Bram Stoker wurde als drittes von sieben Kindern in Marino Crescent (damals in Clontarf bei Dublin, heute Dublin-Fairview) geboren. Er war bis zu seinem siebten Lebensjahr krank und konnte alleine weder stehen noch gehen. Diese traumatische Erfahrung spiegelt sich in seiner literarischen Arbeit wider. Ewiger Schlaf und die Wiederauferstehung der Toten, das zentrale Thema von Dracula, waren deshalb von großer Bedeutung für ihn.
Nicht nur seine Krankheit war ein Rätsel, sondern auch seine Genesung war ein Wunder für seine Ärzte.
Danach wurde er sogar Athlet und Fußballstar am Trinity College in Dublin, wo er von 1864 bis 1870 Geschichte, Literatur, Mathematik und Physik studierte. Anschließend wurde er Beamter bei der Dienstaufsichtsbehörde der Justizverwaltung in Dublin Castle (wo auch sein Vater tätig war), was ihn aber nicht zufriedenstellte. Stoker schrieb während dieser Zeit ein Handbuch für Vorsitzende bei Schnellgerichtsverfahren („magistrates' courts“ oder „petty courts“).
Stoker heiratete 1878 Florence Balcombe, eine Nachbarin aus Clontarf, die auch von Oscar Wilde umworben wurde. Er zog mit ihr in den Londoner Stadtteil Chelsea, wo er als Manager von Irvings Lyceum Theatre arbeitete. Durch die Arbeit für Irving wurde er in die Londoner „High Society“ eingeführt, wo er unter anderem auf James McNeill Whistler und Sir Arthur Conan Doyle traf. Im Gefolge von Irving bereiste Stoker die Welt. Daneben besserte er als Buchautor sein Einkommen auf. Silvester 1879 wurde der Sohn Irving Noel geboren.
Bram Stoker erlebte den großen Erfolg seines Romans Dracula nicht mehr. Er starb nach mehreren Schlaganfällen in finanziell bescheidenen Verhältnissen 1912 in London; einige Quellen nennen als Todesursache Überarbeitung. Stokers Leichnam wurde im Golders Green Crematorium eingeäschert, die gemeinsame Urne für ihn und seinen Sohn befindet sich noch heute dort. Sein Neffe Daniel Farson behauptete in einer Biographie, Stoker sei an Syphilis gestorben, wofür es aber keinen Beleg gibt.
Stoker wuchs als Protestant in der Church of Ireland auf. Er unterstützte die Liberal Party und interessierte sich sehr für irische Politik.[1] Er unterstützte ein durch friedliche Mittel herbeigebrachtes Home Rule für Irland. Er blieb ein leidenschaftlicher Monarchist, der glaubte, dass Irland im britischen Empire bleiben sollte, denn er sah das Empire als eine Macht, die Gutes brachte. Er war Bewunderer des Premierministers William Ewart Gladstone, den er persönlich kannte, und unterstützte dessen Pläne für Irland.[2]
Als Gründerväter des modernen Vampirmythos können John Polidori, Joseph Sheridan Le Fanu und Bram Stoker betrachtet werden. Während erstere das generelle Interesse an der Figur des Vampirs weckten, war es Bram Stoker, der das konkrete Bild des Vampirs prägte.
„Effektvoll ist Dracula vor allem wegen seiner Mischung aus naturalistischer Schilderung und bigotter Betulichkeit. Seine Figuren vergießen viele Tränen, sind aber in kritischen Situationen so hart wie James Bond.“
Deutsch: Die sieben Finger des Todes. Übersetzt von Ingrid Rothmann. Bastei Lübbe (Phantastische Literatur #72002), Bergisch Gladbach 1981, ISBN 978-3-404-72002-6.
The Man, auch The Gates of Life, 1905
Lady Athlyne, 1908
The Lady of the Shroud, 1909
The Lair of the White Worm, 1911. Foulsham, London, später auch als The Garden of Evils. (Verfilmt 1988 als Der Biss der Schlangenfrau)
Deutsch: Das Schloss der Schlange. Übersetzt von Ingrid Rothmann. Bastei Lübbe (Phantastische Literatur #72009), Bergisch Gladbach 1981, ISBN 978-3-404-72009-5.
