Seit Beginn des 14. Jahrhunderts war Schwirsen ein Flemming'sches Lehen. 1716 vereinigte Reichsgraf Bogislaw Bodo von Flemming die drei verschiedenen Linien gehörenden Anteile. Zwischen 1718 und 1730 ließ Bogislaw Bodo von Flemming das Gutshaus zu Schwirsen (polnisch: dwór myśliwski) von Johann Andreas Hase aus Stargard erbauen. 1734 kam das Gutsdorf durch Erbschaft an die Grafen von Wartensleben. Zuletzt gehörte es den Freiherren von Rüxleben.
Gegen Ende des Zweiten Weltkriegs rückte die Rote Armee am 4. und 5. März 1945 rasch in Richtung der Oder und des Stettiner Haffs vor. Staarz, Stuchow und Schwirsen wurden bereits am 5. März von sowjetischen Panzern, die aus der Richtung von Greifenberg kamen, erreicht. Während Stuchow und Schwirsen am 4. März um 21 Uhr vom Kreisbauernführer Treck-Erlaubnis für den 5. März erhielten, kam der Räumungsbefehl für Staarz zu spät. Die Trecks kamen nur bis in die nächsten Dörfer und mussten dann umkehren. Nach der Rückkehr begann das schwere Schicksal der Frauen, die Männer wurden meist verschleppt.[4]
Nach Kriegsende wurde Schwirsen zusammen mit ganz Hinterpommern unter polnische Verwaltung gestellt.
Schwirsen wurde von den Polen in Świerzno umbenannt.
Die Fachwerkkirche in Schwirsen wurde 1681 von Christian Krone errichtet. 1708 wurde sie nach Westen und 1727 nach Osten verlängert. Den mit Brettern verschalten Dachturm bekrönt eine geschwungene Haube über einem Achteckgeschoss. Mitten in der Kirche befindet sich eine unterirdische ausgemauerte Gruft mit Treppe. In der Gruft stehen die aus Kalkstein gefertigten Sarkophage des Reichsgrafen Bogislaw Bodo von Flemming († 1732) und seiner Gemahlin. Ein seltener und besonders prächtiger Zinksarkophag, der dort ebenfalls gestanden hatte und in dem Georg Ludwig von Flemming, Herr auf Basenthin († 1721), bestattet gewesen war, wurde dem Landesmuseum übereignet.[5]
Im Jahre 1938 wurde eine Flachdecke eingezogen. Der Kanzelaltar von 1727 ist schlicht gehalten, zweietagige bemalte Emporen rahmen ihn ein. Auf der Kanzel über dem Altar stand vor 1945 ein Stundenglas von 1727, mit dessen Hilfe sich der Pastor zeitlich orientieren konnte.[3]
265 Jahre war die Kirche ein evangelisches Gotteshaus. Dann wurde sie infolge des Zweiten Weltkrieges zugunsten der Katholischen Kirche in Polen enteignet. Am 13. Oktober 1946 erhielt sie eine neue Weihe unter der Bezeichnung Kościół św. Trojcy (Dreifaltigkeits-/Trinitatiskirche). Jetzt ist sie Pfarrkirche der neu gebildeten Parafia (Pfarrei) Świerzno.
Kirchengemeinde
Vor 1945 war die Bevölkerung von Schwirsen fast ausnahmslos evangelischer Konfession. Bis 1780 gehörte die Kirchengemeinde Schwirsen innerhalb des Kirchenkreises Cammin zum KirchspielTribsow (heute polnisch: Trzebieszewo), danach zum Kirchspiel Groß Justin (Gostyń). 1784 kam sie zum Kirchspiel Karnitz (Karnice) im Kirchenkreis Treptow a.d. Rega (Trzebiatów), um dann wieder nach Tribsow im Kirchenkreis Cammin (Ostsprengel der KirchenprovinzPommern der Kirche der Altpreußischen Union) zu wechseln, wo sie bis 1945 blieb. Im Jahre 1940 zählte die Kirchengemeinde Schwirsen 250 Gemeindeglieder, die zuletzt von Pfarrer Theodor Weigle (* 25. Dezember 1903, † 13. Dezember 2001) aus Tribsow betreut wurden.
Świerzno ist Sitz der gleichnamigen Landgemeinde, die 1954 aus der Gmina Ganiec (Gahnz, 1945–1946 Gmina Chomino (Kummin)) und der Gmina Gostyń (Groß Justin) gebildet wurde. Mit ihren 140,20 km² steht sie flächenmäßig an 77. Stelle der Gemeinden in der Woiwodschaft Westpommern und nimmt 13,9 % der Fläche des gesamten Powiat Kamieński ein. Die Gmina Świerzno zählt etwa 4.200 Einwohner.
In der Gmina besteht die einheitliche Postleitzahl 72-405.
Im Jahre 1906 wurde die Bahnlinie von Treptow a.d. Rega (Trzebiatów) nach Cammin (Kamień Pomorski) gebaut, die an die bereits 1892 errichtete Strecke von Wietstock (Wysoka Kamieńska) nach Cammin anschloss. Die heutigen Gemeindeteile Jatki (Brendemühl) und Gostyniec (Klein Justin) waren mit eigenen Bahnstationen an diese Strecke angebunden. 1945 wurde der Streckenabschnitt infolge des Krieges stillgelegt, so dass für die Gmina Świerzno heute kein Bahnanschluss mehr besteht.
Literatur
Der Kreis Cammin – Ein pommersches Heimatbuch (zusammengetragen und erarbeitet von Hasso von Flemming-Benz). Würzburg 1970.
Johannes Hinz: Pommern. Wegweiser durch ein unvergessenes Land. Bechtermünz, Augsburg 1996, ISBN 3-86047-181-3.
Hans Moderow: Die Evangelischen Geistlichen Pommerns von der Reformation bis zur Gegenwart. Teil 1: Der Regierungsbezirk Stettin. Niekammer, Stettin 1903.
Heinrich Berghaus: Landbuch des Herzogtums Pommern und des Fürstentums Rügen. Teil II, Band 6, Anklam 1870, S. 439–441 (Online).
Ludwig Wilhelm Brüggemann: Ausführliche Beschreibung des gegenwärtigen Zustandes des Königlich-Preußischen Herzogtums Vor- und Hinterpommern. Teil II, Band 1: Beschreibung der zu dem Gerichtsbezirk der Königlichen Landeskollegien in Stettin gehörigen Kreise. Stettin 1784, S. 44–45, Nr. 40 (Online).