf private Sammler und institutionelle Sammlungen noch nach dieser alten Form der Systematik von Karl Hugo Strunz richtet, erhielt das Mineral die System- und Mineral-Nr. VIII/H.27-100. In der „Lapis-Systematik“ entspricht dies ebenfalls der Abteilung „Schichtsilikate“, wo Amesit zusammen mit Antigorit, Berthierin, Brindleyit, Carlosturanit, Chrysotil, Cronstedtit, Dozyit, Fraipontit, Greenalith, Guidottiit, Karpinskit, Karyopilit, Kellyit, Lizardit, Népouit und Pecorait die „Serpentingruppe“ bildet.[6]
Auch die seit 2001 gültige und von der IMA zuletzt 2009 aktualisierte[13]9. Auflage der Strunz’schen Mineralsystematik ordnet den Amesit in die Abteilung der „Schichtsilikate“ ein. Diese ist allerdings weiter unterteilt nach der Struktur der Schichten, so dass das Mineral entsprechend seinem Aufbau in der Unterabteilung „Schichtsilikate (Phyllosilikate) mit Kaolinitschichten, zusammengesetzt aus tetraedrischen und oktaedrischen Netzen“ zu finden ist, wo es zusammen mit Antigorit, Berthierin, Brindleyit, Chrysotil, Cronstedtit, Fraipontit, Greenalith, Karyopilit, Kellyit, Lizardit, Manandonit, Népouit und Pecorait die „Serpentingruppe“ mit der System-Nr. 9.ED.15 bildet.
Die vorwiegend im englischen Sprachraum gebräuchliche Systematik der Minerale nach Dana ordnet den Amesit ebenfalls in die Klasse der „Silikate und Germanate“ und dort in die Abteilung der „Schichtsilikatminerale“ ein. Hier ist er zusammen mit Berthierin, Brindleyit, Cronstedtit, Fraipontit, Kellyit und Manandonit in der „Serpentingruppe (Amesit-Untergruppe)“ mit der System-Nr. 71.01.02c innerhalb der Unterabteilung „Schichtsilikate: Schichten von sechsgliedrigen Ringen mit 1:1-Lagen“ zu finden.
Kristallstruktur
Von Amesit sind drei Polytypen mit trikliner, trigonaler oder hexagonaler Symmetrie bekannt:[4]
Als seltene Mineralbildung konnte Amesit nur an wenigen Orten nachgewiesen werden, wobei weltweit bisher rund 80 Fundstätten dokumentiert sind (Stand 2022).[15] Die Chester Emery Gruben im Hampden County sind die bisher einzigen gesicherten Fundstätten in Massachusetts. Ein weiterer möglicher Fund im Steinbruch Osborne Soapstone bei Blandford (ebenfalls Hampden Co.) wurde bisher nicht bestätigt. Daneben fand sich das Mineral in den Vereinigten Staaten noch in der Lagerstätte St. Anthony im Pinal County von Arizona, an mehreren Orten in Kalifornien, bei Cotopaxi im Fremont County von Colorado, bei Plainfield in New Hampshire sowie im Bergbaubezirk Ducktown im Polk County und in den „Clarks Hollow“-Kimberliten im Union County in Tennessee.[16]
Der bisher einzige bekannte Fundort in Deutschland ist das ehemalige, aufgelassene Bergwerk Brefeld bei Tarthun im Salzlandkreis von Sachsen-Anhalt.[17]
In Österreich fand sich Amesit gesichert bisher nur in Mineralproben vom Oberen Stinkersee bei Illmitz im Burgenland und am Lohninger Bruch im Hüttwinkltal, einem Teil des Raurisertals im Salzburger Land.
Weitere Fundorte liegen unter anderem in Australien, Bolivien, Brasilien, China, der Dominikanischen Republik, Finnland, Frankreich, Griechenland, Indonesien, Irland, Italien, Japan, Kasachstan, Madagaskar, Norwegen, Polen, Portugal, Rumänien, Russland, Sambia, Schweden, Spanien, Südafrika und Ungarn.[16]
C. U. Shepard: Order XI. Talcite. Amesine. In: Catalogue of minerals found within about 75 miles of Amherst College, Ms Amherst. 1876, S.4 (englisch, rruff.info [PDF; 222kB; abgerufen am 29. Januar 2022]).
Benjamin Kendall Emerson: A Mineralogical Lexicon of Franklin, Hampshire, and Hampden Counties, Massachusetts. In: Bulletin of the United States Geological Survey. Nr.126, 1895, doi:10.3133/b126 (englisch, pubs.usgs.gov [PDF; 12,6MB; abgerufen am 30. Januar 2022]).
R. Steadman, P. M. Nuttall: The crystal structure of amesite. In: Acta Crystallographica. Band15, 1962, S.510–511, doi:10.1107/S0365110X56001339 (englisch).
Cynthia S. Anderson, S. W. Bailey: A new cation ordering pattern in amesite-2H2. In: American Mineralogist. Band66, 1981, S.185–195 (englisch, rruff.info [PDF; 1,8MB; abgerufen am 31. Januar 2022]).
Andrzey Wiewióra, José A. Rausell-Colom, Teresa García-González: The crystal structure of amesite from Mount Sobotka: A nonstandard polytype. In: American Mineralogist. Band76, 1991, S.647–652 (englisch, rruff.info [PDF; 452kB; abgerufen am 31. Januar 2022]).
David Barthelmy: Amesite Mineral Data. In: webmineral.com. Abgerufen am 29. Januar 2022 (englisch).
Amesite search results. In: rruff.info. Database of Raman spectroscopy, X-ray diffraction and chemistry of minerals (RRUFF); abgerufen am 29. Januar 2022 (englisch).
↑C. U. Shepard: Order XI. Talcite. Amesine. In: Catalogue of minerals found within about 75 miles of Amherst College, Ms Amherst. 1876, S.4 (englisch, rruff.info [PDF; 222kB; abgerufen am 29. Januar 2022]).
↑ abcHugo Strunz, Ernest H. Nickel: Strunz Mineralogical Tables. Chemical-structural Mineral Classification System. 9. Auflage. E. Schweizerbart’sche Verlagsbuchhandlung (Nägele u. Obermiller), Stuttgart 2001, ISBN 3-510-65188-X, S.677–678 (englisch).
↑ abcdefghi
Amesite. In: John W. Anthony, Richard A. Bideaux, Kenneth W. Bladh, Monte C. Nichols (Hrsg.): Handbook of Mineralogy, Mineralogical Society of America. 2001 (englisch, handbookofmineralogy.org [PDF; 71kB; abgerufen am 29. Januar 2022]).
↑ ab
Stefan Weiß: Das große Lapis Mineralienverzeichnis. Alle Mineralien von A – Z und ihre Eigenschaften. Stand 03/2018. 7., vollkommen neu bearbeitete und ergänzte Auflage. Weise, München 2018, ISBN 978-3-921656-83-9.
↑ abcdefAmesite. In: mindat.org. Hudson Institute of Mineralogy, abgerufen am 29. Januar 2022 (englisch).
↑Hans Jürgen Rösler: Lehrbuch der Mineralogie. 4. durchgesehene und erweiterte Auflage. Deutscher Verlag für Grundstoffindustrie (VEB), Leipzig 1987, ISBN 3-342-00288-3, S.576.