Frutiger war der Sohn eines Handwebers.[4] Nach einer Schriftsetzerlehre bei der Interlakner Buch und Kunstdruckerei Otto Schlaefli (heute Verlag Schlaefli & Maurer AG)[5] und einem Studium an der Kunstgewerbeschule Zürich (1949–1951) bei Alfred Willimann und Walter Käch (Diplomarbeit: Die europäische Schriftentwicklung vom Griechischen Lapidar-Alphabet bis zu Renaissance-Schriften) arbeitete Frutiger zunächst als Grafiker in Zürich. 1952 wurde er Mitarbeiter der Pariser Schriftgiesserei Deberny & Peignot, 1962 gründete Frutiger sein eigenes Grafikatelier in Arcueil bei Paris, zusammen mit Bruno Pfäffli und André Gürtler. Mehrere Jahre lehrte er nebenberuflich an der École Estienne und der École Nationale Supérieure des Arts Décoratifs. Ab 1992 lebte er in Bremgarten bei Bern.[6]
Seine zwei bekanntesten Schriften sind die serifenlose Linear-AntiquaUnivers und die für den Pariser Flughafen Charles de Gaulle entworfene Roissy, eine frühe Form der Frutiger. Daneben gestaltete Frutiger zahlreiche weitere Schriften, wie die Avenir, Centennial, Iridium, Meridien und Serifa. Seine auf Maschinenlesbarkeit optimierte OCR-B wurde 1973 zum ISO-Standard erhoben.
Frutigers 1978 erschienenes Buch Der Mensch und seine Zeichen gilt als Standardwerk zur Zeichentheorie für die praktische grafische Anwendung, zum Beispiel für die Gestaltung eines Logos. Das Buch wurde in sieben Sprachen übersetzt und veröffentlicht.
Seit 2003 werden Verkehrsschilder in der Schweiz mit der Schriftart ASTRA-Frutiger Standard und der etwas breiteren ASTRA-Frutiger Autobahn beschriftet.[7]
Frutiger war zweimal verheiratet. Seine erste Frau, Paulette Flückiger, starb 1954 nach der Geburt des gemeinsamen Sohns Stéphane. 1955 heiratete er die Theologin Simone Bickel und hatte mit ihr die Töchter Anne-Sylvie und Annik. Die fünfköpfige Familie wohnte in Montrouge und dann in einem Bauernhaus in Challet.[8] Anne-Sylvie beging 1972 im Alter von 16 Jahren und Annik 1980 im Alter von 22 Jahren Suizid.[8] In ihrem Andenken gründeten die Eltern die Stiftung Fondation Adrian et Simone Frutiger, die neuropsychologische und neuropsychiatrische Forschung unterstützt.[9] Simone verstarb 2008.[10]
Schriftentwürfe (Auswahl)
Folgende Schriften wurden von Adrian Frutiger entwickelt:
1993: Grand Prix National de la Culture, Section Arts Graphiques, Paris
2006: Sota-Award für das Lebenswerk
2007: Preis Designer 2007 des Bundesamtes für Kultur der Schweizerischen Eidgenossenschaft für die Prägung der visuellen Umgebung von Millionen von Menschen
2013: Kulturpreis des Berner Oberlandes für das Lebenswerk
Werke (Auswahl)
Der Mensch und seine Zeichen. Textbearbeitung von Horst Heiderhoff. 3 Bände. D. Stempel, Frankfurt am Main 1978/1979/1981; Kurzfassung: Marix, Wiesbaden 2006, ISBN 3-86539-907-X.
Erich Alb (Hrsg.): Adrian Frutiger – Formen und Gegenformen / Forms and Counterforms. Syndor, Cham 1998, ISBN 3-908257-02-6.
Anja Bodmer, Jürg Brühlmann: Read Me – mit Adrian Frutiger durch die Welt der Zeichen und Buchstaben. Hochparterre, Zürich 2008, ISBN 978-3-909928-09-5.
Anne Cuneo: Adrian Frutiger – Schriftengestalter. DVD. 2005, OCLC315110710.
Schweizerische Stiftung Schrift und Typographie, Heidrun Osterer, Philipp Stamm (Hrsg.): Adrian Frutiger – Schriften. Das Gesamtwerk. Birkhäuser, Basel 2008, ISBN 978-3-7643-8576-7.
↑Ulf Erdmann Ziegler. Schrift und Zärtlichkeit. Zum Tode des Schweizer Typographen Adrian Frutiger. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 14. September 2015. Seite 13