Albin Grau studierte an der Kunstakademie Dresden und diente während des Ersten Weltkriegs an der Ostfront. Wieder in Berlin, wurde er in die esoterischen Kreise der Berliner Gesellschaft eingeführt und Großmeister der Loge der Lichtsuchenden Brüder. Grau arbeitete als Werbegrafiker und Gestalter von Filmplakaten, u. a. für die Grete-Ly-Filmproduktion und den Norddeutschen Lloyd.
Mit Hilfe des Kaufmanns Enrico Dieckmann gründete er 1921 die Prana-Film, für die er das Yin-und-Yang-Symbol als Logo wählte. Bereits ein Jahr zuvor, als Grau die Filmplakate für den Film Der Gang in die Nacht entwarf, hatte er Friedrich Wilhelm Murnau kennengelernt. Es gelang ihm, Murnau für sein Projekt eines Vampirfilms als Regisseur zu gewinnen. Grau selbst übernahm bei Nosferatu – Eine Symphonie des Grauens die künstlerische Leitung und entwarf Dekorationen, Kostüme und zahlreiche Werbegrafiken.
Als 1922 die Witwe Bram Stokers die Prana-Film verklagte, weil diese die Rechte an Stokers Roman Dracula, der als Grundlage für Nosferatu diente, nicht ordnungsgemäß erworben hatte, geriet die Firma in erhebliche finanzielle Schwierigkeiten und meldete schließlich Konkurs an. 1924 wurde die Vernichtung aller Negative und Kopien von Nosferatu gerichtlich angeordnet.
Bereits 1923 gründete Dieckmann die Pan-Film GmbH; basierend auf einer Idee Graus, produzierte sie den Film Schatten. Grau selbst entwarf erneut die Dekorationen und Kostüme. Arthur Robison wurde mit der Regie betraut, nachdem Murnau aufgrund seines Exklusivvertrages mit dem Produzenten Erich Pommer nicht verpflichten werden konnte. Auch für die UFA arbeitete Grau als Ausstatter, so an Robisons Pietro, der Korsar und Lupu PicksDas Haus der Lüge. Ein weiterer Film mit dem Titel Ritter Blaubart, für welchen Grau bereits die Szenenbilder entworfen hatte, wurde jedoch nicht abgeschlossen.
Auf der Weida-Konferenz lernte Grau 1925 den britischen Okkultisten Aleister Crowley kennen. Nachdem Grau 1925 einen Dokumentarfilm über den Deutschlandaufenthalt Crowleys gedreht hatte, zog er sich aus dem Filmgeschäft zurück und widmete sich fortan okkulten Studien. Um 1925 war er als „Frater Pacitius“ Leiter der Berliner Loge der Pansophia und Mitarbeiter der Fraternitas-Saturni-Zeitschrift Saturn Gnosis, die von dem Buchhändler Gregor A. Gregorius herausgegeben wurde,[2] und für die er bis Anfang der 1930er Jahre Artikel schrieb.
Grau arbeitete im Zweiten Weltkrieg als technischer Zeichner und spielte eine wichtige Rolle im Wehrmacht-Kraftfahrtwesen.[3]
Bis zu seinem Tod lebte Grau im oberbayerischen Bayrischzell (Pension Grau). Bilder des Künstlers hängen heute unter anderem im dortigen Bürgermeisterzimmer und im Hotel Wendelstein.[4]
Schriften
Der Weg ins ewige Schweigen. Erschienen in der Zeitschrift Oriflamme. Nr. 133 ff., 1973, ZDB-ID 347645-5.
Im Film Shadow of the Vampire aus dem Jahr 2000, in dem eine fiktive Geschichte zur Entstehung von Nosferatu erzählt wird, spielt Udo Kier die Figur des Albin Grau.
Kay Weniger: „Es wird im Leben dir mehr genommen als gegeben …“. Lexikon der aus Deutschland und Österreich emigrierten Filmschaffenden 1933 bis 1945. Eine Gesamtübersicht. Acabus-Verlag, Hamburg 2011, ISBN 978-3-86282-049-8, S. 213.
Loy Arnold, Michael Farin, Hans Schmid: Nosferatu. Eine Symphonie des Grauens. Belleville, München 2000, ISBN 3-933510-42-2.
Alexander Popiol, Raimund Schrader: Gregor A. Gregorius. Mystiker des dunklen Lichts. Esoterischer Verlag Paul Hartmann u. a., Bürstadt u. a. 2007, ISBN 3-932928-40-7.
Albin Graus geisteswissenschaftlicher und künstlerischer Nachlass mit Dokumentationsmaterial zu «Nosferatu» (Skizzen zu Szenenbildern, fotografische Dokumente sowie grafische Entwürfe) befindet sich in der Kantonsbibliothek Appenzell Ausserrhoden (Schweiz)
Vier Aquarelle (Rotoskopien) Albin Graus aus dem Jahre 1921 mit "Nosferatu"-Motiven befinden sich in der theater- und filmgeschichtlichen Sammlung Gerd J. Pohl, Bergisch Gladbach
↑ Im Filmdienst 16/2014, S. 31 bestreitet Rolf Giesen, dass Grau von den Nationalsozialisten verfolgt worden sei oder in die Schweiz emigrierte. Als Beleg zitiert auch er die bereits im Merkurartikel erwähnte Dissertation von Stefan Strauß „Albin Grau - Biografie und Œuvre“ (Ruhr-Uni Bochum, 2010), die als Buch im belleville-Verlag erschienen ist.