Kurzgeschichten
Under the Sunset (1881), Märchen für Kinder
Snowbound: The Record of a Theatrical Touring Party (1908)
Dracula’s Guest and Other Weird Stories (1914), Routledge & Sons, London (acht Kurzgeschichten, posthum veröffentlicht von seiner Witwe Florence Stoker)
dt. Draculas Gast. Sechs Gruselgeschichten, Diogenes, Zürich 1968
auch Im Haus des Grafen Dracula. Erzählungen, Hanser, München 1974
Schöpfer der Schatten. Fantastische Erzählungen, Band 1, Festa, Leipzig 2022
Das Begräbnis der Ratten. Fantastische Erzählungen, Band 2, Festa, Leipzig 2022
Weitere Geschichten
Bridal of Dead (alternatives Ende zu The Jewel of Seven Stars)
Buried Treasures
The Chain of Destiny
The Crystal Cup
The Dualitists; or, The Death Doom of the Double Born
Lord Castleton Explains (Kapitel zehn von The Fate of Fenella)
The Gombeen Man (Kapitel drei von The Snake’s Pass)
In the Valley of the Shadow
The Man from Shorrox
Midnight Tales
The Red Stockade
The Seer (Kapitel eins und zwei von The Mystery of the Sea)
The Watter's Mou‘
Sachliteratur
The Duties of Clerks of Petty Sessions in Ireland (1879)
A Glimpse of America (1886)
Personal Reminiscences of Henry Irving (1906)
Famous Impostors (1910)
Aktuelle deutsche Ausgaben (Auswahl)
Dracula (übersetzt von Karl B. Leder), Insel (it), Frankfurt am Main 1983, ISBN 978-3-458-32786-8
Das Geheimnis der See (übersetzt von Alexander Pechmann), mareverlag, Hamburg 2024, ISBN 978-3-86648-704-8
Literatur
Barbara Belford: Bram Stoker. A Biography of the Author of „Dracula“. Alfred A. Knopf, New York 1996, ISBN 0-679-41832-6.
Jörg Drews: Bram Stoker. In: Heinz Ludwig Arnold (Hrsg.): Kindlers Literatur Lexikon, Band 15. 3. Auflage, Metzler, Stuttgart / Weimar 2009, ISBN 978-3-476-04000-8, S. 614–617.
Daniel Farson: The Man Who Wrote Dracula, The Life Story of Bram Stoker. New York 1976.
Lisa Hopkins: Bram Stoker : a literary life. Palgrave Macmillan, Basingstoke [u. a.], 2007, ISBN 978-1-4039-4647-8.
Uli Jung: Dracula: filmanalytische Studien zur Funktionalisierung eines Motivs der viktorianischen Populärliteratur (= Filmgeschichte international, 4). WVT Wissenschaftlicher Verlag, Trier 1997, ISBN 3-88476-259-1 (Dissertation Universität Trier 1997).
Elke Klemens: Dracula und „seine Töchter“: die Vampirin als Symbol im Wandel der Zeit (= Beziehungen Mannheimer Beiträge zur Sprach- und Literaturwissenschaft, 60). Narr, Tübingen 2004, ISBN 978-3-8233-6061-2 (Dissertation Universität Mannheim 2003, 324 Seiten).
Carol Margaret Davison (Hrsg.): Bram Stoker’s Dracula. Sucking Through the Century 1897–1997. Dundurn Press, Toronto 1997, ISBN 1-55002-279-2.
Paul Murray: From the shadow of Dracula : a life of Bram Stoker. Cape, London [u. a.] 2004, ISBN 0-224-04462-1.
Dokumentationen
Dracula lebt – Das Vermächtnis des Grafen, ZDF, 2011[6]
↑Ainsworth, Sir John (Francis), (4 Jan. 1912–30 April 1981), Inspector, Irish Manuscripts Commission, since 1943. In: Who Was Who. Oxford University Press, 1. Dezember 2007, doi:10.1093/ww/9780199540884.013.u161385.
↑Trevor Ravenscroft: The spear of destiny : the occult power behind the spear which pierced the side of Christ. 1st American pbk. ed Auflage. S. Weiser, York Beach, Me. 1982, ISBN 0-87728-547-0.
↑Jörg Drews: Art. Bram Stoker. In: Heinz Ludwig Arnold (Hrsg.): Kindlers Literatur Lexikon, Band 15. 3. Auflage, Metzler, Stuttgart/Weimar 2009, ISBN 978-3-476-04000-8, S. 614–617, hier 616.