Pecorait kristallisiert im monoklinen Kristallsystem und entwickelt gebogene Täfelchen, Röhrchen oder Spiralen bis etwa 4 µm Größe, kommt aber auch in Form körniger Aggregate bis etwa 5 mm Größe vor. Das durchsichtige bis durchscheinende Mineral ist von dunkelgrüner bis blaugrüner Farbe. Seine Strichfarbe ist dagegen eher blassgrün. Die Kristalloberflächen weisen einen glasähnlichen Glanz auf.
Die Analyse und Erstbeschreibung des Minerals erfolgte durch George T. Faust, Joseph J. Fahey, Brian Mason und Edward J. Dwornik, die es nach William Thomas Pecora (1913–1972), dem damaligen Direktor der United States Geological Survey (USGS), benannten. Das Mineralogenteam sandte die Untersuchungsergebnisse und den gewählten Namen 1969 zur Prüfung an die International Mineralogical Association (interne Eingangs-Nr. der IMA: 1969-005[1]), die den Pecorait als eigenständige Mineralart anerkannte. Im Jahr darauf wurde die Erstbeschreibung in der Fachzeitschrift Science publiziert.
Die von der IMA zuletzt 2009 aktualisierte[11]9. Auflage der Strunz’schen Mineralsystematik ordnet den Pecorait ebenfalls in die Abteilung der „Schichtsilikate“ ein. Diese ist allerdings weiter unterteilt nach der Struktur der Schichten, so dass das Mineral entsprechend seinem Aufbau in der Unterabteilung „Schichtsilikate (Phyllosilikate) mit Kaolinitschichten, zusammengesetzt aus tetraedrischen und oktaedrischen Netzen“ zu finden ist, wo es zusammen mit Amesit, Antigorit, Berthierin, Brindleyit, Chrysotil, Cronstedtit, Fraipontit, Greenalith, Karyopilit, Kellyit, Lizardit, Manandonit und Népouit die „Serpentingruppe“ mit der System-Nr. 9.ED.15 bildet.
Auch die vorwiegend im englischen Sprachraum gebräuchliche Systematik der Minerale nach Dana ordnet den Pecorait in die Klasse der „Silikate und Germanate“ und dort in die Abteilung der „Schichtsilikatminerale“ ein. Hier ist er zusammen mit Chrysotil, Klinochrysotil, Orthochrysotil und Parachrysotil in der „Serpentingruppe (Chrysotil-Untergruppe)“ mit der System-Nr. 71.01.02d innerhalb der Unterabteilung „Schichtsilikate: Schichten von sechsgliedrigen Ringen mit 1:1-Lagen“ zu finden.
Kristallstruktur
Pecorait kristallisiert im monoklinen Kristallsystem mit den Gitterparameterna = 5,26 Å; b = 9,16 Å; c = 14,7 Å und β = 92° sowie vier[5][6]Formeleinheiten pro Elementarzelle.[3] Den meisten Quellen zufolge sind weder Kristallklasse (Punktgruppe) noch Raumgruppe definiert. Allerdings gibt die Mineraldatenbank Webmineral die Kristallklasse mit monoklin-prismatisch; 2/m und die Raumgruppe mit C2/m (Nr. 12)Vorlage:Raumgruppe/12 an.[4]
Modifikationen und Varietäten
Die Verbindung Ni6[(OH)8|Si4O10] ist dimorph und kommt in der Natur neben dem monoklin kristallisierenden Pecorait noch als orthorhombisch kristallisierender Népouit vor.
Als seltene Mineralbildung konnte Pecorait nur an wenigen Orten nachgewiesen werden, wobei weltweit bisher rund 40 Vorkommen dokumentiert sind (Stand 2022).[12] Seine Typlokalität, der in Westaustralien entdeckte Wolf-Creek-Meteorit, ist dabei der bisher einzige bekannte Pecoraitfund in einem Meteoriten.
In Deutschland fand sich Pecorait bisher in der Kupfer-Kobalt-Nickel-Grube Grüne Au bei Schutzbach im Landkreis Altenkirchen (Westerwald) in Rheinland-Pfalz, im Diabas-Steinbruch „Reimersgrün“ bei Limbach und in der ehemaligen Nickel-Grube Hans Georg bei Röttis im Vogtlandkreis von Sachsen und im Diabas-Steinbruch „Rentzschmühle“ bei Cossengrün im thüringischen Landkreis Greiz.
Weitere bekannte Fundorte liegen unter anderem in Kanada, der Dominikanischen Republik, Frankreich, Griechenland, Italien, Marokko, Russland, der Slowakei, Südafrika, Südkorea, der Türkei und in verschiedenen Staaten der USA (Arizona, Kalifornien, Michigan, Missouri, New York, Oregon, Vermont).[13]
George T. Faust, Joseph J. Fahey, Brian Mason, Edward J. Dwornik: Pecoraite, Ni6Si4O10(OH)8, nickel analog of clinochrysotile, formed in the Wolf Creek meteorite. In: Science. Band165, Nr.3888, 1969, S.59–60, doi:10.1126/science.165.3888.59 (englisch).
Michael Fleischer: New mineral names. In: American Mineralogist. Band54, 1969, S.1737–1742 (englisch, rruff.info [PDF; 439kB; abgerufen am 15. Juni 2022] hier: S. 1740–1741).
↑ abcdHugo Strunz, Ernest H. Nickel: Strunz Mineralogical Tables. Chemical-structural Mineral Classification System. 9. Auflage. E. Schweizerbart’sche Verlagsbuchhandlung (Nägele u. Obermiller), Stuttgart 2001, ISBN 3-510-65188-X, S.677 (englisch).
↑ abcDavid Barthelmy: Pecoraite Mineral Data. In: webmineral.com. Abgerufen am 15. Juni 2022 (englisch).
↑ abcdefg
Pecoraite. In: John W. Anthony, Richard A. Bideaux, Kenneth W. Bladh, Monte C. Nichols (Hrsg.): Handbook of Mineralogy, Mineralogical Society of America. 2001 (englisch, handbookofmineralogy.org [PDF; 74kB; abgerufen am 15. Juni 2022]).
↑ abcdefPecoraite. In: mindat.org. Hudson Institute of Mineralogy, abgerufen am 15. Juni 2022 (englisch).
↑ abcd
Stefan Weiß: Das große Lapis Mineralienverzeichnis. Alle Mineralien von A – Z und ihre Eigenschaften. Stand 03/2018. 7., vollkommen neu bearbeitete und ergänzte Auflage. Weise, München 2018, ISBN 978-3-921656-83-9.